Ein immer wiederkehrendes Stichwort des Papstes ist der „Ablass“, der im Heiligen Jahr gewonnen werden kann. Vielen ist dieser Gedanke nur schwer vermittelbar, verbinden wir damit doch schwierige Vorstellungen und Praktiken, die nicht zuletzt zur Reformation geführt haben.
„Pilger der Hoffnung“ – unter diesem Motto wird Papst Franziskus am 24. Dezember 2024 in Rom das Heilige Jahr eröffnen. Alle 25 Jahre wird ein besonderes Jubiläumsjahr ausgerufen. In Rom wird der Papst die sogenannte Heilige Pforte symbolisch am Petersdom öffnen. Ein solches Jahr ist eine besondere Einladung, den Glauben zu vertiefen, persönliche und gemeinsame Schritte zu gehen, um Gott und dem Nächsten näherzukommen. Umkehr, Versöhnung, die Besinnung auf die eigene und die gemeinsame Berufung zum Christsein stehen im Mittelpunkt. Wir alle sind eingeladen, das Thema der Hoffnung auf dem Weg des Glaubens das ganze Jahr hindurch aufzugreifen.
Ein immer wiederkehrendes Stichwort des Papstes ist der „Ablass“, der im Heiligen Jahr gewonnen werden kann. Vielen ist dieser Gedanke nur schwer vermittelbar, verbinden wir damit doch schwierige Vorstellungen und Praktiken, die nicht zuletzt zur Reformation geführt haben. Dass man sich das Heil durch fromme Übungen oder gar durch Geldzahlungen erkaufen könnte, ist für mich kein akzeptabler Gedanke. Davon kann heute aber zum Glück keine Rede mehr sein. Gleichzeitig hilft es aber auch nicht, sich mit solchen Vorstellungen nicht auseinanderzusetzen. Ich will es für mich verstehen. Dahinter steht die Vorstellung, dass jede böse Tat eine Strafe nach sich zieht, also vor Gott Konsequenzen hat. Auch wenn Gott die Schuld vergibt, bleiben die Folgen für die Sünderin oder den Sünder. Barmherzigkeit und Vergebung machen die Folgen des Bösen nicht automatisch ungeschehen. Der Ablass ist aber die Zusage, dass Gott in seiner Barmherzigkeit auch für die unter den Folgen der Sünde Leidenden am Ende eine gute „Lösung“ findet und damit Gerechtigkeit schafft. So will ich es mit meinen Worten zu erklären versuchen. Es geht nicht um einen Handel, sondern um eine Haltung, die alle Schuld und ihre Folgen in Gottes barmherzige Hände legt, ohne sie zu verharmlosen.
Für mich übersetze ich die Möglichkeiten des kommenden Heiligen Jahres so: Ich lasse mich ermutigen zur Umkehr, zum Gebet, zum vertieften Empfang der Sakramente. Ich will mich bemühen, Gott und den Menschen mit mehr Liebe zu begegnen. Das Sakrament der Versöhnung und die Betrachtung der Heiligen Schrift können dabei eine wichtige Hilfe sein. Und ich lasse mich motivieren, ein Pilger der Hoffnung zu sein, der etwas von der göttlichen Zusage seiner Nähe in diese Welt ausstrahlen will. Unsere Welt braucht dringend solche Botinnen und Boten der Hoffnung. Ich lade alle herzlich ein, sich dieser Pilgerbewegung anzuschließen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit.
// + Bischof Peter Kohlgraf
Peter Kohlgraf ist Bischof von Mainz. Einmal im Monat schreibt er die Kolumne „Perspektiven“ für dieses Magazin.
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 8. Dezember. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf – 06131 253-451 oder E-Mail: RedaktionFML@bistumspresse.de