Bis zum 01. Mai 2025 muss das Pastoralkonzept fertig gestellt werden. Die Arbeit daran geht voran. Nachdem im vergangenen Jahr die großen pastoralen Themen erarbeitet und beraten wuden – Sozialpastoral, Gottesdienst, Verkündigung und Katechese –, werden in den kommenden Wochen und Monaten die organisatorischen Rahmenbedingungen im Fokus der Beratung stehen. Der beste Pastoralplan kann nicht umgesetzt werden, wenn Personal fehlt und Finanzen keinen Spielraum lassen.
Um die neue Pfarrei zu gründen, ist eine Restrukturierung aller Rahmenbedingungen nötig. Die Gebäudeentscheidung ist dabei ein wesentliches Kernstück. Durch die perspektivische Aufgabe einzelner Gebäude wird das Gesamtgefüge der Gemeinden und Gruppierungen sich neu ausrichten. Die Hoffnung ist, dass Finanzmittel und personelle Ressourcen perspektivisch Freiraum gewinnen, um pastoralen Aufgaben wieder mehr Kraft zu geben.
Die neue Pfarrei soll den organisatorischen Rahmen bieten für ein Netzwerk von Gemeinden und Kirchorten, in denen Leben und Glauben, Ressourcen und Verantwortung geteilt wird.
Durch das Erweitern des innerkatholischen Netzwerkes der Gemeinden im Pastoralraum werden sich neue Möglichkeiten zu Kooperationen finden. Die Gemeinden der Katholiken anderer Muttersprache werden enger mit dazugehören. Für die neue Pfarrei wird es einen gemeinsamen Pfarreirat und einen Verwaltungsrat geben. Ein gemeinsamer Wirtschaftsplan wird die Finanzen aller beteiligten Gemeinden abbilden. Die einzelnen Gemeinden werden für sich klären, mit welcher Organisationsform sie künftig Teil der Pfarrei sind, welche Form von Leitung und Beteiligung für sie passend sein wird.
Die Gemeinden anderer Muttersprache, deren Zuständigkeit zum Teil die gesamte Region Oberhessen umfasst, lassen die Pfarrei in Gießen als regionales Zentrum ausstrahlen. Auch mancher „Kirchort“ bringt eine überpfarreiliche Zuständigkeit mit ein. Die Definition von „Kirchort“ ist etwas irreführend. Auf der Homepage des Pastoralraums verwenden wir für ‚‚Kirchorte“ die Umschreibung: „Orte kirchlichen Lebens“. Denn viele sogenannte „Kirchorte“ sind nicht an eine konkrete „Kirche“ gebunden, ganz im Gegenteil.
„Kirchorte“, die zum Netzwerk der Pfarrei dazugehören, erfüllen Teile der Sendung der Kirche auf ihre Weise, manchmal ambulant, manchmal ortsgebunden, oft mit Blick auf bestimmte Zielgruppen. Sie sind in der Regel wirtschaftlich unabhängig von der Pfarrei und damit unabhängig von den meisten Rahmenvorgaben der Pfarrei. Sie und weitere Netzwerkpartner anderer Kirchen und Religionsge- meinschaften sowie aus Politik und Gesellschaft bringen eigene Dynamiken mit ein in Kooperationen und stärken durch ihr Engagement die Wirksamkeit der kirchlichen Sendung. Sie benötigen verlässliche Kommunikationspartner und Andockpunkte in den Gemeinden. Das ist nicht neu, es wird nur gerade neu in den Blick genommen. Nehmen wir uns die Zeit und schauen wir mit Respekt und Interesse neu hin.
Carola Daniel
Koordinatorin Pastoralraum Gießen-Stadt