Die Binger Synagoge wurde bei den Novemberpogromen 1938 zerstört. Der Arbeitskreis Jüdisches Bingen (AKJB) will sie virtuell rekonstruieren lassen und in einem Film zeigen. Durch vom AKJB gesammelte Fotos und Baupläne ist das jetzt möglich. Fragen an den AKJB-Vorsitzenden Hermann-Josef Gundlach.
Was wird man virtuell von der Synagoge zu sehen bekommen?
Von der ehemaligen Binger Synagoge steht nur noch der rechte Teil, der Teil, der ehemals Wohnungen beinhaltete. Die eigentliche Synagoge wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört. Lediglich die Mauern, der Treppenaufgang und das stolze Eingangsportal blieben erhalten. Aber auch diese Reste wurden 1972 abgerissen.
Wir möchten, dass das Innere der früheren Synagoge – das Herzstück der gesamten Anlage – bildlich wiederhergestellt wird. Der Betrachter soll sehen, welch großartiges Bauwerk die Nazi-Verbrecher zerstört haben.
Mithilfe welcher Technik soll das geschehen? Wie viel kostet das Projekt?
Ich wurde durch einen Pressebericht auf den Leiter des Forschungsbereichs Digitale Rekonstruktion bei der Technischen Universität Darmstadt, Dr. Marc
Grellert, aufmerksam. Dr. Grellert mit seiner Firma Architectura Virtualis, die Kooperationspartner der TU Darmstadt ist, ist für solche Projekte prädestiniert. Die TU wird im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ die Wanderausstellung „Synagogen in Deutschland – Eine virtuelle Rekonstruktion“ im NS-Dokumentationszentrum in Köln und im Mindener Stadtmuseum zeigen. Die Kosten für die Umsetzung unserer Überlegungen belaufen sich auf einen zweistelligen Tausend-Euro-Betrag.
Warum ist dem AKJB so ein Projekt wichtig?
Uns als AKJB ist es wichtig aufzuzeigen, was an Kultur, jüdischer Kultur und auch Baukultur, verlorenging. So wollen wir auch an jüdische Künstler aus Bingen erinnern. Mit diesem Projekt wollen wir vor allem junge Menschen mit der Thematik bekannt machen. Wir sind seit Jahren in Binger Schulen unterwegs. Ein Film der rekonstruierten Synagoge ist dabei sicher hilfreich. Bei Vorträgen kann der Film zum Einsatz kommen. Auch an VR-Brillen ist gedacht.
Anruf: Anja Weiffen
Der AKJB sammelt weitere Spenden für das Projekt.Kontakt: Hermann-Josef Gundlach, Telefon 06721 / 1 05 02, www.juedisches-bingen.de
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 7. März 2021. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de