Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft der Kirche im Bistum Mainz: Anfang 2025 werden neun neue Pfarreien errichtet, quer durchs ganze Bistum. Nach den fünf Pilot-Gründungen 2024 geht es auf dem Pastoralen Weg nun in die zweite Runde.
Aufbruch und Zumutung. So könnte der Pastorale Weg in Kurzform beschrieben werden. Weihnachten, Taufen, Beerdigungen – die kirchlichen Kernaufgaben können nicht liegenbleiben. Zusätzlich müssen die Gemeinden den Struktur- und Erneuerungsprozess stemmen. „Besonders herausfordernd war die Fülle der Aufgaben, die Dichte der Termine, oft auch die Ungleichzeitigkeit von Informationen“, berichtet Hedwig Kluth, Koordinatorin im Pastoralraum Vogelsberg-Nord. „Und die verschiedenen Kirchenbilder, die bei den Menschen im Kopf und im Herzen sind.“
In gut zwei Monaten wird aus dem Pastoralraum die Pfarrei Heilige Drei Könige am Vogelsberg. Kluth: „Die Notwendigkeit des Pastoralen Wegs, der auf Wunsch des Bischofs vor allem ein geistlicher sein soll, ist bei vielen von Verlustängsten und Verunsicherungen überlagert worden.“ Da immer wieder Mut zu machen, „das war schon eine riesige Herausforderung“.
Eva-Maria Heilmann ist Koordinatorin des Pastoralraums Rheinhessen-Mitte. Als Pfarrei St. Lioba Rheinhessen-Mitte wird der Pastoralraum bald errichtet. „Die heilige Lioba lebte in Schornsheim, in einer unserer Gemeinden. Sie war eine kluge Frau, die den heiligen Bonifatius bei seiner Missionsarbeit unterstützt hat“, beschreibt Heilmann die Pfarrei-Patronin. Zu den Herausforderungen sagt sie: „Das waren vor allem die Vorgaben der Kürzungen im Gebäudebereich. Auch hier werden Kirchen und Gemeindehäuser geschlossen.“ Dies werde eine Zeit der Trauerarbeit nach sich ziehen.
2022 entstanden 46 Pastoralräume aus den vorherigen 134 Pastoralgruppen und -verbünden. Bis spätestens 2030 sollen diese Pastoralräume jeweils als neue Pfarreien errichtet werden. Anfang 2025 wird knapp ein Drittel davon geschafft sein. Wolfgang Fritzen, Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg im Bischöflichen Ordinariat in Mainz, freut sich über den zweiten „Jahrgang“. „Dass wir bald, zusammen mit den fünf Pilotpfarreien, 14 neue Pfarreien haben werden, ist nicht selbstverständlich“, betont er. „Dies zeigt: In all diesen pastoralen Räumen gibt es Menschen, die bereit waren, diesen Weg mitzugehen. Ein Prozess auch mit schwierigen Aufgaben und Entscheidungen.“ Im Vergleich zu den Pilotpfarreien hätten die aktuellen neuen Pfarreien etwas mehr Zeit für die Neugründung gehabt, räumt Fritzen ein. Er sagt auch, dass die Jahrgänge 2024 und 2025 alle ihre Wunschtermine für die Pfarreigründung bekommen hätten.
„Starke Pastoralkonzepte entwickelt“
Nah dran an den neuen Pfarreien ist auch Hildegard Kewes. In der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg arbeitet sie seit 2022 als Projektleiterin für die Pfarrei-Neugründungen. Sie betont, dass durch die Arbeit mit den Pilotpfarreien gute Grundlagen gelegt wurden. „Durch die Vielfalt der Neugründungen 2024 haben wir uns mit den verschiedensten Themen auseinandergesetzt“, sagt sie und nennt als Beispiel die Pilotpfarrei St. Franziskus Offenbach. „Hier haben wir uns sehr mit der Rolle der muttersprachlichen Gemeinden im Bistum beschäftigt.“ Auch im Rechnungswesen oder in der Öffentlichkeitsarbeit seien Erfahrungen gemacht worden, die in die aktuelle Arbeit eingeflossen sind. „Die grundsätzlichen Vorgaben für den Pastoralen Weg aber sind gleichgeblieben.“ Beeindruckt hat sie der Weg, den die künftigen Pfarreien gegangen sind. „Da haben sich viele Beteiligte zusammengerauft und starke Pastoralkonzepte entwickelt“, sagt sie. Wolfgang Fritzen blickt gespannt darauf, wie sich die neun Pfarreien entwickeln werden: „Die Pastoralkonzepte sind durchgehend gut. Nach der Phase der Neugründung kommt es darauf an, die Ideen umzusetzen.“
Frischer Wind auf Führungsebene
Frischer Wind wird auch auf der Führungsebene aller neuen Pfarreien wehen. Fritzen verweist auf das Dreier-Modell mit leitendem Pfarrer, Koordinatorin/Koordinator und Verwaltungsleiterin/Verwaltungsleiter. „Die Koordinatorin beziehungsweise der Koordinator erhält mit der Pfarreigründung eine neue Bedeutung“, erklärt er. „War die Koordinatoren-Rolle im Pastoralraum noch durch Organisatorisches geprägt, werden ihr ab der Pfarreigründung Leitungsaufgaben übertragen.“ Auch das eine Frucht einer erneuerten Kirche im Bistum, die der Pastorale Weg anstoßen will. Wie kommt dieser Prozess bei den Menschen an? Fritzen: „Wir sind seit sechs Jahren unterwegs. Der Pastorale Weg ist greifbarer geworden. Anfangs gab es schon die Frage: Brauchen wir diesen Prozess überhaupt? Inzwischen ist die Einsicht gewachsen, dass Veränderungen notwendig sind.“
Und welche Aussichten gibt es für das Zusammenwachsen? Eva-Maria Heilmann aus Rheinhessen-Mitte berichtet, dass es seit Beginn des Pastoralen Wegs Angebote für die Menschen aller drei ehemaligen Pfarrgruppen gibt. „Diese Angebote werden gut angenommen und die Menschen sind neugierig aufeinander.“ Hedwig Kluth aus dem Vogelsberg hofft, dass die Menschen die Erfahrung machen können, „dass sie nicht alleine glauben müssen“. Verbindliche Anlaufstellen und Begegnungsmöglichkeiten könnten das Wir-Gefühl stärken. „Meine größte Hoffnung ist, dass wir nicht vergessen beziehungsweise immer wieder neu erfahren: Es ist die Kirche Jesu Christi, die wir nicht machen können, aber in der wir leben dürfen.“
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