In Ober-Olm entsteht gerade ein Bibelgarten. Das Projekt geht über die Grenzen der Pfarrei St. Martin hinaus, berücksichtigt Ökologie und Klimaschutz und orientiert sich am Motto des Pastoralen Wegs: „Eine Kirche, die teilt“.
Eine Feldsteinmauer schützt das Gartengelände. Zur Pfarrgasse hin markiert ein Loch in der Mauer den neuen Eingang. Noch ist er abgesperrt. Baggerspuren prägen den Mutterboden dahinter. „Der Garten gehört zum Pfründevermögen. Ein Pächterehepaar hat das Grundstück, das weder einen Wasseranschluss noch Strom hatte, genutzt“, sagt Kathrin Fiederling, Vorsitzende des Gesamt-Pfarrgemeinderats der Pfarrgrupe, aus Ober-Olm. Nun soll hier, mitten im Ort und nahe der Kirche St. Martin, ein Bibelgarten mit Bäumen, insektenfreundlichen Pflanzen, Kräutern, biblischen Symbolen entstehen.
„Aus der Natur schöpfe ich Kraft“
Große Steine markieren den Garten: Im höher gelegenen Teil blühen Ringel- und Sonnenblumen. Sie haben sich das gerodete Areal erobert, obwohl niemand sie gepflanzt hat. Dort diskutiert Kathrin Fiederling mit Christopher Thiele und Krimhilde Schnaubelt vom Kirchenverwaltungsrat über die Arbeiten. Die Ideengeberin des Projekts erinnert sich an ihren ersten Entwurf, eine Bleistiftskizze. Daraus ist ein bunter Plan entstanden, der zeigt, wie das fertige Projekt aussehen kann. „Meine Eltern hatten eine Gärtnerei, daher habe ich eine Affinität zur Schöpfung. Die Natur ist für mich das Wichtigste, daraus schöpfe ich Kraft“, sagt sie.
Das ehrenamtliche Planungsteam versteht das Projekt als Teil des Pastoralen Wegs unter dem Leitsatz „Eine Kirche, die teilt“. Denn einen öffentlichen Park oder eine gestaltete Grünfläche gibt es in Ober-Olm nicht. „Für uns steht der christliche Gedanke, das Miteinander im Vordergrund. Unser Ansatz ist: Teile die Ressourcen, die du hast und schaffe somit Möglichkeiten zur Begegnung“, sagt die PGR-Vorsitzende. Ihr ist wichtig, dass der Garten später außerhalb der Kirche Raum gibt für Gebet und Zusammenkünfte – auch für diejenigen, die der Kirche fern geworden sind. Menschen jeden Alters sollen sich im Garten wohlfühlen.
„Wir versuchen, verschiedene Geldquellen anzuzapfen. Dazu brauchten wir zunächst einen
Kostenvoranschlag. Das ist nicht einfach, wenn man nicht vom Fach ist“, so Fiederling. Es dürfen keine Kosten oder Unterhaltungskosten für das Bistum entstehen. Einer Anschubfinanzierung des Kirchenverwaltungsrats folgten Spenden von privater Seite in etwa gleicher Höhe. „Aber Spenden lassen irgendwann nach. Dann sind neue Ideen nötig. Auch, um den Bau der wasserdurchlässigen Wege zu finanzieren“, sagt Krimhilde Schnaubelt.
Klimaschutz und Ökologie sind dem Team wichtig: „Wir versiegeln keine Flächen, sondern verwenden nur da, wo es nötig ist, Pflastersteine. Deren Eigenschaft gewährleistet, dass Wasser dort, wo es auftrifft, auch versickern kann.“ Zudem beteiligte sich die Pfarrei am Wettbewerb „GemeindeGrün“ des Versicherers VRK, der Umweltprojekte von Kirchengemeinden fördert. „Das ganze Dorf hat bei dem Wettbewerb abgestimmt. Dass so viele mitziehen, das begeistert und motiviert uns“, sagt das Team. Es hat sich gelohnt: Mit dem zweiten Platz füllen weitere 1500 Euro die Projekt-Kasse. Andere Bausteine für den Klimaschutz sind ein Wildbienenhotel oder die fünf Kubikmeter Wasser fassende Zisterne. Diese fängt Regenwasser vom Dach der Pfarrscheune auf. So fließt weniger Wasser in die Kanalisation und kann zum Gießen genutzt werden – auch wenn dadurch ein fünfstelliger Betrag nötig wurde, teilweise übernommen vom Lions Club. Fachliche Unterstützung, Geräte und Bagger stellt der örtliche Bauunternehmer Filipo De Luca als Berater und „Mentor“ unentgeltlich zur Verfügung. Zudem bewarb sich das Team um die Ehrenamtsförderung des Kreises Mainz-Bingen, unterstützt von der Ortsgemeinde.
Menschen jeden Alters beteiligen sich
„Für den Bibelgarten stehen nicht nur Pflanzen, sondern hauptsächlich Objekte wie das Fischernetz, die Arche oder das Hirtenfeuer“, erläutert Kathrin Fiederling.„Wir möchten Gottes Schöpfung bewahren und keinen typischen Bibelgarten, in dem nur biblische Pflanzen ihren Platz finden.“ Sonst wäre die Konsequenz, dass dort keine anderen Pflanzen mehr wachsen dürften.
„Es gibt Menschen, die sagen, du kannst erst loslegen, wenn die Finanzierung zu hundert Prozent steht“, sagt Verwaltungsrat Thiele. „Wir denken jedoch, wir müssen erst mal anfangen zu arbeiten. Denn mit unseren Planskizzen kann man niemanden locken.“ Der Erfolg gibt dem Team recht: Mehr als 400 Stunden im Ehrenamt wurden bisher geleis-
tet. Menschen aller Generationen beteiligen sich am Werden des Gartens.
Offener Bibelgarten am Sonntag, 26. September, ab 11 Uhr im Anschluss an den Gottesdienst, Treffpunkt ist am Ober-Olmer Martinsplatz. Führungen zur vollen Stunde zeigen den Stand der Arbeiten und geben einen Ausblick über weitere Vorhaben.
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 19. September 2021. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de