An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor,
ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht,
der Geist des Rates und der Stärke,
der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des Herrn.
Er richtet nicht nach dem Augenschein und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht, sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit
und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. (Jesaja 11,1-4a)
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
die Verheißungen des Advents, z.B. aus dem biblischen Buch Je-saja, klingen manchmal etwas geheimnisvoll. Doch zugleich sind sie voller Hoffnung mit starken Sprachbildern, die von einem tie-fen Frieden und Gerechtigkeit sprechen, einer „besseren Welt“, die etwas Jenseitiges hat, aber in unseren Alltag hineinleuchten und Wirklichkeit werden will.
Als Christen verbinden wir diese Hoffnung mit Jesus Christus, in dem Gott uns Menschen in intensivster Weise begegnet, da er bei uns und für uns selbst Mensch geworden ist.
Dieses Glaubensgeheimnis feiern wir an Weihnachten und der Advent kündigt es an. „Advent“ heißt „Ankunft“. Das ist mehr als die Ankündigung einer Geburt. Es ist die Verheißung einer Zeit des Heils, in der Wahrheit und Barmherzigkeit regieren, in der Wunden geheilt, Tränen getrocknet, Gerechtigkeit und Frieden gestiftet werden.
Wenn zu Advent und Weihnachten die Sehnsucht nach Frieden, nach Beheimatung und Geborgenheit in der Luft liegt, kann das tatsächlich mehr sein als ein Gefühl, da es eine Wurzel in der Botschaft vom Kommen des Gottessohnes hat, die uns wirklich mit großer Hoffnung erfüllt.
Im Christentum geht es um eine Beziehung zu einem „Du“, einem personalen Gott, der sich den Menschen liebevoll zuwendet, nicht nur vor 2000 Jahren, sondern auch heute, der uns helfen, heilen, trösten und stärken will in dem, was unser Leben und unsere Exis-tenz ausmacht. So verstehen wir das Weihnachtsgeheimnis richtig als Ausdruck einer Zuneigung Gottes zu uns Menschen, die unser Leben prägen und erleuchten will, einem „Da-Sein“ Gottes für uns, in unserem Alltag, so wie er ist.
Zum 1. Januar 2026 werden alle Gemeinden, Institutionen und Ver-bände unseres Pastoralraums Gießen-Stadt zur neuen Gesamt-Pfarrei St. Bonifatius Gießen verbunden, die genauso „Heimat“ für alle Aspekte katholischen Lebens in und um Gießen sein will, wie es unsere gewohnten Gemeinden und Gruppen waren. Ja wir spü-ren damit, wie wir, über alte Grenzen hinweg, wirklich „katholisch“ im ursprünglichen Wortsinn, also „allumfassend“ vor Ort im einen Glauben verbunden sind, der stärker und wichtiger ist, als alles, was uns trennen könnte.
So wünsche ich Ihnen und allen, die Sie im Herzen tragen, auch im Namen des ganzen Pastoralteams, des Pfarrgemeinderates und aller Gremien unseres Pastoralraums, eine gesegnete Adventszeit, ein friedvolles Weihnachtsfest und Gottes Segen, Gesundheit, Hoff-nung, Frieden und alles Gute für das neue Jahr!
Ihr Pfarrer Erik Wehner
Leiter des Pastoralraums Gießen-Stadt
(s. MITEINANDER, Dezember 2025)