Im Alter arm dran

Alt werden – um arm zu sein?

Armut (c) Ingrid Reidt
Armut
Datum:
Do. 7. Dez. 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Endlich – der „wohlverdiente Ruhestand“! Vielen schwebt vor, nun ihr Leben zu genießen – bei einem guten Auskommen durch die Rente. Die Realität heißt nicht selten: Im Alter arm dran! Darum ging es beim 15. Forum Sozialpastoral.

60 Haupt- und Ehrenamtliche, die diakonisch tätig sind, lauschen dem Vortrag von Michaela Hofmann. „Armut hat immer was mit Geld zu tun – das kann man nicht schönreden", sagt die Referentin, die beim Diözesancaritasverband in Köln für Armutsfragen zuständig und auch Mitglied der Nationalen Armutskonferenz ist. Und weil Geld immer mit Zahlen zu tun hat, präsentiert sie davon zwangsläufig eine ganze Menge. Zum Beispiel: Als einkommensarm gelten in Deutschland Alleinstehende, die weniger als 1064 Euro monatlich zur Verfügung haben, Familien mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern bei einem Betrag von 2234 Euro (Zahlen von 2016, siehe auch „Zur Sache").

Mehr Frauen als Männer armutsgefährdet

Wer die Höhe der Renten mit diesen Zahlen vergleicht, braucht kein Rechenkünstler zu sein, um das Armutsrisiko im Alter zu erkennen: Am 1. Juli 2017 betrug die Durchschnittsrente von Frauen 853 Euro im Monat, die von Männern 1076 Euro.
„14,8 Prozent der Menschen über 65 Jahren waren 2015 armutsgefährdet", sagt die Referentin. Dass deutlich mehr Frauen als Männer betroffen sind, wundert nach den eben genannten Zahlen kaum. Weniger als 450 Euro Rente erhalten 39,1 Prozent der Frauen (Männer: 18,5 Prozent). Eine Rente über 1500 Euro erreichen 1,9 Prozent der Frauen (Männer: 22,1 Prozent).
Trotz vieler Zahlen – der Vortrag von Michaela Hofmann ist alles andere als trocken. Nicht nur, weil die vorgelegten Zahlen eine klare Sprache sprechen, sondern auch, weil die Referentin spürbar für ihr Thema „brennt". Und nicht bei den Zahlen stehen bleibt, sondern auch die Ursachen beleuchtet: Erwerbsbiografien, die unterbrochen sind durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit, durch Erziehungs- und Pflegezeiten, erhöhen das Risiko der Altersarmut. Auch Menschen mit Migrationshintergrund, geringer Bildung und Qualifizierung gehören mehr als andere zu denen, die „im Alter arm dran" sind. „Wer etwas gegen die Altersarmut tun will, muss bei der Kinderarmut beginnen", sagt die Referentin nicht zuletzt im Blick auf den Zugang zur Bildung. Wobei, wie eine junge Teilnehmerin anmerkt, auch Akademiker Gefahr laufen, im Alter arm zu sein: Nach vergleichsweise langer Ausbildung folgen oft schlecht bezahlte Praktika, befristete Arbeitsverträge – eine „glatte" Erwerbsbiografie wird auch bei studierten Leuten immer seltener.

Von Maria Weißenberger

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 10.Dezember 2017

Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de