Auf ein Wort. "200 Jahre politische Fastnacht in Rheinhessen"

Guntram König empfiehlt in der Fastnachtszeit genau hinzuhören

Datum:
Do. 4. Feb. 2016
Von:
Guntram König
Die Nächte vor der Fastenzeit ausgelassen zu feiern, hat christliche Wurzeln. Fastnacht wurde zwar schon, bevor unsere Region den Namen Rheinhessen erhielt, begangen. Die politische Fastnacht hingegen hat sich hier erst in den letzten 200 Jahren entwickelt.

Die Forderung der französischen Revolution nach Égalité, Liberté und Fraternité (Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit) hat sich auch die rheinhessische Bevölkerung zu eigen gemacht und zumindest in der Fastnachtszeit gegen die neue Obrigkeit aus Hessen protestiert. Weil die Zahl ELF aus den Anfangsbuchstaben dieser Forderung nach Bürgerrechten besteht, wurde sie zum Symbol der politischen Fastnacht. Fastnachtsgarden sind eine Verballhornung der absolutistischen Heere und zielen auf die Umkehrung der Machtverhältnisse. Bezeichnend ist, dass im Jahr der deutschen Revolution 1848 in Mainz keine Fastnacht gefeiert wurde, weil die Demokratie erreicht war. Die „Narrhalla" wurde eingestellt, ihre Aufgabe war erfüllt.

Auch wenn wir heute, Gott sei Dank, in einer stabilen Demokratie leben dürfen, ist es gut, wenn in der Fastnachtszeit des Volkes Stimme deutlich zu hören ist und vielerorts die Narren die Macht übernehmen. Ich empfehle den Mächtigen auf allen Ebenen - vom Bund bis zu den Kommunen - und in allen Bereichen unserer Gesellschaft - von der Wirtschaft bis zu den Religionen - genau hinzuhören, worüber sich die großen und kleinen Narren lustig machen und was sie von den Mächtigen erwarten. In keiner anderen Zeit des Jahres, ist es leichter Kritik anzunehmen.

Lassen wir uns beflügeln von der Leichtigkeit der politischen Fastnacht! Verbinden wir die eigene Meinung und notwendige Kritik mit einem Schuss Humor! Lachen wir auch über die eigenen Fehler! Dann haben wir ab Aschermittwoch auch wieder die Kraft, die großen und kleinen Herausforderungen in unserem Land zu bewältigen.