Am ersten Advent sind es noch 396 Tage bis zur Gründung der neuen Pfarrei. Es gibt noch viel zu tun bis dahin. Aber wir sind gut auf dem Weg.
Das wurde im vergangen Jahr auf den Weg gebracht:
Im Advent 2023 hat das Team Öffentlichkeitsarbeit in allen Kirchen Stellwände platziert mit einer Übersicht zu Schritten auf dem Pastoralen Weg. In den Vermeldungen in den Gottesdiensten wird von Mitgliedern aus den Gremien regelmäßig über den aktuellen Stand informiert. Im Hintergrund wird die Homepage des Pastoralraums auf und ausgebaut als Grundlage für die Startseite der künftigen Pfarrei als ein Netzwerk von Gemeinden und Kirchorten. Dabei gibt es viele Facetten katholischen Lebens und Engagements zu entdecken und stärker zu vernetzen.
Das Jahr 2024 war in der Pastoralraumkonferenz, dem zentralen Gremium zur Beteiligung am Pastoralen Weg vor Ort mit Delegierten aus allen Gemeinden, Verbänden, Kirchorten, geprägt von Beratungen über Themen für das Pastoralkonzept. Das Pastoralkonzept bildet die Grundlage für die Ausrichtung der pastoralen Arbeit und Struktur in der künftigen Pfarrei. Abgestimmt wurde über ein Kapitel zur Sozialpastoral bzw. diakonischen Arbeit und caritativen Engagement. Aktuell sind unter der Überschrift „Zukunft des Glaubens“ Fragen zu Gottesdienst und Katechese in Beratung. In einer Arbeitsgruppe treffen sich Vertretungen der Gemeinden der Katholiken anderer Muttersprache und suchen nach neuen Wegen für das Miteinander. Vier Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache mit regionaler Ausstrahlung (italienisch, kroatisch, polnisch, spanischsprachig) werden eigenständiger Teil der künftigen Pfarrei zusammen mit den deutschen Gemeinden. Die ungarisch-sprechende Gemeinde mit Zentrum in Frankfurt intensiviert die Pastoral in der Außenstelle Gießen. Katholiken weiterer Herkunftsländer und Sprachen besuchen unsere Gottesdienste. Menschen aus der katholischen Weltkirche prägt zunehmend unser Erscheinungsbild in Gießen mit.
Im März wurde die Amtszeit der amtierenden Räte von Bischof Kohlgraf bis zur Neugründung der Pfarrei (01.01.2026) verlängert. Allen amtierenden Räten an dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank für die Bereitschaft zur Weiterführung ihres Mandats und des damit verbundenen Engagements für die Gemeinden. Das Geistliche Team hat inhaltlich einen „Rastplatz für Räte“ gestaltet.
Als Schwerpunkt hat sich das Thema „Gebäude: Kirchen, Gemeinderäume, Verwaltungssitz“ durch das Jahr gezogen.
- Im Advent 2023 wurden von der zuständigen Projektgruppe erste Ergebnisse aus Begehungen der Räumlichkeiten informell weitergegeben. Bereits da war deutlich, dass kein Weg daran vorbeiführen wird, dass wir uns von einzelnen Gebäuden trennen müssen. Wir können uns den Erhalt aller Gebäude auf Zukunft hin nicht leisten. Wir leben über unsere Verhältnisse. Die Gemeinden müssen Rücklagen für die Deckung laufender Kosten verwenden. Die Haushaltszuschüsse aus Mainz werden seit Jahren weniger; die Kosten steigen. Die Zuschüsse zum Bauerhalt werden deutlich verringert; die Eigenleistungen der Gemeinden in Zukunft entsprechend höher anfallen als bisher gewohnt.
- Im Januar 2024 fanden in St. Albertus und St. Thomas Morus Gemeindeversammlungen für Menschen aus dem Pastoralraum statt. Mit den vertrauten Immobilien, insbesondere mit den Kirchen, verbinden viele Gemeindemitglieder die Feier von Lebenswenden, sichtbares Glaubenszeugnis und persönliche Identifikation. Entsprechend gibt es viele unterschiedliche und sehr tiefe Emotionen zu der Frage der Aufgabe von Gebäuden. Da sind gleichermaßen Trauer, Ärger, Unverständnis, Misstrauen, Festhalten am Vertrauten, Visionen für eine neue Form von Kirche, Änderungswünsche, Erwartungen und Lust Neues zu gestalten.
- Im Frühsommer wurde eine Abfrage zu Raumbedarfen der aktiven Gruppierungen und Nutzergruppen aller Kirchen und Gemeinderäume durchgeführt.
- Im Juni hat die Pastoralraumkonferenz ein Zwischenvotum abgegeben im Sinne einer Priorisierung von Lösungsvorschlägen zur Abgabe bzw. zum Weiterführen von Kirchen und Gemeindezentren, zur künftigen Pfarrkirche und zum künftigen zentralen Verwaltungsstandort. Das Votum wurde in einer schriftlichen Anhörung von einer ganzen Reihe der gewählten Gremien nicht unterstützt. Viele Fragen sind weiter offen und zu klären. Das Votum zur Gebäudefrage ist für Januar 2025 geplant.
Im Juli wurde in der Pastoralraumkonferenz ein Vorschlag zur Namensgebung für die künftige Pfarrei Juli abgestimmt. Es wurde vorgeschlagen das Patronat „St. Bonifatius“ für die neue Pfarrei weiterzuführen. Mit großer Einhelligkeit wurde der Vorschlag aus der Pastoralraumkonferenz von den gewählten Gremien der Gemeinden angenommen und an den Bischof zur Entscheidung weitergegeben.
Im Sommer hat Bischof Kohlgraf den Pastoralraum visitiert und sich mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden getroffen, Einrichtungen besucht und Gespräche mit Politik und evangelischer Kirchenleitung geführt. Beim Treffen mit dem Gesamt-Pfarrgemeinderat hat Bischof Kohlgraf darum geworben, informelle Gespräche mit anderen Kirchen und christlichen Gemeinden aufzunehmen zum Thema der Weiternutzung von Standorten als christliche Kirche in Verantwortung anderer Kirchen. Erste Gespräche wurden im Herbst geführt und zeigen den Beteiligten ein neues Gesicht der Ökumene. Orthodoxe Geschwisterkirchen werden zahlreicher und zeichnen sich durch Vitalität aus. Mit der melkitischen Kirche, die in St. Albertus einmal im Monat Gottesdienst feiert, hat sich – bisher eher unbemerkt - das katholische Spektrum in Gießen erweitert. Die melkitische Kirche ist eine unierte Kirche, das bedeutet Sakramentengemeinschaft mit der katholischen Kirche. Gleichzeitig feiert die Kirche in einem eigenen, orientalischen Ritus. Die Gemeinde in Gießen besteht überwiegend aus Flüchtlingen insbesondere aus Syrien.
Der Gesamt-PGR hat im September die Sammlung der angemeldeten Raumbedarfe zur Grundlage verwendet für eine Stellungnahme und darin zukunftsweisende Impulse aufgezeigt zur künftigen Neuverteilungen von Räumlichkeiten, um dem Engagement der Gruppierungen Raum zu geben, falls bisher genutzte Räume aufgegeben werden.
Pilger auf dem berühmten Jakobsweg grüßen sich auf vielfältige Weise. Am häufigsten ruft man sich ein „buen camino!“ zu, was „guter Weg“ bedeutet. „Ultreïa“ ist ebenfalls ein beliebtes Grußwort. Das spätlateinische Adverb heißt übersetzt „auf und weiter!“.
Auf und weiter auf dem Pastoralen Weg!
Auf und weiter in die zukünftige Gestalt von katholischer Kirche in Gießen!
Carola Daniel
Koordinatorin Pastoralraum