Wallfahrt im Jahr der Barmherzigkeit

43 Pilger durchschreiten die Heiligen Pforten in Rom

WALLFAHRT (c) Christine Rall (Ersteller: Christine Rall)
WALLFAHRT
Datum:
Sa. 23. Juli 2016
Von:
Kerstin Neuthinger
Insgesamt 43 Pilger machten sich am Morgen des 8.7.2016 auf nach Rom. Um dort alte und neue Wege zu gehen, sich von dem Leben des antiken Roms, den ersten Christen dort und ihren Bauwerken berühren zu lassen. Im Bus, der die Pilgergruppe aus Viernheim zum Flughafen brachte, teilte Pfarrer Givens das Tagesprogramm, einen Reiseführer von Rom und ein Herz-Jesu-Bild aus. Dieses sollte allen die Möglichkeit geben, an Menschen zu denken, die sonst nicht in den täglichen Gedanken sind. Menschen, die unser Gebet brauchen, für die wir auch diese Wege gehen und Türen offen halten. Impuls: Wen nehme ich mit.
rom-2016-025-jpg (c) Christine Rall (Ersteller: Christine Rall)
rom-2016-025-jpg

Freitag

Ankunft in Rom. Die warme Sonne verspricht, uns auf unseren Wegen in Rom im Jahr der Barmherzigkeit zu begleiten.

Das Haus der Schwestern, in dem die Gruppe sehr gut untergebracht ist, liegt inmitten der Stadt  und wir werden sehr herzlich begrüßt. Da das Haus sehr zentral gelegen ist, erreichen wir von hier aus viele Orte bequem zu Fuß oder auch die nahe gelegene Metro-Station.

Vor dem Abendessen gibt es noch einen Spaziergang zur Basilica di San Pietro in Vincoli. Hier verbinden sich zwei schwere Ketten. Nach einer Legende fügten sich hier die Ketten des Petrus, mit denen er in Jerusalem gefesselt war, und die Ketten des Patriarchen Juvenal auf wundersame Weise zusammen und man ließ eigens hierfür diese Kirche erbauen.

Impuls: Wer ergänzt mich, wer kann mein Leid, meinen Schmerz verstehen, wer fügt sich mit mir?

Samstag

Erste Heilige Pforte in Santa Maria Maggiore. Bevor wir hindurchgehen, halten wir im Gebet inne. Denken an die Menschen, die uns Würde verleihen und bei denen wir würdig sind. Es wird still in der Gruppe, jeder nimmt sich seine Zeit.

Im Innern zeigen sich prächtige Mosaike. Das besonders prachtvolle Mosaik in der Apsis zeigt die Marienkrönung und zum ersten Mal, hier in Rom, wird uns vor Augen geführt, welche großartigen Künstler hier gearbeitet haben.

Danach besuchen wir San Clemente. Wundervolle Mosaike, die ihre prächtigen Farben in uns aufleuchten lassen. Staunende Augen und leuchtende Herzen.

Wir steigen hinab, in die unterschiedlichen Stockwerke dieser Kirche. Und wir erkennen hier sehr nah, wie sich die christliche Kirche und ihre Räume in den Jahrhunderten verändert hat. Wir werden mit einer Kirche, unserer Kirche, konfrontiert, die nicht stehen geblieben ist. Die gerungen hat, wie das Evangelium durch Raum, Farben und Bildern zu verkünden ist.

Bis heute.

Impuls: Was brauchst du

Frau Walter erzählt uns von Cyril und Method. Slavische Missionare, die die Bibel und Liturgie ins slavische übersetzten und so die Botschaft Jesu mit viel Liebe und Arbeit weitertrugen.

Die heilige Messe feiern wir bei den Augustiner Schwestern in Santi Quattro Coronati.

Wir sehen die Silvester Kapelle, in der die Legende von Kaiser Konstantin, der von einem Aussatz befallen ist, Silvester I gerufen habe, um sich durch die Taufe heilen zu lassen.

Impuls: Wen sende ich

Nach der Messe betreten wir einen wunderschönen Kreuzgang.

Weiter geht es zu Santo Stefano Rotondo. Eine wunderschöne, staunende Kirche. Der Altar inmitten der Kirche, überall kleine Nischen mit Bilder von heiligen Märtyrern.

Auf dem weiteren Weg zu Fuß bleiben wir immer wieder kurz an den vielen kleinen Brunnen stehen, die die Römer und auch uns stetig mit Wasser versorgen u.nd füllen unsere Flaschen mit frischem, klarem Wasser. Unser Durst ist groß, nicht nur nach Wasser....

Impuls: Hier bin ich Herr, sende mich

Sonntag

Erste Station heute ist die Kirche San Luigi die Francesi.

Dort, in der Contarelli Kapelle, sehen wir drei wundervolle Bilder von Caravaggio. Pfarrer Givens erklärt uns sehr eindrucksvoll diese Bilder. Sie zeigen Matthäus und den Engel sowie die Berufung des Matthäus und sein Martyrium. Der Maler Caravaggio verstand es, begnadet mit Licht zu spielen und den Betrachter durch Hell-Dunkel-Effekte auf das Wichtigste hinzuweisen.

Immer wieder werden wir mit unserer Standhaftigkeit konfrontiert, unseren eigenen Willen im Glauben zu erkennen und zu vertreten.

Impuls: Wen stelle ich in den Schatten, wer stellt mich ins Licht

Wir besuchen den protestantischen Friedhof, der neben der Cestius-Pyramide zu finden ist. Frau Walter erzählt sehr anschaulich von den Menschen, die hier begraben sind – beispielsweise der englische Dichter Keats und sein Kollege Shelley. Auch die letzte Ruhestätte von August von Goethe ist hier zu finden, der als Sohn von Wolfang von Goethe im Schatten seines Vaters stand, selbst im Tod. Kein eigener Name ist auf seinem Grabstein zu lesen, nur „Hier liegt der Sohn von Goethe.“

Impuls: Wem gebe ich einen Namen, wer steht vor oder hinter mir

In Santa Maria Cosmedin feiern wir Eucharistie. Zum Kommunionempfang stehen wir zusammen um den Altar. Feiern gemeinsam das Abendmal, singen und beten in einer Kirche, deren Fußboden wie ein Teppich mit Kosmatenarbeiten verziert ist.

Montag

Mit der Metro fahren wir zur Piazza del Popolo. Wir sehen einen der vielen Obelisken mit den drei Hügeln und einem Stern, die uns darauf hinweisen, dass es hier Wasser gibt.

Der erste Besuch an diesem Tag führt uns zur Santa Maria del Popolo. Wieder zwei Caravaggio Bilder: die Kreuzigung des Petrus und die Bekehrung des Apostels Paulus.

Impuls: Wer bist du

Wir betreten die Kapelle Chigi. Hier schuf Bernini, der uns noch sehr oft in Rom begegnen wird, die Statuen Daniel in der Löwengrube und Habakuk und der Engel. Der Engel zieht Habakuk an einer Haarsträhne, um ihn auf das rechte Maß hinzuweisen.

Impuls: Habe ich das rechte Maß, wer ist in der „Löwengrube“

Wir feiern Eucharistie dort, wo Maximilian Kolbe seinen ersten Gottesdienst gefeiert hat. Und wir sehen, dass sich ein Mensch wandeln und zu Christus hin aufbrechen kann.

Wir erkennen wunderschöne Engel, die die beiden Künstler Bernini und Borromini erschaffen haben.

Weiter geht es in das nahe gelegene Künstlerviertel , durch welches wir spazieren. Dieses bietet uns eine angenehme Kühle im Schatten eines Hinterhofes, in dem wir neue und moderne Kunstwerke entdecken, Künstler bei ihrer Arbeit sehen und hören können. Hier, an diesem Ort und mit all den saftig grünen Pflanzen, Häusern und Farben,  kann man ein wenig erahnen, warum man anfängt, zu erschaffen.

San Andrea delle Fratte. Hier stehen beeindruckende Mamorengel von Bernini, die er ursprünglich für die Engelsbrücke geschaffen hatte.

Vorbei an der Fontana di Trevi, durch enge Gassen und willkommenen Schatten, betreten wir die dortige Pfarrkirche. Dort werden wir mit unserem „Durst“ konfrontiert. Pfarrer Givens erzählt uns, dass kein Weg durch das Wasser führt. Gott zeigt uns immer einen Weg, den wir gehen können. Gemeinsam, mit Gott. Er braucht dazu unsere offenen Herzen. Und wir alle versuchen zu verstehen, was Gott uns sagen will. Welcher der richtige Weg sein könnte und welchen „Durst“ jeder ganz individuell gestillt haben möchte.

Impuls: Wer hat einen Platz in meinem Herzen, wer hält sein Herz offen und ist bereit, neue, standhafte und eigene Wege zu gehen

Wir haben, wie an jedem Tag, Mittagspause, die jeder ganz individuell verbringt. Mancher alleine, um Eindrücke und Gedanken zu sortieren, oder gemeinsam bei einem Kaffee oder Eis.

Wir laufen auf den Quirinal Hügel, vorbei am Platz der Republik, sehen die beiden Brüder Castor und Pollux, sprechen über Freundschaft, über die Sprachlosigkeit gegenüber Gott, über offene, hörende Ohren, ehrlich zu mir selbst und meinem Gegenüber zu sein.

Nächste Kirche ist San Carlo alle Quattro Fontane. Hier wird es ganz still. Keine Farben, kein Gold, nur weiß. Pfarrer Givens erzählte uns zu Beginn, dass man von Borromini erzählt, er habe wie „Musik“ gearbeitet. Und das ist hier zu spüren. Borromini erschuf sie und mit ihrer schwingenden Außenfassade und dem ganz in weiß gehaltenen Innenraum ist sie eine Wohltat nach all dem Gold und den prächtigen Farben. Erst Stille, dann Musik im dem schlichten und beeindruckendem Kreuzgang durch unseren Gesang.

Zum Abschluss an diesem Tag noch einmal Caravaggio. Das Sterben des heiligen Franziskus

Wieder wundervolles Licht, liebevolle Gesten und kleine aber wichtige Hinweise.

Impuls. Werde ich meinem Sterben so liebevoll entgegenschauen

Dienstag

Ab sieben Uhr gibt es wie immer Frühstück. Abfahrt mit der Metro um acht Uhr. Heute stehen wir vor  Sankt Peter. Schon von außen ist zu erkennen, wie riesig diese Kirche ist. Eine Säule im Innern von Stankt Peter ist so groß wie die oben genannte San Carlo alle Quatrro Kirche.

Mancher sucht einen stillen und ruhigen Ort, denn der Innenraum kann auch „zu mächtig“ werden, andere erkunden den Raum mit Staunen.

Im gemeinsamen Gebet laufen wir zur zweiten Heilige Pforte. Wieder nimmt sich jeder die Zeit, um für sich oder einen lieben Menschen hindurchzugehen.

Nach einer Stunde Zeit für sich für Betrachtung, Staunen und Gebet, führt uns Pfarrer Givens durch die Vatikankirche und ein paar Pilger wagen die vielen Stufen auf die Kuppel hinauf.

Wir laufen an der alten Wasserleitung weiter, sehen einen Kreuzgang, der in einem alten Krankenhaus zu sehen ist und besuchen die Kirche Santa Maria alla Pace. In dieser Kirche geht der Himmel auf. Wunderschöne Deckenmalereien zeigen uns, wie es einmal sein könnte, wenn wir den Himmel geöffnet vor uns sehen.

Impuls: Jesus vertraut dir, er glaubt an dich

Mittwoch

Wir laufen zum Lateran und zur dritten Heilige Pforte.

Da es früh am Vormittag ist, sind sehr wenige Menschen unterwegs und wir können diese Kirche fast alleine erkunden.

Und auch im Kreuzgang sind wir alleine, können die mit Mosaiken verzierten Pfeiler ganz in Ruhe betrachten.

Wir feiern Gottesdienst in San Lorenzo. Im Altarraum ist ein Bild von Reni zu sehen. Hier sehen wir sehr eindrücklich, was der Maler uns sagen will. Die Feier der Auferstehung und des Lebens. Ein Jesus am Kreuz, der uns dies zeigt.

Impuls: Immer wieder das rechte Maß halten; im Gebet, in der Arbeit, in meinem Leben

In der San Bartolomeo Kirche steigen wir in Gedanken die 12 Meter in den Brunnen hinab, der auf den Stufen des Altares zu sehen ist.

Impuls: Manchmal muss man tief hinabsteigen, um am Ende das Heilwasser zu kosten

Die Altstadt Trastevere beherbergt St. Cäcilia und Santa Maria in Trastevere. Hier wird eine der ältesten Hauskirchen vermutet, auf die diese Basilika gebaut wurde.

Wieder wundervolle Mosaike, schon an der Außenfassade. Im Innern bestaunen wir in sechs Bildern, alles Mosaike, das Leben der Maria und so viel Prächtiges mehr. Pfarrer Givens versteht es, alles so zu erzählen, dass die Bilder anfangen zu leben und nicht nur starre Bilder bleiben.

Gemütlich laufen wir zur Straßenbahn und lassen das viele Gold noch eine ganze Zeit lang nachglänzen.

Donnerstag

„Heute brauchen sie eine Kopfbedeckung, denn der Schatten wird nicht zu finden sein“

Wir besuchen das Forum Romanum.

Dort wartet schon eine Führerin, die uns die neu entdeckte Santa Maria Antiqua erklärt. Man kann in ihren Erzählung die Begeisterung über diesen Fund spüren und staunen im Innern fast wie ein Kind. Wir stehen in den Anfängen unserer Kultur, unseres Glaubens und der ersten Christen. Mit Beamern wird uns vor Augen geführt, wie es hier im 1. Jahrhundert nach Christus ausgesehen hat. Es ist unbeschreiblich schön. Mancher fragt sich, ob ein Mensch immer noch aus der Kirche austreten würde, würde er hier, an diesem Ort stehen und sehen, was erhalten werden muss und welche Wirkung dieser Ort hat.

Nach der Besichtigung der Kirche führt uns Pfarrer Givens durch das Forum Romanum. Ein wenig reicht unsere Vorstellungskraft aus, um sich ein Bild des alten Roms so vorzustellen, wie es einmal gewesen sein muss.

Wir laufen um das Coloseo, den Kapitolshügel hinauf und feiern in Santa Maria in Aracoeli Eucharistie. In einem rechten Seitenflügel feiern wir ganz in Ruhe. Keine Besucher oder Führungen laufen an uns vorbei. Obwohl es schön ist, inmitten der fremden Schwestern und Brüdern zu feiern, die oft auch mit uns Gottesdienst gefeiert haben, ist es doch  erholsam, ohne Gemurmel und Beobachtung zu feiern.

Zurück mit der Straßenbahn. Das Abendessen ist wie immer lecker und eine sehr willkommene Stärkung nach einem langen, eindrucksvollen Tag.

Freitag

Abreisetag. Die Koffer werden in den kleinen Fahrstuhl gestellt oder die Treppe hinuntergetragen. Die verbleibende Zeit, bis der Bus kommt, wird noch genutzt, um einen vorerst letzten Espresso in dem gegenüberliegenden Café zu trinken oder noch schnell eine Flasche Wasser zu kaufen.

Dann wird der Bus beladen, wir singen und beten auf dem Weg zu den Katakomben, die wir als letzte Station auf unserer Pilgerreise besuchen. Dort unten, in der alten Kirche, feiern wir die Eucharistie. Jeder einzelne, der das möchte, wird gesegnet.

„Der Herr segne und stärke dich, behüte dich und die Menschen in deinem Herzen“

Pantheon, das jüdische ehemalige Getto, kleine aber wirkungsvolle Orte und an Häuserwänden angebrachte Denkmäler, Türen, die mit großen Schlössern verschlossen sind, Piazza Navona, Wege, die Wasser und Schatten spenden und noch so viel mehr durften wir in dieser Woche entdecken und vieles wird in uns noch nachklingen oder neu aufleuchten.

Wir durften teilhaben an den Anfängen der ersten Christen in Rom, am großen und reichen Wissensschatz und der Spiritualität von Pfarrer Givens, sind sehr dankbar für die Vorarbeit von Frau Armbruster, für die lebendigen Erzählungen von Frau Walter und all die kleinen und wunderbaren Geschichten, die wir zu Fuß und mit offenen Herzen gegangen sind.