Der 15. Oktober ist der Gedenktag für die „Sternenkinder“. Dieser Begriff bezeichnet Kinder, die im Mutterleib sterben oder nach der Geburt diese Welt verlassen. Für Mütter, Eltern und Familien ist dies eine unglaublich schmerzliche Erfahrung. In der Frauenkommission des Bistums Mainz ist auch aufgrund eigener Betroffenheit der Wunsch entstanden, das Thema in unserer Seelsorge und den Gebeten aufzugreifen.
Mit Überzeugung unterstütze ich dieses Anliegen. Zum Gedenktag Allerseelen am 2. November werden wir den Gemeinden des Bistums Mainz eine Fürbitte anbieten, die sowohl die verstorbenen Kinder als auch die betroffenen Eltern und Familien in die Hände Gottes legt. Gott sei Dank werden heute auch verstorbene Kinder unter 500 Gramm von der Klinik beerdigt beziehungsweise ab diesem Gewicht den Eltern übergeben. Hier ist das Bewusstsein gewachsen, dass es sich um menschliches Leben handelt, das in Würde bestattet werden muss. Das gilt auch für die noch kleineren, ungeborenen Kinder, die den Eltern zur Bestattung anvertraut werden. Ich weiß aus meinem eigenen Freundeskreis, dass der Schmerz und die Trauer um das verstorbene Kind unabhängig von Gewicht und Schwangerschaftswoche sind. Der Abschiedsschmerz begleitet die Familien.
Auch die Kleinsten haben vor Gott einen Namen. Deshalb werden unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger gebeten, auch die verstorbenen Kinder beim Namen zu nennen. Denn Gott hat sie schon bei ihrem Namen gerufen, bevor sie im Mutterleib entstanden sind (Jeremia 1,5). Sie sind in seiner Hand. Es ist gut, dass Papst Benedikt XVI. 2007 die mittelalterliche Lehre vom „Limbus“ abgeschafft hat, wonach ungetaufte Kinder nicht in den Himmel, sondern nur in eine Vorstufe des Himmels gelangen könnten. Die „Sternenkinder“ finden ihre Heimat in Gott, und er möge auch die Eltern und Familien begleiten und stärken. Die Frage, warum sie nicht auf die Erde kommen konnten, werde auch ich nicht beantworten können. Wir werden auch unsere Fragen und unsere Trauer vor Gott bringen dürfen.
Unser kirchlicher Auftrag ist das Gebet und die Begleitung. Ich wünsche mir, dass Christinnen und Christen an der Seite der betroffenen Mütter, Väter, Geschwister und Familien bleiben und sich nicht vor den schwierigen Trauerprozessen verstecken. Möge der Gedenktag für die Sternenkinder das Bewusstsein für die Würde auch des ungeborenen Lebens stärken. Ich bin der Frauenkommission der Diözese Mainz sehr dankbar, dass sie auf dieses Thema aufmerksam macht. Das Gebet sollte über den Gedenktag im Oktober und den 2. November hinausgehen.
// + Bischof Peter Kohlgraf
Einmal im Monat schreibt Bischof Peter Kohlgraf die Kolumne „Perspektiven“ für das Magazin Glaube und Leben.
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 13. Oktober 2024. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf – 06131 253-451 oder E-Mail: RedaktionFML@bistumspresse.de