Arbeitsplatz im Kirchenhimmel

Die Arbeit einer Kirchenrestauratorin: Christina Verbeek restauriert die Decke der Pfarrkirche St. Ignaz in Mainz

Ein „Baumhaus aus Metallstangen“, damit Restauratorin Christina Verbeek mit dem Pinsel die Deckengemälde erreichen kann. | Foto: Anja Weiffen (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Ein „Baumhaus aus Metallstangen“, damit Restauratorin Christina Verbeek mit dem Pinsel die Deckengemälde erreichen kann. | Foto: Anja Weiffen
Datum:
Mi. 5. Apr. 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Christina Verbeek wartet im ersten Stock des „Baumhauses aus Metallstangen“. Sie ist eine von fünf Restauratoren, die die Wandmalereien der Pfarrkirche St. Ignaz in der Mainzer Altstadt wieder zum Strahlen bringen sollen.

Waagerechte Metallplatten und Holzbohlen ergeben eine größere Fläche. Darauf befindet sich der Schreibtisch von Christina Verbeek. Laptops stehen drauf, Bücher, Stifte. In Eimern liegen Krepppapier und Werkzeug. Hier hat die 47-jährige Restauratorin eine Art „Basislager“ aufgeschlagen. Wir steigen höher. Ziel ist die Kuppel unter der Vierung, der höchste Punkt im Kirchenraum. Dunkel ist es hier oben. Die Restauratorin beleuchtet die Wände mit einem Scheinwerfer. Ein Bischof in rotem Mantel und mit weißer Mitra leuchtet auf. Auf der anderen Seite erscheinen Menschen in römischen Gewändern. Die Malereien zeigen den Patron der St.-Ignaz-Kirche, Ignatius von Antiochien, wie er in Rom vor dem Caesar steht und zum Tod durch Löwen in der Arena verurteilt wird.

Bis vor kurzem noch waren diese Wandmalereien kaum zu erkennen. „Sie waren völlig verrußt und dreckig. Kaum zu glauben, dass durch die Heizungsluft und die Kerzen Wände innerhalb von rund 30 Jahren so dunkel werden können“, sagt die Restauratorin. In den 1980-er Jahren wurde St. Ignaz das letzte Mal renoviert. Christina Verbeek reckt sich zur Kuppelwand und klopft vorsichtig auf den Putz. „Problematisch sind die vielen Hohlstellen. Die haben wir hinterfüllt und schließlich Löcher und Risse zugekittet.“

Ursprünglich hatte der Barockkünstler Johann Baptist Enderle (1725 bis 1798) die Kirche ausgemalt. 1902 überstrich jedoch der Maler Waldemar Kolmsperger aus München dessen Bilder. Kolmspergers Arbeiten bringen die Restauratoren jetzt unter dem Ruß wieder zum Vorschein. Von Enderles Werk ist wenig erhalten. Verbeek: „Ich glaube, dass Kolmsperger die Malereien von Enderle kopiert hat. Aber er hat sie auf den trockenen Putz gemalt. Also ,al secco‘ im Gegensatz zur ,al fresco‘-Technik, bei der die Pigmente auf den feuchten Putz aufgetragen werden.“ Christina Verbeek lobt die Arbeitsbedingungen in St. Ignaz: „Die Gemeinde ist sehr offen. Die Verantwortlichen vertrauen uns als Fachleuten. Der Architekt arbeitet mit einer wahnsinnigen Liebe zum Detail. Allen Beteiligten ist ein qualitativ gutes Ergebnis wichtig.“ 

Von Anja Weiffen

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 9. April 2017.

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