Auch im Bistum wird die tridentinische Messe gefeiert. Sie soll auf Anweisung des Papstes eingeschränkt werden. Bischof Peter Kohlgraf warnt im „Wort des Bischofs“, dass die Feier der „alten“ Liturgie kein Protestakt werden dürfe.
Das Motu Proprio „Traditionis Custodes“ vom 16. Juli 2021 von Papst Franziskus bewegt wahrscheinlich in unserem Bistum nicht viele Menschen, aber diejenigen, die es betrifft, sind emotional sehr bewegt. Es geht um die Zukunft der sogenannten „außerordentlichen“ Form der heiligen Messe, der tridentinischen Form der Eucharistiefeier.
Der Papst sieht in ihr einen möglichen Spaltpilz, der Diözesen und Gemeinden auseinanderbringt. Papst Benedikt XVI. hatte sie unter bestimmten Bedingungen erlaubt, der jetzige Papst schränkt die Möglichkeit ihrer Feier stark ein. Wer Papst Franziskus dafür kritisiert, sollte sich vergegenwärtigen, dass Papst Pius V., der diese Liturgie verbindlich gemacht hat, seinerzeit im 16. Jahrhundert eine radikale Beschränkung bisheriger liturgischer Vielfalt angeordnet hatte.
Papst Franziskus steht also in guter Tradition. Der Papst legt fest, was katholische Tradition und liturgische Praxis ist. In Klammern sei gesagt, dass manche, die jetzt den Papst kritisieren, ansonsten bedingungslose Treue von anderen zu ihm in anderen Fragen fordern. Mancher ist papsttreu, solange der Papst ihn bestärkt.
Im Bistum Mainz gibt es einige Orte, an denen die tridentinische Messe regelmäßig gefeiert wird. Manchen Gläubigen ist das Angebot sehr wichtig. Papst Franziskus hat eine Sorge, die er benennt. Sollten Menschen die ordentliche Form der Messe grundsätzlich ablehnen und daher die tridentinische Messe wählen, stehen sie nicht auf dem Boden der katholischen Lehre. Solche gibt es sicher, auch bei uns. Der Papst hat wohl recht. Manche, die die Liturgie nach dem Zweiten Vatikanum ablehnen, lehnen auch andere Themen ab: die Religions- und Gewissensfreiheit, die Bewertung des Judentums, die Haltung der Kirche zum Atheismus und zur modernen Welt und anderes. Da gibt es allerdings keinen Verhandlungsspielraum.
Es gibt sicher aber auch diejenigen, die diese „alte“ Liturgie schätzen aufgrund ihres Anbetungscharakters, der Stille, der Hinwendung aller Teilnehmenden Richtung Osten, dem wiederkehrenden Christus entgegen und der lateinischen Sprache als Sprache der römisch-katholischen Weltkirche.
Papst Franziskus gibt dieser tridentinischen Form eine Randfunktion. Es sollen sich keine neuen Gruppen bilden, junge Priester müssen eine besondere Erlaubnis haben, die Messe im außerordentlichen Ritus darf zukünftig nicht mehr zentral in Pfarrkirchen gefeiert werden. Als Bischof stehe ich im Dienst der Einheit. Wir werden gemäß der Weisung des Papstes Angebote machen. Bedingung ist, dass die außerordentliche Form der Eucharistie kein Protestakt gegen die ordentliche Form und die geltende katholische Lehre sein darf. Im Priesterrat werden wir darüber reden. Für die Zukunft rege ich an: auch die sogenannte nachkonziliare Liturgie darf in lateinischer Sprache gefeiert werden, vielleicht finden wir verlässliche Orte und Priester dafür. Auch die ordentliche Form der Eucharistie lädt ein zu Anbetung und Stille. Manchmal wird tatsächlich aktive Beteiligung mit Geschwätzigkeit und Aktionismus verwechselt. Die Gläubigen haben ein Recht auf eine gute Kultur der Zelebration gemäß den liturgischen Vorgaben.
Vielleicht nutzen wir das Motu Proprio dazu, im Sinne der Einheit an einer Gestaltung der Liturgie zu arbeiten, die Gott zu Wort kommen lässt und den Menschen wirklich ins Geheimnis der Hingabe Christi einführt. Das geht nun wirklich auch in der jetzig gültigen Form der heiligen Messe.
Ihr Bischof Peter Kohlgraf
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 5. September 2021. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de