Christus als Quelle des Lebens

Eucharistie (c) Markus_Weinlaender_pfarrbriefservice
Eucharistie
Datum:
2. Feb. 2023
Von:
Bischof Peter Kohlgraf

Katholiken sind zur Teilnahme am Sonntagsgottesdienst verpflichtet. Doch wird eine Ermahnung dazu einem guten Glaubensleben gerecht? Im „Wort des Bischofs“ in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung spricht Bischof Kohlgraf über den Gottesdienstbesuch in Zeiten nach Corona.

In der Eucharistie schenkt sich uns Christus selbst als Nahrung und Quelle des Lebens.

Die Corona-Pandemie, die nun offenbar in eine neue Phase kommt, hat vieles in der Gesellschaft verändert. Vereine klagen über Nachwuchsmangel, ehrenamtliches Engagement hat teilweise nachgelassen oder sich gewandelt, manches ist an ein Ende gekommen. Daneben sind neue Formen von Engagement und Zuwendung entstanden. Es ist noch zu früh, ein Resümee zu ziehen.
Spürbar ist auch ein verändertes „Gottesdienstverhalten“ der Gläubigen. Nicht wenige haben sich dem Besuch der Sonntagsmesse entfremdet, entweder, weil sie die Messe nicht mehr vermissen oder weil sie sich an digitale Formen gewöhnt haben. Zu Beginn der Pandemie haben die Bischöfe nicht nur in Deutschland die sogenannte „Sonntagspflicht“ ausgesetzt, das heißt die Verpflichtung der katholischen Gläubigen, an der sonntäglichen Eucharistiefeier teilzunehmen. Das Kirchengebot gilt nun weiter, aber ich habe meine Zweifel, ob eine Ermahnung zur verpflichteten Teilnahme das ist, was einemguten Glaubensleben gerecht wird. Mir liegt es näher, zu einer Verlebendigung des Gottesdienstbesuchs einzuladen. In der Eucharistie schenkt sich uns Christus selbst als Nahrung und Quelle des Lebens. Das ist für mich eine der Kernbotschaften meines katholischen Glaubens. Auf die Eucharistie, das heißt auf Christus, das Brot des Lebens, könnte ich als katholischer Christ nicht verzichten.

Viele Glaubenszeugnisse aus der Geschichte der Kirche zeigen, wie viel Kraft Menschen aus der Feier und dem Empfang der Eucharistie geschöpft haben. Gerade in Notzeiten war es Christus im Sakrament und im Wort der Schrift, der Menschen gestärkt und begleitet hat. Zum Teil haben Menschen ihr Leben gegeben wegen ihrer Teilnahme an der Eucharistiefeier.

 

Gott kennt keine Einzelkinder, so hat es einmal Papst Franziskus gesagt

Bei einem Urlaub in Schweden habe ich eine Frau kennengelernt, die jeden Sonntag mehrere hundert Kilometer fährt, um an der Feier der heiligen Messe in der Gemeinde teilnehmen zu können. Das hat mich sehr beeindruckt.
Digitale und mediale Angebote waren in der Pandemiezeit wichtige Glaubenshilfen, und sie bleiben es für Menschen, denen ein Mitfeiern in persönlicher Anwesenheit nicht möglich ist, ich denke besonders an die Kranken, die Alten und ihre Angehörigen. Sie gehören zur Gottesdienstgemeinde. Aber Glaube lebt von der feiernden Gemeinschaft, Gott kennt keine Einzelkinder, so hat es einmal Papst Franziskus gesagt. Die Gottesdienstgemeinde ist Christi Familie. Ich kenne das Argument, dass Menschen kein Bedürfnis empfinden. Manchmal stelle ich mir Christus sehr menschlich vor. Was würde es mir machen, wenn ich anderen meine Freundschaft und meine Nähe anbiete, und sie reagieren mit der Antwort: „Ich komme darauf zurück, wenn es mir etwas bringt“? Jugendlichen, die den Besuch des Schulgottesdienstes mit der Begründung ablehnten, „Er bringt mir nichts“, habe ich als Schulpfarrer manchmal geantwortet: „Aber dein Besuch bringt anderen etwas, ich kann dich nicht zwingen, aber andere freuen sich, wenn du kommst.“

Und schließlich hat Glauben auch etwas mit einer Grundentscheidung für Christus und etwas mit Treue zu tun, nicht nur mit Bedürfnis und Gefühl. Herzlich lade ich alle zu den Gottesdiensten, besonders zur Eucharistiefeier am Sonntag ein, nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus dem Bewusstsein, Antwort geben zu können auf die Einladung des auferstandenen Christus selbst, der sich als Brot des Lebens schenkt.

Ihr Bischof Peter Kohlgraf

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 5.Februar 2023. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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