Schmuckband Kreuzgang

anlassen und Rundumblick

 

weitersagen:

den Glauben weitergeben

 

 

Nachdem wir nun geklärt haben, dass Gott der ist, ohne den nichts ist, in allem mächtig und dass dieser Gott im zwischenmenschlichen Wort Jesu uns mitteilt, dass wir in die Liebe Gottes, des Vaters zum Sohn im Heiligen Geist hineingeschaffen sind, kann unser Glaube starten.

Im christlichen Sinne glauben heißt:
Sich von Gott in verlässlicher Weise mit derselben unbedingten Liebe angenommen wissen, mit der Gott von Ewigkeit her seinem Sohn zugewandt ist und die als der Heilige Geist Gott selber ist (vgl. Joh 17,20-26).

Der Mensch wird also hineingenommen in eine immer schon zu ihm bestehende Beziehung Gottes auf Gott. Allein in diesem dreifaltigen Gottesverständnis (Vater-Sohn-Geist) ist es möglich, Gottes Liebe zum Menschen so auszusagen, dass sie nicht an uns oder an sonst etwas Geschöpflichem ihr Maß hat, sondern am Sohn. Damit ist sie mit Gott identisch (vgl. 1 Joh 4,16). Sie ist eine Liebe, wie sie größer nicht mehr gedacht werden kann. Dieses Kriterium der Unüberbietbarkeit ist ein Kriterium für die Echtheit des Glaubens. Immer dann, wenn wir auf etwas vertrauen, was noch überboten werden kann durch etwas Größeres, können wir sicher davon ausgehen, nicht wirklich im christlichen Sinn zu glauben.

Allein dieses Geheimnis, das verkündet sein will, kann im strengen Sinne Glauben beanspruchen. Wirklichen Glauben erkennt man an seiner Unüberbietbarkeit, denn mehr als in der Liebe Gottes geborgen sein, von der uns keine Macht der Welt, nicht einmal der Tod trennen kann (Röm 8,38), gibt es nicht. Überall wo diese Unüberbietbarkeit weitergesagt wird, gegen die Angst unserer eigenen Vergänglichkeit, geschieht das, was wir Kirche nennen. Die Aufgabe der Kirche ist das von Jesus herkommende Wort Gottes weiterzugeben.

 

 

weitersagen: den Glauben weitergeben

Ein Firmling sagte einmal, er könne den Satz des Glaubensbekenntnisses: „Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“, nicht nachsprechen, weil er nicht an die Kirche glauben könne. Die Kirche sei für ihn ein Verein. Er glaube ja auch nicht an seinen Sportverein. Und außerdem wisse er auch, dass die Kirche nicht „heilig“ sein könne, da brauche man nur einmal in die Kirchengeschichte zu schauen.

Hat dieser Firmling Recht? Kann die Kirche kein Glaubensgegenstand sein? Ja und Nein! Der Firmling hat Recht, dass die Geschichte, die Strukturen, der Missbrauch, das Geld, die Personen, die Hierarchien … der Kirche niemals „geglaubt“ werden können. Sie sind Fakten. An Fakten kann man nicht glauben. Um Fakten muss man wissen. Das Geheimnis des Glaubens der Kirche ist aber, dass der Heilige Geist derselbe in Christus wie in den Christen ist. Der Heilige Geist ist es, der durch sich selbst die Glaubenden mit Christus und untereinander verbindet. Der Heilige Geist ist die Liebe zwischen Vater und Sohn. Wer sich also in der Liebe des Vaters zum Sohn geborgen weiß, ist erfüllt vom Heiligen Geist.

Kann man an die Kirche glauben?

Die christliche Botschaft ermöglicht somit nicht nur ein neues Verhältnis des Menschen zu Gott, sondern sie bringt auch die Menschen, und zwar nicht nur die, die sie annehmen, in ein neues Verhältnis zueinander, das der Heilige Geist selber ist. Dieses neue Verhältnis, Kirche genannt, ist nicht vom Menschen gemacht, sondern geschieht nur im Glauben und ist auch nur im Glauben zu erkennen. Nur so ist das „Ich glaube an die … Kirche“ gemeint. Wer an die Kirche glaubt, glaubt an keinen Verein, sondern vertraut auf das, was uns das Wort Gottes zusagt, nämlich die Geborgenheit in der dreifaltigen Liebe Gottes. In diesem Sinne und nur in diesem Sinne ist also auch die Kirche „Geheimnis des Glaubens“ (Geheimnis, nicht weil es ein Rätsel ist, sondern weil es an der Welt nicht abgelesen werden kann). Und nur durch das Weitersagen des Wortes Gottes, also die Kirche, ist der Glaube über die vielen Jahrhunderte auch in unsere Gegenwart gekommen. Die Kirche wird im Großen Glaubensbekenntnis als die „eine, heilige, katholische und apostolische“ bezeichnet. Sie ist „eine“ einzige, weil der Glaubensgegenstand, unser Aufgenommensein in die ewige Liebe des Vaters zum Sohn, ein einziger und unteilbarer ist. Wo immer überhaupt an Jesus Christus im Sinn seiner Gottessohnschaft geglaubt wird, da ist diese eine Kirche präsent. Die Kirche wird „heilig“ genannt, nicht weil sie moralisch unfehlbar wäre, sondern weil der Glaube das Erfülltsein vom Heiligen Geist ist. Als „katholisch“ wird die Kirche mit einem griechischen Fremdwort benannt, das eigentlich ihre Sendung an alle Menschen bezeichnen soll. Genau dasselbe ist mit der Bezeichnung „apostolisch“ gemeint: Der Bezug auf die durch die Apostel weitergesagte Botschaft des Wortes Gottes an alle Menschen.

Wenn wir uns umschauen, das ist im Bild gesprochen mit dem „Rundumblick“ vor jeder „Glaubensfahrt“ gemeint, werden wir feststellen, dass wir im Glauben nicht allein unterwegs sind. Der Glaube benötigt für seinen Start eine Art „Starthilfe“ durch die anderen Glaubenden. Das Verhältnis der Christen zueinander ist eine Weise ihres Verhältnisses zu Christus. Dieses neue sichtbare Miteinander von Menschen im Heiligen Geist ist die Kirche. In der katholischen Kirche wird sie „Sakrament des Heils“ (vgl. Lumen gentium 1) genannt, weil sie die sichtbare Wirkung des Wortes Gottes und nicht aus natürlichen Vorgegebenheiten ableitbar ist (vgl. Joh 1,12f). Die Kirche ist somit nicht ein nachträglicher Zusammenschluss einzelner an Christus Glaubender. Kirche ist nicht der Verein der Christusgläubigen. Vielmehr gibt es Glauben nur als ein gegenseitiges Empfangen von bereits anderen Glaubenden.

Deshalb bestimmen wir die Kirche als den Ort, wo uns verkündet wird, dass die Liebe Gottes nicht als ein zu erringendes Ziel, sondern als sicherer Ausgangspunkt betrachtet werden kann. Anders gesagt: In der Kirche wird uns weitergesagt, dass wir, bevor wir auch nur irgendetwas tun können, in der Liebe Gottes „drin“ sind. So ist die Kirche das fortdauernde Geschehen der Weitergabe des Wortes Gottes und damit des Heiligen Geistes. Sie ist die Gemeinschaft derer, die bekennen, dass alle wahre Gemeinschaft vom Geist Gottes erfüllt ist. Wir können also unseren Glauben, unser Vertrauen auf Gottes Liebe, „starten“.

Wozu das kirchliche Amt?

Wenn es sich mit der Liebe Gottes so gut anlässt, können sich da überhaupt Amtsträger zwischen die Glaubenden und ihre Beziehung zu Gott drängen? Dass der Glaube vom Hören kommt, gilt nicht nur für die einzelnen Gläubigen, sondern auch für die gesamte Gemeinschaft der Glaubenden. Das findet seinen Ausdruck in der Einsetzung von Amtsträgern gegenüber der Gemeinde. Auch die Glaubenden alle zusammen geben sich den Glauben nicht selbst, etwa durch Mehrheitsabstimmungen. Glaube ist immer der überlieferte und somit weitergesagte Glaube. Das Amt ist die institutionelle Erinnerung, dass auch alle zusammen sich ihren Glauben nicht selbst konstruieren können, sondern ihn überliefert bekommen. Niemand kann aus sich selbst glauben. Auch hat niemand den Glauben durch die Glaubwürdigkeit irgendeines anderen Menschen. Nicht die Glaubwürdigkeit eines Menschen trägt den Glauben. Es verhält sich genau umgekehrt: Der Glaube trägt die Glaubwürdigkeit eines Menschen. Glauben kommt aus der Zusage der Liebe Gottes und diese Zusage ist gratis. Der startende „Zündfunke“ des Glaubens ist das weitergesagte Wort Gottes. Der christliche Ausdruck dafür heißt Gnade. Wenn Gottes Liebe erst verdient oder errungen werden müsste, wäre sie von der Leistung des Menschen abhängig, also keineswegs verlässlich. Der christliche Glaube geht davon aus, dass er selbst schon von Gnade getragen und gestartet wird. Der Glaube muss nicht durch unsere eigene Kraft „angekurbelt“ werden.

Was sind Sakramente?

Wenn der Glaube durch das Wort Gottes in Fahrt kommt, wozu braucht es dann überhaupt noch Sakramente? Viele Menschen denken, dass zum Wort Gottes, irgendeine sinnliche Qualität noch dazukommen muss, da das Wort allein, ihnen zu nüchtern erscheint. Sie gehen davon aus, dass das Wort Gottes durch ein Mehr an Gnade im Sakrament ergänzt oder gar überboten wird.

Dazu ist zu sagen: Erstens ist das Wort Gottes selbst schon sinnlich, denn es kommt vom Hören, wird also über die Sinne aufgenommen und zweitens ist es unüberbietbar. Mehr als die Selbstmitteilung Gottes ist nicht möglich. Warum aber dann noch Sakramente?

Herkömml_Sakramentenverständnis2 (c) Pater Peter Knauer

Im herkömmlichen Verständnis erscheint es so, als ob die Sakramente ein „Mehr“ an Gnade auf das Wort Gottes daraufsetzen würden. Das würde eine Art sakramentale „Höckertheologie“ bedeuten. Sakramente würden in der Gnadenbilanz zum Wort Gottes dazu addiert. Wer also Wort Gottes und Sakrament hätte, der hätte mehr als derjenige, der "nur" Wort Gottes hätte. Sakramente sind folglich keine zusätzliche „Zündkerze“ für den Glauben. Eine solche Auffassung mag noch so fromm erscheinen, letztlich stellt sie Gott und seine Selbstmitteilung im Wort in Frage. Wenn Gott für das, was er uns mitteilt, noch sakramentale Hilfen braucht, dann ist er nicht der Gott, der sich den Menschen, als unüberbietbare Liebe mitteilt.

Wenn wir die Praxis der Sakramentenspendung genau beobachten fällt auf:

Während das Wort Gottes der ganzen Welt zu verkünden ist, werden die Sakramente der Kirche nur innerhalb der Gemeinschaft der Glaubenden oder zur Aufnahme in sie gefeiert. Die Sakramente sind die Zeichen und die Feier des angenommenen Wortes Gottes. Den Sakramenten ist gemeinsam, dass sie eine Gnade enthalten und mitteilen, die nicht auf sie selbst eingeschränkt ist.

Glaubengemäßes Sakramentenverständnis2 (c) Pater Peter Knauer

Mit den Sakramenten verhält es sich so: Sakramente überbieten nicht die im Wort Gottes geschenkte Gnade. Die Würde der Sakramente besteht darin, dass sie über sich hinauszuweisen. Das ist damit vergleichbar, wie Eltern den Geburtstag eines Kindes feiern. Sie wollen damit nicht ausdrücken, dass sie ihr Kind am Geburtstag mehr lieben als sonst, sondern sie wollen einmal ausdrücklich feiern, wie sehr sie es immer lieben.

Die Sakramente „verleiblichen“ oder „versinnlichen“ das Wort Gottes nicht. Sie ergänzen es auch nicht. Und schon gar nicht überbieten sie das im Wort Gottes enthaltene Gnadengeschehen. Das Wort Gottes ist als solches schon Sakrament. Das Wort Gottes ist dadurch, dass es weitergesagt wird, an die Sinnlichkeit des Leibes in der zwischenmenschlichen Kommunikation gebunden. Es kann auch nicht ergänzt werden, da Gottes Liebe alles enthält. Überbietbar ist es auch nicht, da Gottes Wort das Größte zusagt, was überhaupt möglich ist: Gemeinschaft mit Gott.

Sakramente unterstreichen das im Wort Gottes Zugesagte. Sakramente sind wie Ausrufezeichen hinter dem Glaubenssatz: Der liebe Gott ist immer bei Dir!

Sieben Sakramente?

Die Taufe drückt aus, dass, wer sich in die Liebe des Vaters zum Sohn eingetaucht erkennt, davon ein für alle Mal geprägt ist. In der Eucharistie geht es darum, dass der Glaube in diesem Sakrament so von Jesus selbst lebt wie das irdische Leben von Speise und Trank. Die katholische Kirche spricht hier von der Transsubstantiation (Wandlung) von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Der Wortbestandteil „-substantiation“ bedeutet, dass es im Kommunionempfang wirklich geschieht, dass unser Glaube von Jesus selbst lebt. Die Eucharistie, wie auch alle anderen Sakramente, ist ein „Realsymbol“.

Das bedeutet, im Gegensatz zu einem Zeichen oder Symbol steht das Realsymbol nicht für eine von ihm getrennte Wirklichkeit, sondern für eine Wirklichkeit, die in ihm selber geschieht.

Symbole2 (c) Pater Peter Knauer

 

 

„Zeichen“ oder „Symbol“:

Verweist auf eine Wirklichkeit außerhalb des Zeichens/Symbols

(Es wird angezeigt, dass Wind wehen kann)

Symbole3 (c) Pater Peter Knauer

 

„Realsymbol“:

in ihm geschieht, was es bezeichnet

(Der Wind wird angezeigt und weht)

Der Wortbestandteil „Trans-“ besagt eine Kontinuität, nämlich dass das, was zuvor irdische Nahrung war, noch immer Nahrung bleibt. Christus ist in der Eucharistie nicht wie unter einem Edelstein gegenwärtig, sondern als Nahrung des Glaubens. So ist die Eucharistie das Sakrament dafür, dass Jesus gerade darin dem Willen des Vaters gehorsam ist, dass er sich für uns hingegeben hat. In diesem Sinn verstehen wir die Eucharistie als „Opfer“, dessen Grundrichtung aber von Gott zur Welt geht. Das Bußsakrament stellt dar, dass alle Sündenvergebung vom Wort Christi kommt. Damit weist das Bußsakrament über sich hinaus auch auf die tägliche Sündenvergebung, um die wir bereits im Vaterunser bitten, dem Gebet, das Jesus uns in seinem Geist zu beten gelehrt hat.

Weitere Sakramente sind: Firmung als ausdrückliche Verbindung mit den Amtsträgern und der gesamten Kirche und Besiegelung der eigenen Glaubensannahme, Priesterweihe als Amtsübertragung, Krankensalbung als Stärkung des Glaubens in Krankheit, Ehe als Hinweis auf die wechselseitige Verbindung von Christus und Kirche (vgl. Eph 5,21–31)