Suchtgefahr durch Pandemie gestiegen

Hartmut Zielke (c) privat
Hartmut Zielke
Datum:
5. Mai 2021
Von:
Anruf: Anja Weiffen

Der Kreuzbund Bingen will Alkoholkranke und Suchtgefährdete in Pandemiezeiten mit einer neuen Hotline erreichen. Fragen der Kirchenzeitung an den Geschäftsführer Hartmut Zielke.

Brauereien mussten wegen ausgefallener Volksfeste und geschlossener Gaststätten Bier wegschütten. Zugleich wird von einer stärkeren Suchtgefahr gesprochen. Wird mehr oder weniger Alkohol getrunken? Welche Infos haben Sie?
Es gibt zwar aktuell einen Umsatzeinbruch beispielsweise für Brauereien, aber der Verkauf von Alkohol, etwa in Supermärkten, hat zugenommen. Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlichte im Juni 2020 Daten, wonach der Konsum von Alkohol im ersten Lockdown angestiegen ist. Dabei zeigte sich durch Umfragen, dass viel dafür spricht, dass die erhöhten Verkaufszahlen nicht durch Vorratshaltung, sondern in Teilen der Bevölkerung durch mehr Konsum entstanden sind.
Wie hängt das mit der Pandemie zusammen?
Sorgen um die Gesundheit – um die eigene und die von Verwandten und Freunden– haben durch Covid-19 zugenommen. Auch finanzielle Sorgen und Existenzängste verstärken sich. Langeweile und soziale Isolation spielen der Sucht in die Hände. Wer Alkohol trinkt, fühlt sich kurzfristig gut. Aber wer mehr Alkohol trinkt, kann schneller abhängig werden. Da braucht es niederschwellige Angebote – genau die bieten die Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes.
Wie ergeht es den Selbsthilfegruppen unter Corona? Warum gibt es die neue Hotline?
Wir hatten uns große Sorgen gemacht, dass in Krisenzeiten viele in alte Strickmuster verfallen. Aber in Bingen haben wir bisher weder Austritte aus den Gruppen noch Rückfälle erfahren. Unsere Gruppenstunden halten wir zu den gewohnten Zeiten in Videokonferenzen. Das klappt sehr gut. Dennoch fehlt für neue Rat- und Hilfesuchende ein angemessenes Angebot. Deswegen haben wir die Hotline geschaltet. Der Kreuzbund bietet damit zwar kein therapeutisches Angebot, aber bei uns können Menschen sich anonym und vertraulich an die ehrenamtlichen Mitglieder wenden. Damit können sie die nächsten Schritte in ein zufriedenes, nüchternes Leben tun. Auch kann man mehr über einen angemessenen Umgang mit dem Suchtproblem eines Nahestehenden erfahren und wie man als Angehöriger für sich selbst sorgen kann.


Anruf: Anja Weiffen

Hotline Kreuzbund Bingen: Telefon 0179 / 5 02 78 35
Mehr im Internet: www.kreuzbund-bingen.de

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 9. Mai  2021. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de