Großes Engagement: "Klar kommen wir!"

Bistum Mainz und „Teach First“ Deutschland kooperieren zugunsten von Geflüchteten

Mehr als nur die Sprache lernen (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Mehr als nur die Sprache lernen
Datum:
Mi. 9. März 2016
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Viele der 35 000 Einwohner von Viernheim sind seit Monaten engagierte Flüchtlingshelfer. Sie machen Angebote für die mehr als 1000 Menschen in den Notunterkünften in der Stadt. Auch das Bistum beteiligt sich und hat sich dafür Unterstützung von „Teach First Deutschland" gesichert.

„Die Bereitschaft der Flüchtlinge, Neues zu lernen, spüre ich jeden Tag", sagt Frauke Frahm (27). Sie und Lena Geisel sind seit Sommer 2015 für die Bildungsinitiative „Teach First Deutschland" in Viernheim im Einsatz. Bevor Frauke Frahm nach Viernheim kam, studierte sie Sozialwissenschaften und arbeitete in Äthiopien. Ehrenamtlich unterrichtete sie zuvor Asylbewerber in einer Flüchtlingsunterkunft. In Viernheim leitet sie zwei Deutschkurse mit insgesamt 24 Wochenstunden. Die Gemeinde hat eigens ein Büro für die jungen Frauen eingerichtet. Zum fachlichen Austausch können sie das „Lernmobil" nutzen. Hier werden Sprachlernangebote für Geflüchtete koordiniert und die Sprachlehrer fachlich betreut.

Die beiden jungen Frauen geben in den Räumen der Viernheimer Pfarrgemeinde Deutschkurse für die erwachsenen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft; die dort lebenden Kinder und Jugendlichen erhalten schulische Angebote. Die Kurse von Frauke Frahm und Lena Geisel sind mit rund 15 Teilnehmenden vergleichsweise klein. In ihren Klassen lernen Menschen unterschiedlicher Herkunft, vor allem aus der Krisenregion Ostafrika.

Alle Teilnehmer wissen, dass der Besuch eines solchen Kurses keine Selbstverständlichkeit ist, und sind hoch motiviert. „Klar kommen wir auch an Weihnachten zum Kurs", bekundete kürzlich eine Teilnehmerin. „Tatsächlich haben alle das Gefühl, dass sie ohne Deutschkenntnisse nicht weiter kommen. Entsprechend groß ist das Engagement", berichtet Frauke Frahm. Natürlich tun die Fellows einiges dafür, dass Frustrationsmomente die Ausnahme bleiben. Lena Geisel hat etwa den Kontakt zur Viernheimer Gesamtschule gesucht. „Die Teilnehmer meiner Kurse lernen über den Austausch mit Viernheimern. Sie schreiben zusammen mit Schülern der Gesamtschule Gedichte. Das ist für alle Beteiligten eine tolle Erfahrung und wirkliche Begegnung."

Viele Jugendliche aus Viernheim haben nach dem ersten Austausch der Gedichte festgestellt, dass der Kontakt ihre Einstellung zu Geflüchteten positiv verändert hat. Mit einer anderen Schulklasse der Gesamtschule tauschen sich ihre Kursteilnehmer in einem Briefprojekt zum Thema Heimat und zum Leben in Deutschland aus. Neben dem Erlernen der Sprache steht die soziale Integration im Vordergrund: die Fellows haben mit den Kursteilnehmern Weihnachten gefeiert und den Fastnachtsumzug besucht.

Anderthalb Jahre noch werden die Fellows in dem Viernheimer Integrationsprojekt im Einsatz sein. Sie wollen neben den Sprachkursen weitere Projekte unterstützen. Die Pfarrei hatte seit längerem die Idee, im katholischen Sozialzentrum ein Sozialkaufhaus zu begründen. Einem Konzept dafür widmen sich jetzt Frauke Frahm und Lena Geisel. Geflüchtete sollen gemeinsam mit anderen Bedürftigen arbeiten. Sie werden durch Mentoren begleitet und können den Arbeitseinsatz als Praktikum anerkennen lassen. Der Kontakt des Bistums zu „Teach First" kam bei einem Vernetzungstreffen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen 2015 zustande. Dabei ging es um die Frage, wie Stiftungen Flüchtlinge sinnvoll fördern können. (pm)

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 13. März 2016.

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