Eine Vision wurde umgesetzt. Bereits im Januar hatte die Caritas Worms die Idee, Alpakas in der Senioreneinrichtung St. Martha in Mörstadt mitleben zu lassen. Jetzt sind die fünf neuen im Taunus geborenen „Mitbewohner“ da.
„Alpakas sind im Pflegesatz nicht vorgesehen. Deshalb brauchen wir Menschen wie Sie!“, sagte Lars Diemer, Leiter des Bereichs Alter und Pflege beim Caritasverband Worms, bei der Spendenfeier. Nun könnte man fragen: Wieso sollten denn die Kassen die Anschaffung der ursprünglich aus den Anden stammenden Tiere finanzieren? Ist es nicht purer Luxus, sie in der Altenhilfe einzusetzen? Christina Pfannmüller, hauswirtschaftliche Leiterin aller sieben Caritas-Wohngemeinschaften des Caritasverbands Worms, ist da anderer Meinung. Seit Jahrzehnten mit Menschen mit Demenz vertraut, weiß sie genau, wie tief sie in sich versinken und sich verschließen können. Und sie weiß auch, was es braucht, um ihre Lebendigkeit und ihr Interesse zu wecken: „Mit Kindern und Tieren blühen demente Menschen auf. Dann sind sie voll da.“ Caritasdirektor Georg Diederich in seinen Dankesworten: „Manchmal braucht es einen Schlüssel, um Menschen aufzuschließen. Und solch ein Schlüssel können Alpakas sein.“In der Fachwelt heißt das „tiergestützte Therapie“ und ist inzwischen weit verbreitet, etwa in der Neurologie und Psychotherapie. Hinter dem Begriff verbirgt sich das Wissen, dass die Beziehung zu Tieren bei an Körper oder Seele erkrankten Menschen eine heilende oder zumindest lindernde Wirkung haben kann.
Warum Alpakas so besonders gut für diesen Einsatz geeignet sind, erklärten Corina Wilding, als Alpakabeauftragte von St. Martha für den therapeutischen Einsatz und die Pflege der Tiere zuständig, sowie Dekanatsreferentin Carolin Bollinger: Das Wesen der Alpakas sei ruhig, friedlich und zurückhaltend und aufgrund ihrer Körpergröße sei auch mit Rollstuhlfahrern Augenkontakt möglich. Die Tiere sind relativ neu in unseren Breiten und es gibt keine schlechten Erfahrungen, die man als bedrohlich für Menschen werten könnte. „Falls doch mal eines der Tiere treten sollte, weil es sich zum Beispiel bedrängt fühlt, tut das kaum weh – sie haben sehr weiche Hufe.“ Was übrigens eine Teilnehmerin der Feier bestätigen konnte. Ein weiterer Vorteil: Aufgrund ihrer Herkunft seien die Tiere sehr genügsam. Einen offenen Stall mit ganzjährigem Weidezugang bräuchten sie und ausschließlich Wasser, Heu, Gras und Mineralsalze als Nahrung. Schon jetzt sei das gemeinsame Beobachten der Tiere fester Alltagsbestandteil der Mieterinnen und Mieter und motiviere sie dazu, sich auf den Weg aus dem Haus und zur an den Garten angrenzenden Alpakaweide zu machen.
Nach der Eingewöhnungs- und Vorbereitungszeit für die Tiere könnten die Bewohnerinnen und Bewohner an ihrer täglichen Pflege und Fütterung teilnehmen, geführte Wanderungen mit ihnen unternehmen und sie durch verschiedene Hindernisse führen: alles enorm hilfreiche Übungen für dementiell Erkrankte – wie auch das Verarbeiten der Wolle beim Stricken oder Filzen. Darüber hinaus sollen auch Seniorinnen und Senioren aus anderen Einrichtungen des Caritasverbands Kontakt mit den Tieren haben. Auch mit dem benachbarten Kindergarten ist eine Zusammenarbeit geplant.
Diesen Bericht und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 19.Juli 2020. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de