Taufkapelle

Die Einhausung der zwei Bereiche mit Bretterwänden, die dem Schutz vor zuviel Staubablagerungen in Kirche und an Fenstern dienten, wurde vor Weihnachten 2011 abgebaut. Nun fiel der Blick frei auf zwei vollständig erneuerte Kapellen. 
Die andere am Eingang, die Taufkapelle, wird von Teilen des ehemaligen Lettners eingeschlossen und zeigt an den Wänden einen leichten Beige-Ton; der Fußboden wurde neu verlegt mit kleinteiligen, strukturierten Fliesen, die - originalgetreu nach den aus dem Mittelalter stammenden hergestellt - dem quadratischen Raum mit seinem Kreuzrippengewölbe einen rötlich warmen Charakter geben.

In dieser Umgebung steht der zentral aufgestellte Taufstein aus dem Jahr 1340; an der hinteren Wand hängt ein gut beleuchtetes Bild, eine auf goldenen Grund gemalte Kreuzigungsgruppe aus den Jahren zwischen 1400 und 1410. Über die große ästhetische Qualität der Holzbemalung sind sich die Kunsthistoriker einig.

Ein Triptychon – zersägt und wieder vollendet

Dieser aus drei Teilen bestehende Flügelaltar hat eine bewegte Geschichte, die nicht bis ins Letzte erforscht ist. Feststeht, dass die beiden Flügel rund hundert Jahr später entstanden und deshalb nicht zum Mittelteil gehören; ihr Thema, die Beschneidung des Jesuskindes, passt zwar nicht zur Darstellung der Kreuzigung in der Mitte, wohl aber zum Aufhängungsort des Bildes, der Taufkapelle. Die Zweckbestimmung des Raumes wird vom darüber befindlichen Rundfenster Charles Marqs noch verstärkt wiedergegeben: nach oben schießendes blaues Wasser.

Auf der Rückseite der beiden heutigen Flügel verkündet der Engel Gabriel der mädchenhaften Maria die Gottesmutterschaft. Maria hört - in Bücher vertieft und von der Taube besucht - die Botschaft, die auf dem Spruchband in den Händen des Engels zu lesen ist: "Ave gratias plena, dominus tecum."

Taufen, von großer Kunst eingerahmt 

Das rechte, ursprüngliche Seitenteil zeigte den Hl. Christophorus und die Hl. Katharina und befindet sich in einer Dorfkirche in Heitingen in Südbaden; das linke mit dem Hl. Mauritius und der Hl. Katharina wurde 2010 von einem Kölner Auktionshaus für einen sechsstelligen Betrag an einen belgischen Sammler verkauft. Das Triptychon war, bevor es zerlegt wurde, ein sog. Breitbild, eine Holztafel von zwei Metern Länge.

Wer in diesem Raum sein Kind taufen lässt oder sich seiner eigenen Taufe bewusst wird, der wird vielleicht Dostojewski recht geben, wenn er Fürst Myschkin sagen lässt: "Schönheit wird die Welt retten. Denn Schönheit, die ein Mensch erlebt, ist nicht nur ein subjektives menschliches Gefühl - Schönheit ist ein objektives Prinzip dieser Welt, das uns die göttliche Herrlichkeit offenbart."

Restaurierte Taufkapelle mit Lettner-Einrahmung, neuen Fußbodenfliesen und Triptychon von 1410
Restaurierte Taufkapelle mit Lettner-Einrahmung, neuen Fußbodenfliesen und Triptychon von 1410