„Mission“ ist der Kirche durch Christus aufgetragen. Doch wie mit dem Auftrag heute umgehen? Bischof Peter Kohlgraf widmet sich im „Wort des Bischofs“ dem „belasteten Begriff“ und der umstrittenen Pfarreien-Instruktion aus Rom.
Vor kurzem hat uns eine Instruktion mit dem Titel „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ aus Rom aufgeschreckt. Im Ständigen Rat in Würzburg am 24. August haben sich die deutschen Bischöfe intensiver mit diesem Schreiben befasst.
Wir spüren, dass wir im Gespräch mit den Verantwortlichen in Rom bleiben müssen. Bischof Bätzing, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, hat dies in seiner Stellungnahme bekräftigt. Selbstverständlich finden sich in diesem Text – bei allem, was auch ich kritisiert habe – bedenkenswerte und notwendige Gedanken. Hervorzuheben ist der Hinweis auf die Mission der Kirche. Gerne greife ich diesen Gedanken auf.
„Mission“ ist der Kirche durch den auferstandenen Christus aufgetragen. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu dürfen der Welt ihren Glauben nicht vorenthalten. Für manchen mag der Begriff der „Mission“ belastet sein, aber es geht um das Zeugnis des Lebens und der Liebe in Tat und Wort. Es geht darum, andere erfahren zu lassen, aus welchen Quellen wir leben.
Es lohnt sich, angesichts der aktuellen Entwicklungen in einen Text der deutschen Bischöfe zu schauen, mit dem sie bereits im Jahr 2000 an den Missionsauftrag erinnert haben („Zeit zur Aussaat“. Missionarisch Kirche sein, vom 26.11.2000). Mission ist viel breiter und tiefer als nur die Belehrung anderer. Die Bischöfe sprechen von einer „missionarischen Spiritualität“, die sich in einem „demütigen Selbstbewusstsein“, in Gelassenheit und dem Gebet für die Menschen und unsere Welt zeigt. Wir haben tatsächlich eine großartige Botschaft, aber wir erheben uns nicht über andere. Wir „machen“ auch nicht den Glauben im Herzen der Anderen, Gott wirkt. Wir werden vielleicht zu Dolmetschern oder zu Spurensucherinnen und -suchern im Leben der anderen Menschen. Ich finde einen Gedanken, der mich besonders in Zeiten einer kleiner werdenden Kirche berührt: Wir gehen stellvertretend für andere den Weg des Glaubens, wir werden auch zu stillen Weggefährten der Vielen, die suchen, die nicht an Christus glauben können oder wollen. Mission ist keine Werbestrategie, sondern eine innere Haltung. Wer vom Evangelium erfüllt ist, muss die Menschen gernhaben. Er oder sie muss sich für sie und ihr Leben interessieren. Dann kann jemand vom Glauben sprechen und Herz und Verstand anderer anrühren. Natürlich müssen wir in einer zunehmend säkularen Welt unseren Glauben in eine Sprache bringen, die auch der Vernunft standhält. Die Bischöfe sehen, dass die Sprach- und die Auskunftsfähigkeit über den Glauben wichtige Voraussetzungen der Mission sind. Kurzum: das Thema der Mission beschäftigt uns in Deutschland seit geraumer Zeit, und es ist gut, daran zu erinnern.
Die römische Instruktion erinnert mit dem Hinweis auf die missionarischen Gemeinden daran, dass es Orte der Beheimatung im Glauben braucht. Daran arbeiten wir auch auf unserem „Pastoralen Weg“. Genauso wie wir unterwegs sind, die Glaubens- und Lebensfragen der Menschen unserer Zeit wahr- und ernst zu nehmen. So wichtig die Gemeinden vor Ort sind, es wird andere Glaubensorte geben müssen, die zur Heimat werden können. Da sollten wir sehr kreativ werden. Ich gehe mit Hoffnung in die Zukunft, auch wenn sich vieles verändert. Denn mit dem Missionsauftrag verbindet Christus die Zusage, bei uns zu bleiben „bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28, 20).
Daraus zu leben und davon zu erzählen, macht das Leben reich.
Ihr Bischof Peter Kohlgraf
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 6. September 2020. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de