Grüne Damen und Herren – sie gelten als „gute Seelen“ in Kliniken. Uta Bertog (84) wirkt seit fast 40 Jahren in diesem Dienst. 1985 stieg sie beim heutigen Marienhaus Klinikum Mainz, damals Katholisches Klinikum Mainz, als Ehrenamtliche ein. Ein Interview in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung.
Warum haben Sie sich damals entschieden, eine Grüne Dame zu werden?
Durch einen Klinikaufenthalt hatte ich die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, Besuch zu bekommen. Gerade wenn Angehörige arbeiten müssen und wenig Zeit haben. Zudem kenne ich diesen Dienst aus meiner Zeit in den USA, wo ich mit meiner Familie eine Zeit lang gelebt habe. Die „Pink Ladies“ gibt es dort seit dem Zweiten Weltkrieg, sie dienten den Grünen Damen hierzulande als Vorbild.
Wie sieht Ihre Aufgabe aktuell aus?
Es geht vor allem ums Zuhören. Die Gespräche mit Patienten sind ein gegenseitiger Prozess, ich nehme enorm viel davon mit, von ihren Gedanken und Ideen, wie sie etwa mit ihrer Krankheit umgehen. Patienten fühlen sich klarer und erleichtert, wenn sie etwas ausgesprochen haben. Unsere Arbeit ist von der Seelsorgender zu unterscheiden, da mische ich mich nicht hinein. Zudem hängt unser Dienst stark von der Station ab: In der Chirurgie bleiben Patienten meist nicht lang. Viel Redebedarf gibt es etwa in der Geriatrie oder in der Onkologie.
Wie hat sich Ihr Dienst in Folge der Corona-Pandemie und aufgrund der Krise im Gesundheitswesen entwickelt? Können Ehrenamtliche Pflegekräfte unterstützen?
Die Arbeit der Grünen Damen hat sich kolossal verändert. Früher haben wir Patienten auch mal Essen gereicht oder für Alleinstehende Sachen aus ihrer Wohnung geholt. Beides ist aus Versicherungsgründen nicht mehr zulässig. Beim Essen Reichen könnten wir Pflegepersonal entlasten, wir hätten die Zeit. Aber weil Patienten sich verschlucken könnten, dürfen wir das nicht übernehmen. Durch die Zunahme solcher Bestimmungen wurde unser Dienst sehr eingeschränkt. Im MKM etwa dürfen noch nicht einmal mehr Zeitungen für die Patienten geholt werden, aus hygienischen Gründen. Auch mal einen Patienten umarmen oder uns auf die Bettkante setzen, das geht nicht, obwohl Patienten das wünschen. Meines Erachtens stehen wir uns durch Hygiene und Gesetzesvorschriften selbst im Weg, Menschlichkeit und Zuwendung gehen so leider verloren. Nicht nur durch diese Veränderungen, sondern auch durch Corona sind viele Ehrenamtliche abgesprungen. Aber gerade da war unsere Arbeit am nötigsten. Wir würden uns wieder mehr Freiheit in unserem Dienst wünschen.
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 26. Februar 2023. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de