Generationenkonflikt vertont

Christians for future (c) Friedbert Simon In: Pfarrbriefservice.de
Christians for future
Datum:
2. Okt. 2023
Von:
Anja Weiffen/ Glaube und Leben

Ein Werk, „das die Dinge endlich beim Namen nennt“, sagt der Kirchenmusiker Thomas Gabriel in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung über sein Nachhaltigkeitsoratorium. Am 21. Oktober wird „Eine Welt“ in Kelsterbach aufgeführt. Ein Stück, das für Gesprächsstoff sorgt.

Mit dem Schulstreik eines schwedischen Mädchens 2018 fing alles an. Daraus entwickelte sich die „Fridays for Future“-Bewegung. Schüler und Studierende klagen Erwachsene an, zu wenig gegen die Erderwärmung zu tun und damit das Leben nachkommender Generationen aufs Spiel zu setzen. „Dass Kinder auf die Straße gehen, finde ich beunruhigend“, sagt Thomas Gabriel. Der Kirchenmusiker aus Hainstadt und frühere Regionalkantor im Bistum hat ein Oratorium über Nachhaltigkeit geschrieben. Von „Fridays for Future“ hat er sich inspirieren lassen. Das Auftragswerk, das Gabriel vor drei Jahren zum Jubiläum des Kirchenchors der Dreifaltigkeitsgemeinde im schwäbischen Heidenheim schuf, wird am 21. Oktober in St. Markus in Kelsterbach aufgeführt.

Dialog zwischen Jesus und Gelehrten

Eine Parallele zur Klimabewegung, die das Establishment im Visier hat, findet Gabriel in der Bibel: in der Situation, als Jesus zwölfjährig im Tempel den Gelehrten die Schrift deutet. Diesen Dialog stellt Gabriels Werk dar. Anhand der sieben Todsünden werden die gegenwärtigen Konflikte beleuchtet.

Die gesellschaftskritischen Inhalte gehen an den Mitwirkenden des Oratoriums nicht spurlos vorüber, wie das Beispiel einer Familie aus Hainstadt zeigt. Sonja Utzelmann und ihre beiden Töchter singen im Gesangsverein Germania Hainstadt, der die „Eine Welt“-Aufführungen mitgestaltet. Emilia (13) und Klara (10) singen bereits seit Beginn der Aufführungen vor drei Jahren mit. „Meine Töchter waren damals ja noch jünger, da ging es erst einmal um die Bedeutung von Wörtern, die die beiden beim Singen des Oratoriums gehört hatten. Was bedeutet human? Was heißt unsolidarisch?“, berichtet die Hainstädterin gegenüber „Glaube und Leben“. In den Texten spielt die Verantwortung der Erwachsenen eine Rolle, auch vermeintliche Sachzwänge, in denen Menschen stecken. „Zudem geht es um Rechtfertigungen nach dem Motto: Die anderen sind ja noch viel schlimmer“, erläutert Sonja Utzelmann das Libretto und zählt einige der Fragen der Kinder dazu auf: „Warum schieben die Erwachsenen die Schuld auf andere? Warum haben Menschen keine Wahl, anders zu denken und zu handeln? Warum muss es extravagantes Essen geben, wenn dafür Tiere sterben und Benzin verbraucht wird? Und was ist an unserem Leben so schlecht, dass es dieses Oratorium überhaupt gibt?“

„Wir fühlen uns bestärkt, einfach zu leben“

Das Oratorium umfasst Rap, Hip-Hop, Jazz und sakrale Musik. Es ist voll von „sagenhaften Ohrwürmern, die bei uns im Alltag immer mal wieder gesungen werden“, erzählt Sonja Utzelmann. Daher falle schnell ein Stichwort für eine Diskussion. In den Gesprächen hat sich herausgestellt, dass viele Kinder heute gar nicht wissen, wie gut es ihnen geht, stellt die Mutter fest. „Wir haben Emilia und Klara gefragt: Was wäre, wenn es das Eltern-Taxi nicht geben würde, nicht die teuren Turnschuhe oder auch nicht das ganze Jahr über Himbeeren und Erdbeeren, euer Lieblingsobst?“ Das Nachdenken darüber habe dazu geführt, dankbarer für all die Dinge zu sein und sich etwa zu fragen, ob es schon wieder ein neues T-Shirt braucht, weil das gerade in Mode ist, „oder wie wir mehr aufs Fahrrad umsteigen können“.

Auf die Frage, zu welchem Ergebnis die Familie durch die Auseinandersetzung mit dem Oratorium gekommen ist, sagt Sonja Utzelmann: „Wir sind eine Familie, die die Bibel sehr ernst nimmt und die Gebote achtet.“ Zudem könne man nicht so große materielle Sprünge machen wie andere, etwa ständig unterwegs zu sein. „Die Gespräche haben uns darin bestärkt, einfach zu leben, und unseren Kindern weiterhin zu sagen: Bleib bei dir. Du bist toll, weil du keinen Streit anzettelst und weil du mit der Einsamen auf dem Schulhof redest. Du bist toll, so wie du bist, egal, ob du die Welt gesehen hast, egal, welche Klamotten du trägst.“

Aufführung des Oratoriums „Eine Welt“ am 21. Oktober um 18 Uhr in St. Markus, Kelsterbach. Veranstalter: die katholische Pfarrei Herz Jesu Kelsterbach und inTAKT e.V. Der Eintritt kostet 15 Euro, Einlass ist um 17.15 Uhr. Zweiter Termin am 22. Oktober in St. Josef in Frankfurt-Höchst um 18 Uhr. Kartenvorverkauf bei Tabak & Presse Krämer in Höchst.

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 1. Oktober 2023. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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