Online-Vernissage
Geboren am 8. August 1919 in Eisenberg in Thüringen, erlebte Werner Reifarth schon mit 14 Jahren den Druck der Nationalsozialisten.
Während des Krieges studierte er Kunsterziehung in Dresden und musste gute Lehrer entbehren, da diese alle Malverbot hatten. Beim Angriff auf Dresden am 13. Februar 1945 verlor er alle bisherigen Arbeiten.
Die Nachkriegszeit war für ihn schwer, wie für alle Menschen. In seinen Briefen ist zu lesen, dass er darüber klagte, keine Materialien für seine Kunst zu bekommen, keine Kartoffeln und andere Lebensmittel. Es fehlte ihm an Aufträgen, Geldmangel war die Folge. Er würde sich ja schlecht fühlen, da er keine Familie ernähren könne. Das alles drückte aufs Gemüt und prägte seine Malerei in den 50ger Jahren. Seine Themen waren: „Kind in Ruinen“, „Hungerndes Kind“, „Paar in Ruinen“, wofür er 1947 den Dresdener Kunstpreis erhielt.
Das Leiden, das der sensible Künstler innerlich spürte, stellte er auch in seinen Christusbildern dar. Sie entstanden in den Jahren 1952 -1955 und waren gewiss keine Auftragswerke. Sein Malstil war zunächst vom Naturalismus geprägt, mehr und mehr verstärkt sich der Hang zum Expressiven in diesen Bildern. War er wirklich religiös oder zeigen die Bilder eher eine Depression bei Werner Reifarth? Das Kriegsschicksal hat ihn auf Dauer geprägt und die Melancholie bleibt auch in späteren Werken zu spüren. Das zeigt sich noch in seinem letzten Bild „Verspottung“, in dem er sich selbst als Christus darstellt, so gelb, wie er 1977 nach schwerer Erkrankung starb.
Bei vielen Menschen können wir dieses Leiden in der Nachkriegszeit beobachten. Das können wir verstehen, wenn wir den Bericht in der Wormser Zeitung vom 12. März diesen Jahres gelesen haben über Ingrid Straubs Familie, die in Worms ausgebombt wurde. Ihre Tochter sagte: „ Das war für meine Mutter ein lebenslanges Trauma“.
Dr. Veronika Bindewald im März 2020