Predigen ist nicht gleich predigen

Michael Wagner-Erlekam (c) privat
Michael Wagner-Erlekam
Datum:
12. März 2025
Von:
Anja Weiffen/ Glaube und Leben

Wussten Sie, dass es mehr als zehn Formen gibt, das Wort Gottes zu verkünden? Die Liturgische Kommission im Bistum Mainz hat eine Handreichung zum Predigen veröffentlicht. Fragen des Kirchenmagazins "Glaube und leben" zu den Hintergründen.

Herr Wagner-Erlekam, Sie sind Vorsitzender der Liturgischen Kommission im Bistum Mainz. Was ist neu an der Handreichung zum Predigen, die die Kommission veröffentlicht hat?

Die Handreichung möchte die Pastoralteams in den Pfarreien zu einer größeren Vielfalt von Predigtformen ermutigen. Dazu zählen beispielsweise die katechetische Predigt, die meditative Predigt, die Lied- und Bildpredigt, die Themen- oder Dialogpredigt. Auch das Glaubenszeugnis gehört dazu. Diese Formen sind an sich nicht neu, sondern werden in der Handreichung im Überblick aufgeführt. Sie sind liturgie- und kirchenrechtskonforme Möglichkeiten, wenn aus pastoralen Gründen eine Gemeindereferentin oder ein Pastoralreferent anstelle der in der Messfeier vorgeschriebenen Homilie nach dem Evangelium predigt. Denn beide sind durch bischöfliche Sendung beauftragt, das Wort Gottes zu verkünden.

Was erhofft sich das Bistum mit dem Dokument?

Die Predigt in der Messfeier ist ein zentrales Element, in der Heilige Schrift, Liturgie und das Leben der Menschen in Beziehung zueinander gesetzt werden. Sie ist der hervorragende Ort, um die Frohe Botschaft zu erschließen und von Gott zu sprechen. Dies soll in einer größeren Vielfalt der Glaubenserfahrungen, also auch von nichtgeweihten Männern und Frauen mit einer entsprechenden Predigtausbildung, ermöglicht werden.

In der Einführung des Textes wird darauf hingewiesen, dass alle Christinnen und Christen als Volk Gottes Teil am prophetischen Amt Christi haben. Zitiert ist dieser Satz aus dem Konzilsdokument Lumen Gentium. Das Zweite Vatikanische Konzil ist jetzt 60 Jahre her. Warum gibt es so eine Handreichung jetzt?

Der Anstoß dazu kam im vergangenen Jahr von der Frauenkommission des Bistums Mainz. Sie befasste sich sehr intensiv mit der Frage, wie auch die Glaubenserfahrungen, die Kompetenz und die Sichtbarkeit von Frauen stärker als bisher im Dienst der Verkündigung zum Tragen kommen können. Daraufhin hat die Liturgische Kommission in enger Absprache mit Bischof Peter Kohlgraf die Möglichkeiten zusammengestellt, um diese Vielfalt bekannter zu machen. Auch der Priesterrat und der Diözesanpastoralrat haben sich mit der Handreichung befasst und sie mit großer Mehrheit unterstützt.

Inwieweit fließen Ergebnisse der Weltsynode mit ein?

Die Weltsynode hat in ihren umfänglichen Überlegungen zur Synodalität der Kirche deutlich gemacht, dass diese Synodalität Frauen und Männer befähigt, „an jedem Ort [!] und zu jeder Zeit das Evangelium authentisch und wirksam zu verkünden und zu bezeugen“. Die Handreichung wird also auch dem Grundanliegen des Abschlussdokuments der Weltsynode gerecht.

 

// Interview: Anja Weiffen

Michael Wagner-Erlekam ist Seelsorge-Dezernent im Bistum Mainz und auch Vorsitzender der Liturgischen Kommission im Bistum.

 

Zur Sache

Die Frauenkommission im Bistum Mainz ruft in Zusammenhang mit der Handreichung theologisch ausgebildete Frauen auf, ihre Möglichkeiten in der Verkündigung mehr auszuschöpfen. Das Projekt „Frauen verkündigen – Gebt Zeugnis von Eurer Hoffnung“ startet am 8. März, dem Weltfrauentag. Ziel ist es, dass wenigstens einmal im Monat eine Pastoralreferentin beziehungsweise Gemeindereferentin die Verkündigung im Sonntagsgottesdienst übernimmt. Mehr Infos: www.bistummainz.de/frauenkommission

Die Handreichung kann hier heruntergeladen werden: https://tinyurl.com/4z7nsfye

 

 

aussicht.online/kirchenzeitung/

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 15. März 2025.  Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf – 06131 253-451 oder E-Mail: RedaktionFML@bistumspresse.de