Domorganisten-Konzert sehr gut besucht

Lang anhaltender Beifall für Werke von Dupré und Widor

Datum:
So. 12. Feb. 2017
Von:
Edgar Ludwig Gärtner
Am Sonntag, dem 12. Februar, konnten die Konzertbesucher in der Bad Nauheimer Pfarrkirche St. Bonifatius wieder einmal erleben, was in der Orgel ihrer Kirche steckt: Prof. Daniel Beckmann hatte für sein Gastspiel Werke französischer Großmeister ausgewählt, die wie gemacht für die französische Disposition der Bad Nauheimer Link-Orgel erschienen. Hingerissen vom ebenso rasanten wie einfühlsamen Spiel des Mainzer Domorganisten spendeten die außergewöhnlich zahlreich erschienen Zuhörer lang anhaltenden Beifall.

Die berühmte Pariser Kirche St. Sulpice gilt als Herz der französischen Orgelkunst. Dort hatte Charles-Marie Widor (1844-1937) sechzig Jahre lang das Organistenamt inne, und von dort prägte er ganz entscheidend das Zeitalter der europäischen Orgelromantik. Sein Nachfolger in St. Sulpice wurde einer seiner ebenfalls berühmten Schüler, Marcel Dupré (1886-1971).
Diese bedeutsame Orgelhistorie hatte Prof. Daniel Beckmann in seiner Werkauswahl berücksichtigt und für sein Nauheimer Konzert zunächst von Marcel Dupré die drei „Préludes et fugues op. 7/1 - 7/3" ausgewählt. In diesen Werken konnte er in St. Bonifatius die ganze Bandbreite der Link-Orgel entfalten: Dröhnende Posaunenklänge wechselten mit flötenden Kantilenen, getragene Melodien mit rasend schnell eilenden Läufen. Durch Einsatz des Schwellwerks erzielte der Virtuose variable Echo-Effekte und brachte so die sechs Sätze Duprés als überraschend abwechslungsreiche Kompositionsfolge zu Gehör.
Mit atemberaubender Technik und feiner Subtilität in der Registrierung zeigte sich Beckmann anschließend in Widors großer „Symphonie VI op. 42/6" noch einmal als außergewöhnlicher Interpret: Über seine Virtuosität hinaus gelang es ihm durch seine Hingabe an die Musik, die Orgel zum Raum füllenden Schwingen zu bringen und seine innere Vorstellung von Musik Klang werden zu lassen - einfach bewundernswert. „Und dabei ist er ein reizender, ganz normaler Mensch geblieben.", fasste Regionalkantorin Eva-Maria Anton ihren Eindruck von dem Kollegen zusammen. Dass sie den Domorganisten, der vielfach in großen Kathedralen und Konzertsälen gastiert und regelmäßig mit Rundfunk- und Fernsehanstalten zusammenarbeitet, für Bad Nauheim gewinnen konnte, hat sich also für die Regionalkantorin in jeder Hinsicht gelohnt: „Noch nie hatten wir bei einem Orgelkonzert so viele Besucher wie am Sonntag - ein gelungener Auftakt unserer Kirchenmusikreihe, dem im Laufe des Jahres noch weitere neun Konzerte folgen werden."