Geistlich leben

Bischof Kohlgraf in seinem ersten „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung

Prof. Dr. Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz
Prof. Dr. Peter Kohlgraf
Datum:
Fr. 1. Dez. 2017
Bei aller Arbeit, die Peter Kohlgraf seit seiner Weihe zum Bischof zu bewältigen hat: "Die Zeit für Gott darf nicht fehlen"

Liebe Leserinnen und Leser !

Zum ersten Mal darf ich nun an dieser Stelle schreiben. Gut drei Monate sind seit der Bischofsweihe vergangen, und ich darf sagen, dass eine herausfordernde Zeit hinter mir liegt.

Als ich am 18. April im Dom als neuer Bischof vorgestellt wurde, sagte Kardinal Lehmann, der Alltag eines Bischofs zeichne sich dadurch aus, dass jeder Tag etwas Unvorhersehbares bringe. Mittlerweile verstehe ich gut, was der Kardinal meinte. Wie sieht solch ein Alltag aus? Natürlich gibt es viel Routine und Büroarbeit, weil Texte vorbereitet werden, Briefe beantwortet und zahlreiche Anliegen besprochen werden müssen. Daneben haben bereits wichtige Gremiensitzungen stattgefunden: In den pastoralen Räten haben wir anfangshaft über die vor uns liegenden pastoralen Herausforderungen gesprochen, auch mit den Dekanen und im Priesterrat haben wir diese Themen vertieft.
Dabei waren sich alle einig, dass es zeitnah konkrete Themen zu klären gibt, die wir nicht auf die lange Bank schieben dürfen. Pastorale Schwerpunkte sind zu formulieren, welche die Grundlage etwa für einen transparenten Umgang mit den Bistumsfinan-zen begründen: Was können und wollen wir in Zukunft fördern, was nicht mehr?
Wir müssen genau hinschauen, wie wir unsere Pfarrer und die Hauptamtlichen in der Seelsorge und Caritas unterstützen und motivieren können. Dabei dürfen wir die Augen auch davor nicht verschließen, dass die Zahlen der jüngeren Priester und Seminaristen besorgniserregend sind. Umso wichtiger wird es sein, ihnen gute Perspektiven zu geben, die ihr Arbeiten fruchtbar machen können und ihre Zufriedenheit stärken.
Derartige Fragen stehen für mich im Raum. Hohe Erwartungen sind an mich und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter formuliert worden. Viele Menschen haben mir ihre Bereitschaft zugesagt, gemeinsam den Weg in die Zukunft zu gehen und aktiv mit zu gestalten. Das hat mir Mut gemacht, und ich freue mich über diese Zustimmung.
In den Gemeinden, Verbänden und unterschiedlichen Zusammenhängen bin ich Menschen begegnet, wir haben Gottesdienst miteinander gefeiert und haben uns ausgetauscht. Diese Begegnungen gehören zu den schönen Höhepunkten im Leben des Bischofs.
Ein kleiner Einblick in den Alltag! Ich merke, dass alle Herausforderungen nur gut zu bewältigen sind, wenn sie vom Geist Gottes begleitet werden, sonst werden sie hohl und im wahrsten Sinne geist-los.
Vielleicht haben Sie auch manchmal den Eindruck, dass Ihr Leben läuft, aber oft nur noch routiniert und ohne Ziel und Inhalt. Daher bemühe ich mich täglich um ein „geistliches" Leben. Im regelmäßigen Gebet trage ich meinen Alltag vor Gott, ich halte ihm die Menschen hin, die mir begegnen, ich halte ihm meine offenen Hände hin, dass er sie füllen möge. Die Heilige Schrift und die Eucharistie versuche ich zu meiner täglichen Nahrung zu machen. Die Zeit für Gott ist nie verschwendete Zeit.
Auch die Wege des Bistums müssen wir geistlich gehen. Es geht nicht darum, dass wir machen und schaffen, sondern dass wir Gott schaffen lassen. Bei allem notwendigen Einsatz, den wir bringen, dürfen wir auch zugeben, dass unsere Hände leer bleiben, wenn Gott sie nicht füllt. Das kann den Druck herausnehmen, denn es geht um Seine Kirche.
Vor uns liegen die Wochen des Advent. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass es eine geistliche Zeit wird, in der Gott Raum findet neben oder in den vielen Tätigkeiten des Alltags.
Gerne schließe ich mich der Bitte von Papst Franziskus an, die er oft gegenüber seinen Gesprächspartnern äußert: „Beten Sie für mich". Das verspreche ich Ihnen allen auch.

Ihr +Bischof Peter Kohlgraf