Gegen Antisemitismus und Gleichgültigkeit

Christoph Krauß (c) privat
Christoph Krauß
Datum:
26. Okt. 2023
Von:
Anruf: Anja Weiffen

Auf verschiedene Weise erinnert das Bistum Mainz an die Opfer des Holocaust. Wie die Erinnerungsarbeit künftig aussehen kann, sagt der neue Referent für Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat, Dr. Christoph Krauß. Von 2018 bis 2023 war er bereits ehrenamtlich im Vorstand von pax christi Rhein-Main tätig.

Seit 22 Jahren gibt es im Bistum Zeitzeugen-Projekte. Aber die Zeitzeugen werden weniger. Wie geht es weiter?

Kürzlich veranstaltete die Geschäftsstelle Weltkirche / Gerechtigkeit und Frieden dazu die Fachtagung „Zur Erinnerung?“ Es gibt noch auskunfts- und reisefähige Zeitzeugen. Aber wir müssen uns mit neuen Ansätzen beschäftigen. Bei der Tagung haben wir Impulsgeber aus der Erinnerungsarbeit eingeladen, um über dieses Thema zu beraten. Eine Möglichkeit, die Botschaft von Zeitzeugen künftig weiterzutragen, wurde deutlich: 3-D- Interviews mit noch lebenden Zeitzeugen oder auch professionelle Video-Projekte mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Diese Optionen sind jedoch aufwändig und kostspielig. Eine Alternative stellt das Projekt „Zweitzeugen“ dar, das der gleichnamige Verein aus Berlin vorstellte. Dabei beschäftigen sich Menschen intensiv mit einzelnen Zeitzeugen-Biografien und vermitteln die Zeugnisse der ursprünglichen Zeitzeugen weiter. Was zudem wichtiger werden wird, sind Fahrten von Schulen zu Gedenkstätten, die aber gut vorbereitet werden müssen. Ein neuer zusätzlicher Ansatz ist, Schüler mit Täter-Biografien zu konfrontieren.

Viele Jahre hat die ökumenische Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“, an der Mitarbeitende des Bistums beteiligt waren, mit Ausstellungen Erinnerungsarbeit geleistet. Die AG hat sich Anfang 2023 aufgelöst.

Erst einmal möchte ich meine Wertschätzung für die Arbeit der AG ausdrücken. Mit ehemaligen Mitgliedern stehe ich in Kontakt. Zwar wird es zum 27. Januar keine große Ausstellung geben, aber eine Veranstaltung in Kooperation mit anderen ist geplant.

Der Terrorangriff auf Israel bringt eine neue Dringlichkeit in die Prävention von Antisemitismus. Wie beeinflussen die aktuellen Ereignisse Ihre Arbeit?

Dass in Folge des Terrorangriffs eine Synagoge in Berlin mit Molotow-Cocktails beworfen wurde, hat mich erschreckt. So eine Tat macht die Notwendigkeit von Antisemitismus-Prävention deutlich. Das Thema auch in die Schulen zu bringen, finde ich wichtig. Es geht darum, nicht nur diejenigen zu erreichen, die sowieso dafür sensibilisiert sind. Viele haben sich in erschreckender Weise an den Nahost- Konflikt gewöhnt. Wir müssen etwas gegen die Gleichgültigkeit tun.
Anruf: Anja Weiffen

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 29. Oktober 2023. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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