Auf dem Pastoralen Weg sind die Dekanate erste Schritte gegangen. Ihre Konzepte haben sie beim Bistum eingereicht. Beim Blick in die Papiere wird deutlich: Schwerpunkte zu setzen und auf manches zu verzichten, fällt schwer. Die Kirchenzeitung hat sich umgehört.
Vergangene Woche hat Bischof Peter Kohlgraf die Namen der Leiter der neuen Pastoralräume genannt. Auch die Zuschnitte – welche Pfarreien zu einem Raum gehören – sind nun offiziell. „Alle Voten der Dekanate wurden eins zu eins umgesetzt“, sagt Dr. Wolfgang Fritzen, Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg.
Aber welche inhaltlichen Schwerpunkte setzen die Dekanate? Was steht in den Konzepten? Sich bereits in der ersten Phase des Pastoralen Wegs auf bestimmte Themen zu fokussieren, das scheint für die Dekanate keine leichte Aufgabe gewesen zu sein. Abzulesen ist das an den Konzepten, deren Schwerpunktlisten oft lang sind. Zwar taucht ab und zu auf, was künftig weggelassen werden könnte. Doch beschränkt sich das auf Parallelangebote bei Gottesdiensten und Katechesen, aufgeblähte Bürokratie und Verwaltung, überholte Traditionen. Mehrfach heißt es in den Konzepten: Verzichten fällt schwer. Alexandra Haustein, Dekanatsreferentin im Dekanat Gießen, sieht die Arbeit am Pastoralkonzept als Daueraufgabe. „Das eingereichte Konzept stellt für uns eher eine Dokumentation der ersten Phase dar. In dieser Phase hat sich vor allem unser Bewusstsein für Kirche vor Ort verändert. Uns ist zum Beispiel viel deutlicher geworden, wie viele Kirchorte und kirchliche Einrichtungen es überhaupt gibt.“ Dass die Strukturfrage in der Phase I erst zu einem späteren Zeitpunkt platziert war, empfand sie als
geistige Bereicherung. „So haben wir in ganz neuen Bahnen denken müssen, nicht nur in der Kategorie Pfarrei.“
Das Dekanat Wetterau-West hatte bereits im Januar 2020 über den Zuschnitt seiner Pastoralräume abgestimmt. „Das Dekanat ist sehr heterogen“, sagt Dekanatsreferent Andreas Münster. „Der städtische Süden mit Bad Vilbel und den Stadteilen von Frankfurt und Bad Homburg hat andere Herausforderungen als die Dörfer und Kleinstädte in der Mitte und dem Norden.“ Daher seien kaum einheitliche inhaltliche Schwerpunkte benannt worden. Dennoch haben sich Themen herauskristallisiert wie Kommunikation und Ehrenamt. „Dieser Wille zur Kommunikation ist ein durchgehendes Thema im Dekanatskonzept.“ Ähnlich übergreifend werde in den Texten ein Bewusstsein für die Bedeutung des Ehrenamts deutlich, so Münster.
Das Dekanat Dieburg nennt drei Schwerpunkte: Jugendkirche, Sozialpastoral und Musik in der Kirche. „Wir haben unterschieden zwischen Aufgaben und Schwerpunkten. Schwerpunkte sind verbunden mit einer besonderen örtlichen und personellen Unterstützung“, erläutert Dekanatsreferent Andreas Reifenberg. So gibt es mit dem ehemaligen Dieburger Kapuzinerkloster bereits eine vielfältig genutzte Infrastruktur: Hier soll ein Ort für die Zukunft der Kirche geschaffen werden. „Die Sozialpastoral haben wir herausgehoben, weil sie sonst untergeht, wenn sie kein Schwerpunkt ist.“
Für die Kirchenmusik erhofft sich das Dekanat für die späteren beiden Pastoralräume einen eigenen Kantor. „Uns war es wichtig, Verbindliches zu verabreden, womit die späteren Pastoralteams und Gremien weiterarbeiten können“, betont der Dekanatsreferent.
„Die Dekanate haben viel geleistet, sie können stolz darauf sein“, betont Wolfgang Fritzen. „Damit ist eine gute Grundlage geschaffen, um jetzt konkrete Pastoralkonzepte für die Pastoralräume zu entwickeln.“ Zu der Diskussion, ob zuerst Strukturen da sein müssen, um Inhalte zu bestimmten, oder umgekehrt, sagt der Leiter der Koordinationsstelle: „Beides ist immer zusammen zu betrachten. Struktur und Inhalt trennen zu wollen, halte ich nicht für sinnvoll.“ Hier kündigt er Erleichterungen und zugleich Herausforderungen an. „Die Phase II wird viel konkreter. Dann geht es zum Beispiel darum, wie eine künftige Gottesdienstordnung aussehen soll, wie die Katechese der Erstkommunion organisiert werden kann oder wie die Sozialpastoral aufgestellt wird. Und es wird um Entscheidungen zu den Gebäuden, zur Verwaltung und zu den Finanzen gehen.“ Genauso werden wohl Themen auch kontroverser diskutiert werden als noch in Phase I. „Hier braucht es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Projektgruppen. Denn was die Projektgruppe Gottesdienst entwickelt, muss ja zu den Planungen der Projektgruppe Gebäude passen und umgekehrt.“
Wolfgang Fritzen findet es verständlich, dass die Dekanate in ihren aktuellen Konzepten viele Felder auf der Agenda hätten, die ihnen am Herzen liegen. „Denn es gibt wenig, von dem man sagen kann, es ist unwichtig.“ Auf der Ebene der Gemeinden und Kirchorte aber werde sich entscheiden, wo wirkliche Schwerpunkte gesetzt werden können: Wo ist beispielsweise die Seniorenarbeit angesiedelt oder die Jugendarbeit? „Dafür braucht es eine arbeitsteilige Herangehensweise und ein Arbeiten in Netzwerken. Die Frage lautet immer: Wie können wir uns die Aufgaben aufteilen?“
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 23.Januar 2022. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de