Aus Fremden werden Freunde

Integrationsprojekt „Ich bin ein Viernheimer"

Viernheimer Projekt: Aus Fremden werden Freunde (c) Katholisches Sozialzentrum Viernheim
Viernheimer Projekt: Aus Fremden werden Freunde
Datum:
So. 10. Juli 2016
Von:
Markus Tausendpfund
Ein fester Bestandteil des Integrationsprojekts „Ich bin ein Viernheimer" sind Patenschaften zwischen Geflüchteten und Viernheimern. Mittlerweile gibt es bereits über 100 solcher Patenschaften. Im Gespräch berichten Eckehard Oelsner und Tesfalem Mesfin über ihre Erfahrungen.

Herr Oelsner: Wie haben Sie Tesfalem kennengelernt?

Oelsner: Wir haben uns bei einem offiziellen Begegnungstreffen im Gemeindesaal St. Hildegard kennengelernt, zu dem „Ich bin ein Viernheimer“ eingeladen hatte. Ich war zuerst mit Habtom im Gespräch, aber sein Freund Tesfalem war von Anfang an dabei.

Herr Mesfin: Warum sind Sie zu diesem Treffen gekommen?

Mesfin: Ich habe jemanden gesucht, der mir hilft, mich in Deutschland zurechtzufinden. Ich verstehe nicht immer was in den Briefen von den Behörden steht und mein Deutsch war am Anfang auch nicht wirklich gut.

Das hat sich jetzt aber deutlich verbessert, oder?

Mesfin: Ja, Eckehard ist mein Freund geworden. Er hat mir die deutsche Kultur beigebracht. Ganz einfache Dinge: wie man im Restaurant Essen bestellt oder nach der Rechnung verlangt.

Oelsner: Ja, aber wir haben auch immer wieder über Politik und Religion gesprochen. Aber immer auf Deutsch. Tigrynia ist bei unseren Treffen verboten (lacht).

Wie habt ihr das konkret gemacht? Wie muss ich mir so ein Treffen bei euch vorstellen?

Oelsner: Wir haben zusammen in seinem Deutschbuch lesen geübt und ich habe ihm immer wieder auch mal bei den Hausaufgaben geholfen. Irgendwann haben wir uns den Garten angeschaut was da so alles wächst. Tesfalem wollte mir dann unbedingt mal bei der Gartenarbeit helfen, wir haben zusammen den Garten umgegraben. Er hat dabei noch Kartoffeln vom Vorjahr gefunden, die er dann selbst wieder gesteckt hat und die er jetzt auch ernten darf. Über solche gemeinsamen Tätigkeiten sind wir immer wieder ins Gespräch gekommen und es hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt.

Mesfin: Wir waren auch zusammen beim Eine-Welt-Citylauf und haben dort viele Leute getroffen. Es ist gar nicht so einfach für mich immer deutsch zu sprechen.

Herr Mesfin, was machen sie, wenn sie nicht gerade mit Herrn Oelsner unterwegs sind?

Mesfin: Ich mache bis 15. Juli ein Brückenpraktikum bei Daimler mit integriertem Sprachkurs und hoffe, dass ich über Daimler bei einer  Leiharbeitsfirma eine Arbeit bekomme. Im Moment laufen gerade die Bewerbungsgespräche.

Was haben sie für weitere Ziele?

Mesfin: Wenn ich Arbeit gefunden habe, möchte ich gerne eine eigene kleine Wohnung haben und noch besser die deutsche Sprache lernen. Ich fühle mich nämlich in Viernheim sehr wohl und möchte hier nicht mehr weg. Die Menschen sind so nett und hilfsbereit. Ich bin froh ein Viernheimer zu sein.

Herr Oelsner, was schätzen sie an Herrn Mesfin?

Oelsner: Mir gefällt besonders, dass er klare Ziele für sein Leben hat und alles dafür tut, sie zu erreichen. Ich kann mich auf ihn verlassen, er ist sehr interessiert und fragt viel nach. Wenn er neue Wörter hört schreibt er sie auf und wir sprechen dann darüber.

Herr Mesfin, welche Eigenschaften von Herrn Oelsner finden sie gut?

Mesfin: Er ist prima. Ein wichtiger Mann. Er ist sehr hilfsbereit, ruhig und geduldig.

Herr Oelsner, was können Sie anderen Viernheimern sagen, die überlegen eine Tandempatenschaft zu übernehmen?

Oelsner: Ich profitiere selbst sehr viel von unseren Begegnungen. Mein Leben wurde durch Tesfalem bereichert und ich habe viel Freude an unseren Treffen. Ich lasse mich auch gerne mal von ihm einladen und freue mich immer wieder auf die ganz besondere eritreische Kaffeezeremonie. Er bringt mir sehr großen Respekt entgegen und so hat sich eine sehr gute Freundschaft entwickelt.

Ich danke Ihnen beiden ganz herzlich für das Gespräch und wünsche euch weiterhin viel Freude bei euren Treffen und viel Erfolg bei der Jobsuche.

Viernheimer, die sich für eine Patenschaft interessieren können bei einem zwanglosen Spieletreff Geflüchtete kennenlernen.

 

Quelle des Inhalts: Katholisches Sozialzentrum Viernheim