Verkündigung des Herrn an Maria

Relief-Verkündigung-Maria (c) Norbert Rau
Relief-Verkündigung-Maria
Datum:
Sa. 4. Dez. 2021
Von:
Matthias Kirsch

W o r a u f   schauen S i e

Das Relief „Verkündigung des Herrn“ von 1487gehört zu den spätgotischen Bildwerken aus dem ehemaligen Kreuzgang des Domstiftes.

Dargestellt ist das Geschehen unter einem gotischen Spitzbogen (Eselsrückenbogen) mit vier eingefügten Prophetenfiguren - ein Hinweis auf prophetische Weissagungen zum Heilsplan Gottes in den alten Schriften - Sieben Figuren rahmen das Relief ein, drei rechts und vier links, die meisten unbekannt - bekannt sind rechts Barbara und Andreas, links, knieend der Stifter.

Der Betrachter schaut in eine mittelalterliche Kammer, im Hintergrund an der Wand ein Bücherregal - vielleicht ein Hinweis auf Bildung der Bewohnerin? - Im Raum sieht er eine junge Frau, sitzend mit einem Buch in der Hand, und einen knieenden Engel, der sich ihr zuwendet – eine Begegnung auf Augenhöhe, weil sich da jemand herabbeugt…?

D i e   B o t s c h a f t

Es wirkt wie eine in Stein gehauene Interpretation der Verkündigungsszene aus dem Evangelium des Lukas (1,26-38):

[Es] wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

D i e R e a k t i o n

Maria erschrak über die Anrede des Engels und begann, über die Bedeutung des Grußes nachzudenken: Maria hinterfragte die Worte des Engels, sie möchte die Botschaft verstehen.

Erinnerte sie sich jetzt wohl auch an Worte des Propheten Jesaja?

Siehe, die Jungfrau hat empfangen, sie gebiert einen Sohn und wird ihm den Namen Immanuel [ Gott mit uns] geben ... (Jes.7,14).

Maria überlegte wohl auch, was diese Ankündigung des Engels für ihr persönliches Leben bedeuten würde: schwanger werden, ein Kind bekommen … und was das wohl für Josef, ihren Verlobten. bedeutete ... ?

Und sie fragte den Engel: Wie soll das geschehen, da ich mit keinem Mann geschlafen habe? (andere Übersetzung: „keinen Mann erkannt habe“) Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden… Denn für Gott ist nichts unmöglich.

Wieviel von dieser Botschaft hat Maria verstanden? Was verstehen wir heute noch davon?

Der Heilige Geist kommt über Dich – die Kraft des Höchsten überschattet dich?  Geschieht dies heute noch – irgendjemandem – Ihnen - uns?

Trotz allem vertraute Maria den Worten des Engels und war bereit, sich in Gottes Dienst zu stellen. Sie sagte zu dem Engel: Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

     

A D V E N T  

Der Engel hatte Maria die Botschaft Gottes gebracht. Den Hinweis auf den

Lenker des Geschehens gibt ein Brustrelief in der Spitze des Bogens: Gott-Vater mit der Weltkugel in der einen und dem Zepter in der anderen Hand zeigt.

Für den Betrachter wird deutlich: Hier in der Verkündigung geschieht Weltbedeutendes unter den lenkenden und führenden Augen und Händen Gottes.