Wo das Glück greifbar ist

Einen ganzen Tag katholische Ehevorbereitung – was da wohl passiert? Acht Teilnehmer an einem Seminar im Erbacher Hof in Mainz lassen sich überraschen.

Was ist das Fundament unserer Beziehung, was das Dach? Ein Paar hat mit Begriffen auf dem Boden ein Haus geklebt und zeigt es den anderen Teilnehmern des Seminars.| Fotos: Theresa Breinlich (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Was ist das Fundament unserer Beziehung, was das Dach? Ein Paar hat mit Begriffen auf dem Boden ein Haus geklebt und zeigt es den anderen Teilnehmern des Seminars.| Fotos: Theresa Breinlich
Datum:
Mi. 14. Juni 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Und fühlen sich am Ende des Tages gestärkt für die Ehe. Kindheit, Schulzeit, Pubertät – wie sah das Leben aus, bevor der Partner auftauchte? Was haben sie schon alles zusammen erlebt, welche Probleme gemeistert? Die Männer und Frauen sind im Erbacher Hof in Mainz in intensive Gespräche vertieft. Der karge Seminarraum scheint vergessen. Einen Tag lang geht es nicht um Festtagsmenü und Hochzeitstorte, sondern um das Eigentliche, was ihre Liebe trägt, ihre Beziehung und ihr Leben als Paar.

Seit 14 Jahren sind Katharina und Matthias Selzer verheiratet. Seit zwölf Jahren leiten sie zusammen Kurse zur Ehevorbereitung, die das Katholische Bildungswerk Mainz-Stadt organisiert. Die zukünftigen Ehepaare zu belehren, ist nicht ihr Ziel: „Uns ist wichtig, dass die Paare hier die Möglichkeit haben, sich auszutauschen und neue Impulse für ihre Feier und Beziehung zu bekommen“, erklärt Matthias Selzer, Gemeindereferent und kirchlicher Organisationsberater. Damit das gelingt, plant das Ehepaar ein abwechslungsreiches Programm. Mal geht es darum, dass die Gruppe sich in Dreiecke aufstellt, ohne sich abzusprechen, und die Frage, was dieses Austarieren mit einer Beziehung zu tun hat. Mal geht es darum, ein Haus zu bauen mit Begriffen zum Thema: Was ist uns in unserer Beziehung wichtig? Was bildet das Fundament, Vertrauen? Was ist das Dach? Einander alles sagen, gemeinsam beten? Danach zeigen sich die Paare gegenseitig ihr Haus und beginnen zu diskutieren. Hier zeigt sich: Jeder hat andere Vorstellungen von einer gelungenen Beziehung – und das ist okay.

Doch auch eine Einheit zum katholischen Eheverständnis fehlt nicht. „Oft gibt es Missverständnisse, die wir ausräumen können“, sagt Katharina Selzer. Eine junge Frau fragt, ob eine Ehe ungültig ist, wenn ein Paar keine Kinder bekommen kann. Das können die Seminarleiter klar verneinen. Konfessionsverschiedene Paare wollen wissen, wie der Gottesdienst gestaltet werden kann und ob es eine Messfeier geben darf. Die anderen Teilnehmer machen sich Gedanken und geben Tipps, wie ein ökumenischer Gottesdienst aussehen könnte.

Das Konzept der Selzers geht auf. Die acht Teilnehmer wussten morgens alle noch nicht so genau, was sie erwartet. Vor der Hochzeit wollten sie sich einfach mal einen Tag Zeit für sich nehmen. Am Abend sind sie gelöst, fast schon ein wenig durcheinander von den vielen Eindrücken. Die letzten Stunden haben sie bewegt. „Wir fanden den Tag sehr intensiv und emotional. Es war sehr schön, sich bewusst zu werden, was man als Paar schon alles zusammen geschafft hat“, sagt Kris, die Ende Mai in Österreich bei Freunden Gregor heiratet. „Wir hatten hier endlich mal Gelegenheit, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Besonders spannend fanden wir es, herauszufinden, was uns geprägt hat und wie wir mit diesen Prägungen in unserer Beziehung umgehen“, fügen Thomas Nicola und Birgit Wilhelm (47) aus Mainz hinzu, die im September den Bund der Ehe eingehen. Sie haben sich vor vier Jahren über eine Kontaktanzeige in einer Zeitung kennengelernt. „Wir fanden den Tag heute sehr bekräftigend für unsere Beziehung“, sagt auch Sabrina Abrantes Ribeiro, die im August in Portugal Andreas Plenck heiraten wird.

Mindestens einmal werden die frisch Vermählten noch an den Kurs zurückdenken. Sie haben sich gegenseitig Liebesbriefe geschrieben, die das Ehepaar Selzer ihnen in den nächsten Wochen zuschicken wird. Eine kleine Liebes-Überraschung im Alltag.

Von Theresa Breinlich

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 17. Juni 2017

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