„Formale Zugehörigkeit reicht nicht“

Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz
Bischof Peter Kohlgraf
Datum:
5. Feb. 2024
Von:
Bischof Peter Kohlgraf

Was heißt es für Einrichtungen, katholisch zu sein? Welche Voraussetzungen und Anforderungen werden an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestellt?Im „Wort des Bischofs“ erläutert Bischof Peter Kohlgraf die neue Grundordnung für Mitarbeitende.

Vor wenigen Monaten hat die Deutsche Bischofskonferenz eine neue Grundordnung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche verabschiedet.
Welche Voraussetzungen und Anforderungen werden an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestellt? Auch bisher gab es abgestufte Anforderungen. Für Personen in verkündigenden Berufen galten andere Bedingungen als für Mitarbeitende, die nicht unmittelbar inhaltlich tätig sind. Für viele galt aber die Bedingung: Sie müssen katholisch sein und in einem nach kirchlichem Verständnis regulären Beziehungsstatus leben. Das bedeutet, dass die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Lebensstil dafür verantwortlich waren, ob eine Einrichtung als katholisch bezeichnet werden konnte oder nicht. Das war ein hoher Anspruch und nicht selten mussten die Angestellten um ihre Arbeit bangen. Nicht wenige waren gezwungen, ihr Privatleben gegenüber dem Arbeitgeber Kirche und der Öffentlichkeit geheim zu halten. Daraus entstanden auch menschenunwürdige Verhältnisse. Die neue Grundordnung versucht, darauf zu reagieren.
Nicht mehr der persönliche Beziehungsstatus des Einzelnen entscheidet darüber, ob sich eine Einrichtung als katholisch versteht, sondern der Arbeitgeber.
Die Einrichtungen müssen selbst beschreiben, inwieweit sie sich als christlich- katholisch verstehen und welche Konsequenzen sich daraus für die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergeben. Damit ist ein anspruchsvoller Prozess eröffnet. Die einzelnen Institutionen müssen sich nun darüber verständigen, wie sie sich und ihre Arbeit als katholisch verstehen und konkret gestalten wollen. Um einen Flickenteppich im Bistum zu vermeiden, haben wir uns auf Leitungsebene und in den Räten mit einem Rahmenleitbild beschäftigt. Dieses soll die Grundlage bilden, um den Dialogprozess in den vielfältigen Einrichtungen des Bistums und der Caritas zu eröffnen und zu begleiten. Diese Suche nach dem, was heute katholisch ist, gehört auch zum Pastoralen Weg des Bistums Mainz. Eine bloße formale Zugehörigkeit zur Kirche reicht hier nicht aus. Es muss mehr sein und es muss qualitativ anders gefüllt sein. Es geht letztendlich um Haltungen, ein Miteinander und eine Motivation zum Handeln, die sich von nicht-kirchlichen Einrichtungen unterscheidet.
In diesen Zeiten ist jeder und jede aufgefordert, sich darüber klar zu werden, was es bedeutet, katholisch zu sein und was den Einzelnen oder die Einzelne katholisch macht. Für mich bedeutet katholisch geistige und menschliche Weite, aber auch Entschiedenheit, sich heute zu Christus zu bekennen.
Ihr + Peter Kohlgraf

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 4. Februar 2024. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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