50 Jahre Telefonseelsorge (TS) Mainz-Wiesbaden – das wird am 2. Juli mit einem Sommerfest gefeiert. Pastoralreferentin Claudia Orthlauf-Blooß ist seit neun Jahren von Seiten des Bistums Mainz bei der TS tätig ist. Im "Moment Mal" der neuen Ausgabe der Kirchenzeitung spricht sie über die aktuelle Situation der Einrichtung.
Wie zeigt sich die Entwicklung im Lauf der Jahrzehnte? Gibt es in Krisenzeiten mehr Anrufe?
Bei dieser Frage hilft der Blick auf die technische Entwicklung seit 1973: Damals hatte nicht jeder ein Telefon, manchmal teilten sich mehrere Haushalte eines, auch in der Familie gab es oft nur ein Gerät. Kinder oder Heranwachsende konnten nicht einfach telefonieren so wie sie heute nachts zum Handy greifen können. Es gibt seit Gründung eine viel höhere Zugänglichkeit zur TS. Ehrenamtliche, die lange aktiv sind, bestätigen: Die Nächte waren früher ruhiger. Überrascht war ich allerdings, als ich in einem Zeitungsartikel von 1977 las, dass in der TS Mainz-Wiesbaden in jenem Jahr 11 900 Anrufe entgegen genommen wurden. Das ist in etwa die Zahl, die wir aktuell verzeichnen.
Warum ist die TS überhaupt regional verortet?
Entstanden ist die Telefonseelsorge in England durch einen methodistischen Pfarrer. Er verlor eine Konfirmandin durch Suizid. Danach verteilte er Zettel mit dem Satz „Bevor ihr Suizid versucht, ruft mich an“. Die Idee der Seelsorge per Telefon schwappte nach Deutschland über, wo ab den 1960-er Jahren an verschiedenen Orten TS-Stellen entstanden, erste Städte waren Kassel und Berlin. Die TS Mainz-Wiesbaden war von Anfang an ökumenisch aufgestellt und hat seit 1976 auch zwei Face to Face Beratungsstellen vor Ort. Das gibt es nicht in jeder TS. Die Regionalität hat den Vorteil, dass Mitarbeitende mit dem regionalen Akzent vertraut sind, in Telefonaten spielt das keine geringe Rolle.
Es heißt, bei der TS herrscht nie Mangel an Ehrenamtlichen. Was ist das „Erfolgsrezept“?
Das stimmt nicht so ganz. Auch wir müssen um Ehrenamtliche werben. Wir bieten ein qualifi-ziertes Ehrenamt, die Mitarbeitenden lernen in der Ausbildung viel, setzen sich mit sich selbst auseinander. Denn jedes Gespräch ist eine Herausforderung. Mitarbeitende haben eine hohe Verantwortlichkeit. Wer das sucht, ist sehr zufrieden. Ehrenamtliche engagieren sich im Schnitt zehn Jahre bei der TS. Sie sagen: Das Ehrenamt ist keine Einbahnstraße, man bekommt viel zurück.
Sommerfest am 2. Juli an der Theodor-Heuss-Brücke in Mainz-Kastel von 13 bis 18 Uhr. Unter anderem gibt es ein „Segenszelt“ mit persönlichem Segen. Der Eintritt ist frei. Alle sind herzlich eingeladen. www.telefonseelsorge-mz-wi.de
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 11.Juni 2023. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de