Mit Freude am Reich Gottes arbeiten

Zwei Frauen und drei Männer werden Pastoralreferenten im Bistum Mainz - die Kirchenzeitung "Glaube und Leben" stellt sie in der aktuellen Ausgabe vor.

Von links: Andreas Backert, Dominic Gilbert, Anna-Magdalena Albert, Alexandra Haustein, Ralf Hofmann | Foto: Maria Weißenberger (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Von links: Andreas Backert, Dominic Gilbert, Anna-Magdalena Albert, Alexandra Haustein, Ralf Hofmann | Foto: Maria Weißenberger
Datum:
Mi. 9. Aug. 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Zwei Frauen und drei Männer werden am 19. August in ihren Dienst als Pastoralreferenten im Bistum Mainz gesendet. Zum Gespräch mit der Kirchenzeitung baten wir sie, einen Gegenstand mitzubringen, der aussagt, was ihre Berufung und ihre künftige Arbeit ausmacht.

„Auf der einen Seite Jesus, auf der anderen ich“, sagt Dominic Gilbert und hält einen Kletterkarabiner hoch. Der junge Familienvater hat sich entschieden: „Ich hänge mich an Gott dran.“ Auch wenn er schon manchmal „ordentlich rumgebaumelt“ ist: Bis jetzt hat die Verbindung immer gehalten. Wobei er betont, dass Gott den Menschen die Freiheit lässt: „Ich könnte die Sicherung jederzeit lösen – aber es wäre unvernünftig.“

„Eingeklinkt“ bei Jesus hat sich Gilbert erst als Jugendlicher: Nachdem er ohne kirchliche Bindung aufgewachsen war, nahm er mit 16 bewusst den christlichen Glauben an und wurde in der evangelischen Paul Gerhard Gemeinde in Offenbach getauft. Nach dem Abitur konvertierte er zur katholischen Kirche.

Zunächst wollte Gilbert Priester werden. Während seines Theologiestudiums  in Mainz lernte er in der gemeinsamen studienbegleitenden Ausbildung seine spätere Ehefrau Helena kennen, die inzwischen Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Franziskus in Nieder-Olm ist.

Wenn er zurückschschaut auf seine Ausbildung, während der er sich von Station zu Station, von „Kletterwand zu Kletterwand“ neu „eingeklinkt“ hat,  dann stellt er fest: Viele Menschen haben dieses „Abenteuer“ mitgetragen, haben ihn begleitet, gefordert, auch gesichert.

Wenn er nun Dekanatsreferent im Dekanat Mainz-Süd wird, dann möchte er möglichst viele Menschen einladen, sich ebenso auf Jesus einzulassen wie er. Dabei weiß er auch: „Ich brauche Leute, die mir Sicherheit geben.“ Aber: „Ich würde es nicht riskieren, wenn ich nicht das Vertrauen hätte, dass es klappt.“

Mit einer Uhr ist Anna-Magdalena Albert zum Treffpunkt in Mainz gekommen. Ihre Erfahrung zeigt ihr: Die Gefahr, sich zu verzetteln, ist nicht zu unterschätzen – zumal im Arbeitsalltag oft „dies, das und jenes“ ungeplant auf einen zukommt. Das hat sie als Pastoralassis-tentin im Pfarreienverbund Neu-Isenburg durchaus erlebt, wo sie den Weg der Kita St. Franziskus in der Pfarrei St. Josef zum Familienzentrum begleitet – ein Schwerpunkt, der ihr zunächst erhalten bleibt, denn sie bleibt als Pastoralreferentin an dieser Stelle.

Es ist wichtig, sich die Zeit gut einzuteilen, sagt sie. Zeit für andere zu haben, aber auch für sich selbst. „Man kann sich sehr aufreiben, wenn man das nicht beachtet“, hat sie gelernt. Man müsse ein Gespür dafür entwickeln, wofür man sich Zeit nehmen muss. Die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen gehört für Anna Albert dazu – auch wenn es immer schwieriger wird, unter einen „Terminhut“ zu kommen. „Fast alle Ehrenamtlichen sind berufstätig“, sagt sie. Wenn sie ein Treffen mit drei Leuten plant, braucht es viele Anläufe, bis ein Termin gefunden ist. „Da muss ich flexibel sein. Und als Hauptamtliche bin ich am flexibelsten“, sagt sie.

Was es heißt, einen kirchlichen Beruf zu haben und oft dann zu arbeiten, wenn andere frei haben – das hat sie von klein auf mitbekommen, denn ihr Vater Norbert ist Pastoralreferent. „Es ist von Vorteil zu wissen, was auf einen zukommt“, meint sie. Kein Grund für sie allerdings, ihre Berufswahl zu ändern. „Es ist eben kein ,normaler‘ Beruf“, sagt sie. „Es ist Berufung.“ Und das bedeute neben allem Tun auch, „zu meinem eigenen Glauben zu stehen“.

„Jeder kommt mit irgend etwas – wir kommen mit leeren Händen“: Dieser Satz von Klinikpfarrer Erhard Weiher hat sich Ralf Hofmann eingeprägt. Die Aussage passt zu Hofmanns langjähriger Arbeit als Krankenpfleger genauso wie zu seiner Zukunft als Krankenhausseelsorger in Groß-Umstadt – deshalb hat er nichts als seine leeren Hände mitgebracht.

„Ich habe gern mit den Händen gearbeitet“, erklärt er. Ihm ist es wichtig, die Hände frei zu haben – vor allem, um sie den Patienten zu reichen, sie begleiten zu können. „Bei allen Konzepten und Projekten ist es am wichtigsten, bei den Menschen zu sein“, meint er. Und „Hand in Hand“ zu arbeiten – wie zum Beispiel in seiner Ausbildung mit dem Team der Kindertagesstätte, deren pastorale Begleitung zu seinen Aufgaben gehörte.

Im Klinikpraktikum hat Hofmann erlebt, dass am Krankenbett nicht immer willkommen ist, wer von der Kirche kommt. Zu viele negative Schlagzeilen oder auch schlechte Erfahrungen verbinden Patienten mit der Kirche. „Meine Aufgabe ist es, die Hand auszustrecken – der andere hat die Freiheit, sie zu ergreifen oder das Angebot abzulehnen“, sagt er. Auch wenn er abgewiesen wird, sieht er es als seine Aufgabe, das Angebot zu erhalten. Selbst zu unbequemen Zeiten gelte es, für andere Menschen da zu sein, etwa durch ein gut organisiertes Notfalltelefon. Nicht zuletzt, betont Hofmann, ist es wichtig, die Hände auch mal in den Schoß zu legen.

„Some lines a day“ heißt ein ungewöhnliches Tagebuch, das Alexandra Haustein präsentiert: Ein Fünfjahresbuch, das auf jeder Seite Raum für einige Zeilen zum gleichen Kalendertag bietet. Seit drei Jahren führt sie dieses Tagebuch – und erlebt oft, dass es ihr einen neuen Blick auf Gewohntes eröffnet. Oft habe sie beim Schreiben die „kleinen Perlen des Alltags“ entdeckt oder „gespürt, dass Gottesbegegnung stattgefunden hat“.

So erinnert sie sich an einen Auftritt mit der Jugendband in der Jugendkirche Jona in Frankfurt: „Es kamen ganz wenige, und die gingen auch nach und nach wieder – trotzdem haben wir nicht aufgehört und die letzten drei Lieder für uns gesungen“, erzählt sie. Was zunächst auf eine Enttäuschung hinauszulaufen schien, wandelte sich zu einer großartigen Glaubens- und Gemeinschaftserfahrung. „Das war sooo toll, da werde ich mich noch in 20 Jahren dran erinnern.“

„Dass ich mich auf wenige Sätze beschränken muss, hilft mir, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren“, stellt sie fest. Dies sei auch für die Arbeit in der Gemeinde wichtig, hat sie gemerkt: „Wir können uns zum Beispiel nicht leisten, Ehrenamtliche mit Sitzungen zu quälen, die langweilen und nicht zum Ziel führen.“ Jetzt ist sie gespannt auf ihre neue Tätigkeit als Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an der Marienschule in Offenbach: „Ich war nie auf einer kirchlichen Schule, auch nicht auf einer Mädchenschule“, sagt sie. Wobei Schulseelsorgerin für sie heißt: Es geht nicht nur um die Schülerinnen, sondern um alle, die zur „Schulgemeinde“ gehören. „Es gibt allein 40 Mitarbeiter, die nicht  Lehrer sind“, weiß sie.

„Meine Regenjacke drückt gut aus, wie ich pastorales Handeln verstehe“, sagt Andreas Backert. „Rausgehen – aus Gewohnheiten, Kirchen, Pfarrzentren, ohne Scheu vor ,Wind und Wetter‘.“

„Wir werden nicht nur zu denen gesendet, die immer im Gottesdienst sind“, betont Backert. Und er findet es spannend, „wie oft man außerhalb der Kirche auf Menschen trifft, die am Reich Gottes mitarbeiten, die sich um andere kümmern, die sich engagieren, die Menschen Erfahrungen ermöglichen“. In Ober-Eschbach, wo er als Pastoralassistent eingesetzt war, habe die Gemeinde zum Nikolaustag allen Institutionen und Vereinen einen Schokoladen-Nikolaus geschickt und sich bei ihnen bedankt. „Es hat die Leute verwirrt, dass ihnen die Kirche etwas gegeben hat, ohne es mit einer Erwartung zu verbinden“, erzählt er.

„Unsere Formen passen oft nicht mehr in die Zeit“, meint Backert. Haupt- und Ehrenamtliche müssten sich der Frage stellen: Wie können wir 2017 Nachfolge Jesu leben, uns von seiner Botschaft anstecken lassen und andere damit anstecken? Das könne bedeuten, liebgewordene Ausdrucksformen vertrauensvoll loszulassen. „Nicht selten äußern dann langjährige Ehrenamtliche die Angst, sie hätten es 30 Jahre lang falsch gemacht. Aber darum geht es nicht. Der Glaube entwickelt sich weiter, ich entwickle mich weiter. Bei einem Umzug nehme ich ja auch nicht mit, was in die neue Wohnung nicht passt.“ Zustimmendes Nicken bei seinen Kolleginnen und Kollegen, als er betont: „Kirche kann nur ausstrahlen, „wenn wir mit Freude tun, was wir tun.“

Von Maria Weißenberger

Hinweis: Die Sendungsfeier mit Diözesanadministrator Dietmar Giebelmann ist am 19. August um 10 Uhr im Mainzer Dom.

 

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 13. August 2017.

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