Tag der Räte 2016

Blick auf die Not in den Ortschaften des Dekanats

Datum:
Do. 17. März 2016
Von:
Guntram König
Beim traditionellen jährlichen Tag der Räte wurde am 5. März unter dem Thema „Sozialpastoral“ ein wichtiger Schritt für die künftige Pastoral getan. Mehr als 50 Mitglieder aus Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte sowie Geistliche und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hatten sich der Frage zu gestellt, wie die Seelsorge der Gemeinden die Ausgeschlossenen im Blick behält. Der erste Schritt dazu ist genau hinzuschauen, welche Not es offensichtlich und verdeckt in den Ortschaften der Pfarrgruppen gibt oder geben könnte. Und der wurde in Gruppenarbeit getan. Vieles wurde festgehalten, was in den Pfarrgemeinderäten und Seelsorgeräten weiter bearbeitet werden kann.

Nach Domdekan Heckwolf, Domkapitular Eberhardt und Ordinariatsrat Hüser ist Sozialpastoral das Bemühen, die vorrangige Zuwendung zu den sonst Unbeachteten in allen Bereichen, des pastoralen Handelns zu Geltung zu bringen. So stellte Dekanatsreferent Guntram König zu Beginn des Tags der Räte eine Erklärung für diesen neuen theologischen Begriff vor.

Prof. Dr. Peter Kohlgraf betonte in seinem Vortrag „Eine dienende Kirche. Sozialpastoral als Aufgabe der Gemeinde", dass sich die heutige Kirche von einer Versorgungskirche zu einer charismenorientierten Kirche verändern wird, bei der die Verwirklichung der diakonischen Dimension von Gemeinde im Mittelpunkt steht. Option für die Armen bezeichnet man diese Schwerpunktsetzung. Dabei ist nicht ganz leicht zu bestimmen, wer als arm gilt und leider besteht oft ein Teufelskreis der Armut: Ursachen und Wirkungen verstärken sich gegenseitig.

Prof. Kohlgraf plädiert dafür, in der Kirche eine Lebensweise zu entwickeln, die Nähe und Begegnung zulässt. Oft bestünde das Problem, dass soziale Gruppen in der Kirche im Wesentlichen unter sich blieben. Das Verständnis von Kirche habe sich verändert, betonte Kohlgraf: Aus der Kirche für die Armen entwickelten sich viel soziale Dienste, die heute oft in säkulare Strukturen eingegangen sind.

Laut dem II. Vatikanischen Konzil sind die Themen der Armen auch die Themen der Kirche. Es gibt also eigentlich kein Gegenüber von Gemeinde und Armen, sondern nur eine Kirche der Armen.

Papst Franziskus geht noch weiter. Er wünscht sich eine arme Kirche, also eine Gestalt der Kirche, die die Armen nicht abschreckt, sondern Begegnung und Berührung auf Augenhöhe ermöglicht, die den Ausgeschlossenen nahe ist. Eine solche Kirche hört auf, zu belehren und mächtig zu sein. Sie ist selbst bedürftig und arm an Macht.

Die regional orientierten Kleingruppen am Nachmittag des Tags der Räte arbeiteten heraus, welche Not in den Ortschaften der einzelnen Pfarrgruppe gesehen oder vermutet wird. Dieser erste Schritt, die Not vor Ort überhaupt erst zu sehen, ist wichtig, um nicht blindem Aktionismus zu verfallen. Die auf Flipcharts festgehaltenen Ergebnisse werden in den Pfarrgemeinderäten weiter bearbeitet.

Das Dekanat schließt sich mit dem Thema Sozialpastoral diesem Bistumsziel an. Agnes Weires-Strauch vom Caritaszentrum in Alzey und Guntram König vom Kath. Dekanat Alzey / Gau-Bickelheim bilden ein Tandem, um Impulse in die Pfarrgruppen und die Caritas zu tragen.