Zur Bedeutung der Ikone in der orthodoxen Kirche

Ikonen - Fenster der Ewigkeit

Ikonen-Interprationen-Ausstellungsstücke-Überblick (c) Kurator Jan Fiedler, Wien
Ikonen-Interprationen-Ausstellungsstücke-Überblick
Datum:
Fr. 4. März 2022
Von:
Diakon Matthias Kirsch

Die Ikone ist nicht bloß ein Bild oder ein Porträt, sondern sie soll das Unsichtbare sichtbar machen.

In der Ikone wird einerseits das leibliche, erfahrbare Antlitz der Person abgebildet und zugleich das geistliche Antlitz zum Ausdruck gebracht. Die Ikone gibt etwas von der Heiligkeit wieder, die in den Personen gewirkt hat (Hl. Johannes von Shanghai). In der Ikone kommen himmlische und irdische Welt zusammen. Die Verehrung gilt letztlich Gott, der in einem menschlichen Antlitz aufleuchtet (Vater Johannes Nothaas, Fenster zur Ewigkeit).

Der Ikonograph gestaltet sein Werk

meditativ in Gebet und Besinnung. Er malt nicht das Bild, sondern er

schreibt die Ikone. Er ist also bemüht in seinem Werk etwas Übernatürliches auszudrücken, er

verkündet das Wort Gottes in seiner Kunst. Das was es darstellt, ist nicht von ihm, sondern wurde ihm anvertraut, ist

nicht sein Eigenes, sondern kommt von Gott. Wie der Prediger nicht sich selbst verkünden darf, sondern Gottes Wort und frohe Botschaft, so darf der Ikonograph nicht nur Künstler sein, sondern ebenfalls Gottes Wort, Wirken und Botschaft in seinem Werk verkünden.

von der Kirche geweiht. Da die Ikone visuelle Verkündigung des Evangeliums und des Glaubens ist, entzieht sie sich der völlig freien Gestaltung. Es ist Aufgabe der Kirche über den Glauben und die Glaubenswahrheit zu wachen und ihn vor Fälschungen zu bewahren. Daher wird eine Bild erst durch die Weihe zur Ikone.

vergegenwärtigen ihre Urbilder. Die Bilder stehen für die Personen und Ereignisse der Vergangenheit und machen sie gegenwärtig. Sie verweisen auf die dargestellte hl. Person und darauf, dass durch diese Person Christus in der Welt gewirkt hat.

vom Gläubigen gelesen. Die Ikone soll den Betrachter direkt ansprechen und fordert von ihm eine Reaktion. Die Ikone will „die Seele zur himmlischen Höhe führen…das Gebet hervorrufen, das Bedürfnis sich zu verneigen“ (hl. Johannes von Shanghai).

Legt man diese Maßstäbe zugrunde, so sind die Werke Vera Klimentyevas aus orthodoxer Sicht keine Ikonen im klassischen Sinn. Sie sind aber hilfreiche und weiterführende Interpretationen, die gerade in Zusammenspiel mit den zugrunde liegenden Ursprungsikonen eine enorme Kraft entfalten.