Am 2. Februar begeht die Kirche jedes Jahr den „Tag des geweihten Lebens“. Besonders die Ordensleute, Schwestern und Brüder, vergewissern sich ihrer Berufung in der Kirche und für die Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche. Es gibt auch andere Formen gottgeweihten Lebens, Menschen versprechen ein jungfräuliches Leben oder sie gehören einer der zahlreichen geistlichen Gemeinschaften an. Auch Ordensleute aus anderen Ländern sind bei uns präsent und bezeugen ihren Glauben in unterschiedlichen Diensten und Aufgaben.
Ich bin dankbar für die Glaubenswege und Zeugnisse dieser Menschen. Ich bin froh, dass in den verschiedenen Ordensgemeinschaften Menschen ein besonderes Zeugnis der Nachfolge Jesu geben. Seit den Anfängen der Ordensgründungen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, erinnern sie mit den sogenannten Ratschlägen des Evangeliums der Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsams an Grundhaltungen in der Nachfolge. Jesus selbst hat ehelos gelebt, er war für den Willen des Vaters verfügbar. Wer so in einer Gemeinschaft ehelos lebt, erinnert an die Lebenshaltung Jesu und seine Bereitschaft, frei zu sein für den Willen Gottes.
Die Bereitschaft, Gottes Wege zu gehen, können Menschen in jedem Lebensstand auf vielfältige Arten und Weisen zeigen und verwirklichen. Menschen, die in einer Ehe, Familie oder Partnerschaft leben, sind ebenso berufen, sich davon inspirieren zu lassen und verfügbar für den Willen Gottes zu sein.
Die Ordensleute geloben, den Verzicht auf persönlichen Besitz. Damit fragen sie uns alle an, wie sehr wir uns über den Besitz, das Haben, definieren. Zu oft bestimmen der Besitz und das Vermögen über das öffentliche Ansehen. Nicht der Besitz macht einen Menschen wertvoll, sondern das Menschsein als solches.
Gehorsam, was auch ein biblischer Begriff ist, kann missverstanden werden. Es geht in den Orden nicht um einen blinden Gehorsam. Jeder Christ und jede Christin ist zu einem verantwortungsbewussten und mündigen Gehorsam eingeladen. Dabei ist stets zu beachten, dass unsere eigenen Einsichten nicht immer der Wahrheit entsprechen müssen. Gehorsam richtet sich nach dem Wort Gottes, das sich immer wieder auch in den Einsichten anderer Menschen zeigen kann. Gehorsam meint dann, nicht nur den eigenen Willen zum letzten Maßstab zu machen.
Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam, die Ratschläge des Evangeliums, nach denen Ordensleute leben, sind Einladungen zu einer inneren Freiheit, zu einem Leben, das sich nicht vom eigenen Ich unterdrücken lässt. Ich lade Sie ein, sich zu einem christlichen Leben in innerer Freiheit motivieren zu lassen.
// + Bischof Peter Kohlgraf
Peter Kohlgraf ist Bischof von Mainz. Einmal im Monat schreibt er die Kolumne „Perspektiven“ für dieses Magazin.
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 2. Februar 2025. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf – 06131 253-451 oder E-Mail: RedaktionFML@bistumspresse.de