Vor dem Bildschirm lässt sich Sport leicht bewerten. Schwerer ist es, selbst aktiv zu werden. Der Apostel Paulus vergleicht das Leben eines Christen mit dem Lauf im Stadion. Im „Wort des Bischofs“ in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung ermutigt Bischof Kohlgraf zum „Training“.
In den ersten Tagen eines neuen Jahres fassen viele Menschen gute Vorsätze. Manche planen etwas für die Gesundheit zu tun: gesünder zu essen, nicht mehr zu rauchen oder weniger Alkohol zu trinken. Auch Sportgeräte für den häuslichen Bereich verkaufen sich derzeit hervorragend. In Zeiten ohne „Corona“ würden die Anmeldungen für Fitnessstudios steigen.
Die Erfahrungen zeigen, dass derartige gute Vorsätze in den kommenden Wochen und Monaten nur von wenigen Menschen wirklich konsequent weiterverfolgt werden. Aber immerhin: Der Einstieg ins neue Jahr öffnet bei manchem Menschen den Blick für die Problemlagen des eigenen Lebens. Es ist sicher gut, wenn dies so ist. Aber genauso wird es dazu gehören, die „Problemzonen“ mit Gelassenheit bearbeiten zu wollen. Wenn man wirklich etwas erreichen will, dürfte es klug sein, langsam, aber konsequent vorzugehen. Wer zu schnell Hochleistungen beim Sport erbringen will, wird sich womöglich eher schaden als nützen. Wer ein Musikinstrument gelernt hat oder lernt, weiß um die Notwendigkeit des kontinuierlichen Übens, das mehr bringt als einmal in der Woche alles zu geben.
Die Heilige Schrift weiß, dass das geistliche, religiöse Leben eines Menschen mit dem sportlichen Ausdauertraining zu vergleichen ist. Der Apostel Paulus vergleicht das Leben eines Christen mit dem Lauf im Stadion, bei dem der Läufer einen Wettkampf antritt. Um den Sieg zu erlangen, bedarf es des Trainings, der bewussten Lebensweise und der Konsequenz. Man muss sich Ziele setzen und diese mit Leidenschaft verfolgen (vgl. 1 Korinther 9, 24-27). Etwas kritisch darf ich feststellen: Es ist immer leichter, die sportlichen Bemühungen anderer vor dem Bildschirm zu bewerten, als sich selbst zu erheben und das Training zu beginnen. Das gilt wohl auch für manches Urteil über die Kirche und ihre Gläubigen. Ich ermutige, in diesen Zeiten das geistliche Training zu beginnen, neu aufzunehmen oder mit Leidenschaft fortzusetzen.
Hier geht es mehr um Qualität als um Quantität. Lesepläne helfen, täglich gut zu bewältigende Texte der Heiligen Schrift zu betrachten. Teile des Stundengebets helfen, den Tag geistlich zu gliedern. Vielleicht helfen auch der Rosenkranz oder andere klassische Formen. Und wie beim Sport oder der Musik: besser täglich und konsequent, als selten und dann üppige „Portionen“. Allen ist dabei eine wachsende Leidenschaft zu wünschen. Vor kurzem las ich die Einschätzung eines Trainers über die Nachhaltigkeit besonders von sportlichen guten Vorsätzen.
Wer es alleine versuche, werde in der Regel nicht durchhalten. Mir scheint das, bei aller berechtigten Kritik an der Kirche, auch für das geistliche Leben zu gelten. Wer meint, es ohne Gemeinschaft zu können, wird oft die Motivation verlieren. Und: Er oder sie wird wenige Fortschritte machen, weil ihm oder ihr die Ergänzung durch die Glaubenserfahrungen anderer fehlt.
Ich wünsche uns allen, dass wir unsere Kirche mit den vielen Angeboten als eine derartige hilfreiche „Trainingsgruppe“ erleben.
Ihnen ein gesegnetes Jahr 2021!
Ihr Peter Kohlgraf
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 17. Januar 2021. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de