Aber wie verkraften Menschen den ständigen Umgang mit dem Sterben im Beruf? Karl-Heinz Feldmann redet die Aufgabe nicht klein. „Auf der Palliativstation sterben Menschen jeden Alters. Das ist schon eine hohe Herausforderung. Vor allem, wenn Menschen vor ihrer Zeit gehen, wenn sie sich aufbäumen gegen den Tod.“
Seelsorge auf der Palliativstation ist nicht nur für die Sterbenden und ihre Angehörigen gedacht, sondern auch für das Krankenhauspersonal. Karl-Heinz Feldmann verweist auf die vielen Tür- und Angelgespräche, die er als Klinikseelsorger geführt hat. Aber wie ist er selbst mit dieser Herausforderung klargekommen? Trägt ihn sein Glaube? Es geht nicht um wohlfeile Worte, antwortet der Seelsorger. „Es gibt Grenzsituationen, wenn etwa eine Mutter mit drei kleinen Kindern stirbt. Dann stellt sich mir schon die Warum-Frage. Dann klingt ein Gebet mehr nach einer Frage als nach einer Antwort.“ Dennoch hätte er ohne seinen Glauben so eine Arbeit mehr als 20 Jahre lang nicht machen können. Zudem erlebte er in der Klinikseelsorge Verwandlungsprozesse. „Für mich ist es ein tiefes Geheimnis, dass es eine Kraft im Menschen gibt, die es ihm gelingen lässt, diesen Weg zu gehen. Es ist ein Geheimnis, dass wir im Sterben auf etwas Größeres zugehen.“ Feldmann spricht von ungefähr 80 Prozent der Sterbefälle, bei denen er diese Kraft, diese Verwandlung, erlebt hat. „Auch bei nicht-religiösen Menschen, die dafür gar keine Vokabeln, keine Gottesbilder hatten. Das ist eine verblüffende Erfahrung. Das ist etwas, auf das ich mich in meiner Arbeit zunehmend verlassen konnte.“
In seiner passiven Altersteilzeit bleibt Karl-Heinz Feldmann seinem Einsatz für die Seelsorge in der palliativen Versorgung treu. Zusammen mit einem Kollegen ist er sehr eingebunden in die Aus- und Fortbildung von Seelsorgern auf diesem Gebiet. Ein großes Anliegen ist ihm, dass Seelsorge und Spiritual Care in der Palliativversorgung eine offizielle Anerkennung als Fachweiterbildung bekommen, dass dieser Dienst vielleicht in Zukunft auch von den Krankenkassen mit abgerechnet werden kann. Dafür sei die fachliche Qualifikation eine Voraussetzung.
Dass die Kirche die Krankenhausseelsorge wie bisher finanziert, darauf sei kein Verlass, so der Pastoralreferent. Im Bistum Mainz etwa sei im Zuge des Strukturprozesses Pastoraler Weg abzusehen, dass auch bei der Krankenhausseelsorge eingespart wird. „Geplant ist, dass bis 2030 von den sechseinhalb Klinikseelsorger-Stellen in Mainz, an der Universitätsmedizin und dem Marienhaus Klinikum, nur drei bis vier übrigbleiben.“ Schon die bisherige Arbeit erfolge nicht flächendeckend, 2030 werde sich dies verschärfen. „Mit dem Ehrenamt kann das nicht kompensiert werden, denn es braucht Fachkompetenz“, ist Feldmann überzeugt.