Im Alten Dom St. Johannis in Mainz verbindet eine Ausstellung das Königsmotiv mit der Menschenwürde und dem Grundgesetz. Überall sind sie zu sehen: auf Mauern, im Staub des Fußbodens, auf Sarkophagen. Große Kronen und kleine. Der ein oder andere Zacken ist auch mal krumm. Einem Wimmelbild gleicht die archäologische Grabungsstätte im Alten Dom in Mainz. Finde die Kronen!
Stephan Oppermann hat die mehr als 200 Exponate der Ausstellung „Krone – Mensch – Würde“ aus Ton geformt. Der Benediktinerbruder aus Maria Laach, Bildhauer und Gärtner, leitet die Keramikwerkstatt des Klosters. Das evangelische Dekanat in Mainz heuerte ihn für ein Projekt zum Jahresthema in St. Johannis an: 1024 wurde dort der deutsche König Konrad II. gekrönt. Ein Jahrtausend später feiert die Bundesrepublik 75 Jahre Grundgesetz. Dessen erster Satz setzt Maßstäbe: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Königswürde – Menschenwürde: Die Ausstellung weist in die Geschichte und in die Gegenwart. Etwa wenn Kronen, beschrieben mit Worten wie „Würde“, „du“ oder „Meinungsfreiheit“, als Teile eines Mobile unter der Kirchenkuppel schweben. „Sie hängen wie am seidenen Faden“, weist Oppermann auf die Gefahren für die Demokratie hin. Der Ordensmann hat das Konzept gemeinsam mit der Architektin Christiane Wolf und Kristian Körver, Pfarrer für Stadtkirchenarbeit beim Dekanat, umgesetzt. Er fertigte auch Holzschnitte an. Auf den bedruckten Blättern sind Kronen sowie Texte aus Bibel und Grundgesetz abgebildet. „In einer demokratischen Gesellschaft können wir nicht unhinterfragt die Krönung eines Königs bejubeln“, sagt Kristian Körver. „Aus christlicher Sicht kommt jedem Menschen die gleiche Würde zu, egal ob König oder Pommesverkäufer.“ Dekan Andreas Klodt betont: „Es ist nötig, über die Menschenwürde zu sprechen, wenn andere über Remigration faseln.“
Die Exponate weisen auf die christliche Botschaft: die Nächstenliebe. „Würde bezieht sich auch darauf, wie ich mit dem Du umgehe“, sagt Oppermann. Die Kronen sind dort platziert, wo die Archäologen Gräber gefunden haben. „Es ist ein Liebesdienst, jemanden zu beerdigen. Der Umgang mit der Sterblichkeit – auch er hat mit Würde zu tun.“ (wei)
Die Ausstellung ist bis zum 18. April zu sehen, samstags von 11.30 bis 15.30 Uhr, sonntags von 15 bis 17 Uhr.
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