Es ist ein besonderer Gottesdienst, der bereits im 5. Jahrhundert gefeiert wurde; die Ölweih-Messe, lateinisch: „Missa chrismatis“, in der Bischof Kohlgraf drei heilige Öle weiht: das Öl der Taufbewerber, das Kranken- und das Chrisamöl. Die Ölweihmesse ist am Montag der Karwoche um 17 Uhr im Mainzer Dom.
Das Öl und seine Bedeutung
Aus der Frucht des Ölbaums gewonnen, diente Öl im Mittelmeerraum als Nahrung, zu Beleuchtung und Körperpflege, sowie als Heilmittel. Im Orient gehört es heute noch zum Zeichen der Gastfreundschaft, für Gäste Salböl bereitzustellen, das die Haut entspannt und geschmeidig macht. Auch wir nehmen Öl vor oder nach einem Sonnen-„Bad“, um unsere Haut zu schützen; wir cremen uns mit einer Creme ein, ehe wir zu einer Festlichkeit gehen. Dass Öl geschmeidig macht, erklärt seine apotropäische, d.h. abwehrende Anwendung. In der Antike cremten sich die Ringkämpfer, -heute sind es die „Wrestler“-, damit ein, damit der Gegner abgleite, sie nicht zu fassen bekomme. Öl duftet und hat vor allem eine kosmetische Dimension. Im Alten Testament kennen wir drei Arten von Ölsalbungen: Priester wurden gesalbt (Exodus 40,5), Könige (1 Samuel 10,1) und Propheten (1 Könige 19,16). Der Retter Israels wurde im Judentum zurzeit Jesu als „Gesalbter“, hebräisch: Messias, griechisch: Christus erwartet; die Anhänger Jesu „Christianoi“ – „Gesalbte“ genannt (Apostelgeschichte 11,26).
Das Öl im Gottesdienst
Wie Brot, Wein und Wasser gehört das Öl zu den Naturelementen im christlichen Gottesdienst. Im 3. Jahrhundert brachten Christen neben Brot und Wein (Oliven)-Öl am Sonntag mit in die Kirche. Am Ende des Gottesdienstes wurde das Öl gesegnet, um es z.B. bei Krankheit in eigener Not oder der Angehörigen anzuwenden (Salbung des erkrankten Körperteils oder Trinken des Öls). Dieses Krankenöl geht auf Jesus selbst zurück, der die Apostel aussendet, für die Kranken zu beten und sie mit Öl zu salben (Markusevgl., Kap. 6,13). Vor allem der Jakobusbrief ist die wichtigste biblische Stelle für die Salbung von Kranken. „Ist einer von euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde (=Priester) zu sich. Sie sollen über ihn (den Kranken)= beten und im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird ihn retten und aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm verziehen“ (Kap. 5,14-15).
Das Öl der Taufbewerber (Katechumenenöl) wird heute vor allem verwendet bei erwachsenen Täuflingen. Sie erhalten es in der Vorbereitungszeit (Katechumenat) als Stärkung auf ihrem Weg der Christwerdung.
Das am meisten verwendete, bedeutsamste und wichtigste Salböl ist das Chrisam. Mit ihm werden die Neugetauften auf dem Scheitel und die Firmlinge auf der Stirn, die Hände der neugeweihten Priester und das Haupt des neugeweihten Bischofs gesalbt; bei einer Kirchweihe auch die Kirchenwände und der Altar. Dieses besondere Salböl kann nur der Bischof in der Chrisammesse weihen. Bei der feierlichen Weihe mischt er dem Öl Balsam hinzu. Im Mittelalter wurden mit dem Chrisam auch christliche Herrscher gesalbt. Die „Herrscherweihe“ drückte einerseits aus, dass der König sein Amt nicht nur aus Menschenhand erhalten hat; zugleich wurde die Verpflichtung deutlich, sein Amt im Sinne des göttlichen Willens auszuüben. Diese Tradition hat sich In England erhalten. Wie man lesen konnte, wurde bereits am 4. März das Öl für König Charles III. geweiht. Der griechische-orthodoxe Patriarch von Jerusalem und der anglikanische Erzbischof von Jerusalem haben in der Grabes- Auferstehungskirche zu Jerusalem das heilige Öl geweiht, mit dem Charles am 6. Mai dieses Jahres gesalbt wird. Das hl. Salböl wurde mit Sesam, Rose und Jasmin parfümiert. Charles Mutter Elizabeth wurde 1953 ebenfalls gesalbt. Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, wird die Salbung vornehmen, die aus Schamgründen wohl nicht zu sehen sein wird.
Am Ende der Ölweihmesse im Mainzer Dom überbringen Vertreter der Gemeinden die geweihten Öle in die Pfarreien des Bistums, denn sie werden vielfach an Ostern schon gebraucht. Die Chrisamsalbung bei der Taufe/Firmung/Priesterweihe bezeichnet die Gabe des Hl. Geistes, welche Christen die Teilhabe am königlichen und prophetischen Priestertum Jesu schenkt. Viele Priester, Diakone und Firmlinge nehmen deshalb gerne an dieser Feier teil. Wenn dann an Ostern Pfarrer/Diakone die Neugetauften mit dem vom Bischof geweihten Öl salben, wenn beauftragte Priester (Domkapitulare) mit diesem Öl in seinem Namen firmen, drückt sich auch die Verbundenheit mit ihrem Bischof aus, dem ersten Spender der Sakramente in der Diözese.
Und was geschieht mit den alten Ölen, die vom Vorjahr noch übrig sind? Sie werden nicht einfach entsorgt, sondern in der Osternacht im Osterfeuer verbrannt.