Schmuckband Kreuzgang

Was hat Weihnachten mit Pfingsten zu tun?

Mk 1,9-11 – Jesus wird von Johannes dem Täufer getauft

(9) Und es geschah in jenen Tagen: Jesus kam aus Nazaret in Galiläa und wurde in den Jordan hinein von Johannes getauft. (10) Und gleich, als er aus dem Wasser hochkam, sah er die Himmel sich öffnen (spalten) und den Geist wie eine Taube auf sich herabkommen. (11) Und von den Himmeln kam eine Stimme: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen!“

 

Weihnachtliches Pfingsten

Die Taufe Jesu beendet die liturgische Weihnachtszeit. Dieses Fest hat für die Weihnachtszeit die gleiche Bedeutung, die Pfingsten für die Osterzeit hat. Die Parallelen springen einen an: An Pfingsten öffnen sich verschlossene Türen. Bei der Taufe Jesu öffnet sich der Himmel. An Pfingsten wird der Geist Gottes über die Jünger und über die ganze Kirche ausgegossen. Bei der Taufe Jesu kommt der Heilige Geist auf Jesus herab.

„Du bist mein geliebter Sohn“ (Mk 1,11) besagt theologisch: Dass Jesus der Sohn Gottes ist, sieht man ihm nicht an, sondern muss zu ihm dazu verkündet werden. In dieser Verkündigung verbindet der Heilige Geist Jesus mit Gott als Sohn und Vater. Pfingsten werden die Gläubigen alle in dieses Verhältnis Jesu zu Gott, also in den Heiligen Geist hineingenommen. Sie werden zu Söhnen und Töchter Gottes gemacht. Taufe Jesu meint also: Was an Jesus geschieht, soll an allen Menschen bewirkt werden: Wir sollen uns aufgenommen wissen in Jesu Verhältnis zum Vater.

Taufe Jesu bedeutet, er versteht, nachdem er in die Tiefe seines Menschenlebens eingetaucht ist, wer er in Wahrheit ist. Er weiß sich über dem Abgrund seines Lebens in die Liebe Gottes so eingeborgen, dass er sich als Sohn Gottes verstehen kann. Er lebt also sein Leben nicht aus sich, sondern in der Gemeinschaft mit Gott, den er Vater nennt.

„Der Himmel öffnet sich“, ist die Glaubensaussage. Das heißt, dass dort, wo wir in die Gemeinschaft mit Gott hineingetaucht werden, das Dunkel unserer Existenz sich lichtet. Wir "kommen wieder hoch", wir haben „den Kopf wieder über Wasser“.

„Du bist mein geliebter Sohn.“ Das ist die eigentliche Botschaft, die wir in einem umfassenden Sinn als Wort Gottes verstehen können und das wir allen Menschen weitersagen. Über dem Daseinsabgrund deiner Angst bist du wirklich als Sohn oder Tochter, als Kind Gottes, daseinsberechtigt und bejaht.

Eine griechische Ikone aus dem 14. Jahrhundert stellt die Taufe Jesu im Jordan dar. Die Szene spielt sich in einer engen Schlucht ab. Sie steht für die menschliche Existenz. Eingeengt und gezwängt in eine dunkle Schlucht, die Wasser des Todes, auf deren Grund die Dämonen der eigenen Angst lauern. Jesus taucht in die dunkle Tiefe unserer Welt und in die Abgründe unseres Herzens. Taufe Jesu bedeutet zunächst, der Mensch Jesus hat die Zerrissenheit und Bodenlosigkeit unserer Existenz mit Haut und Haaren angenommen. Wirklich mit allen Wassern dieser Welt wird Jesus gewaschen, indem er eintaucht in die Abgründe dieses Lebens.

Wenn wir uns in unserer Sprachlosigkeit in der Tiefe unserer Existenz von seinem guten uns gewiss machenden Wort ansprechen lassen, dann brauchen uns unsere Abgründe nicht mehr zu erschrecken. Wir müssen den Blick in diese existentiellen Tiefen nicht mehr mit aller Kraft abwehren, denn der Herr selbst ist in die Abgründe meines Herzens eingetaucht.

Wir sind hineingenommen in Jesu Verhältnis zu Gott, nämlich in den Heiligen Geist, in dem auch wir Gott als unseren Vater anreden. Der Vater trägt uns über die Angst und lässt uns aus unserer Dunkelheit und Todesverfallenheit wieder „hochkommen“.

Jesu Taufe ist die Aufforderung an uns, auch anderen Menschen es zu ermöglichen sich als Töchter und Söhne Gottes zu verstehen. Verkündigung besteht darin Menschen an dem Gottesverhältnis Jesu Anteil zu geben. Durch die Verkündigung des Wortes Gottes öffnet sich der Himmel für alle Menschen, die dieses Wort annehmen.

In jeder Eucharistie sprechen wir: „Sprich nur das Wort, dann wird meine Seele gesund!“ und meinen, wir lassen den Herrn eintauchen in unsere Tiefe, in unser Leben, um dann durch das Vertrauen auf sein Wort, zu erkennen, dass der Himmel geöffnet ist. In der Gemeinschaft mit Gott haben die Angst und der Tod nicht mehr das letzte Wort.