„Viele Jugendliche verzweifeln“

Churches for Future, Bingen (c) C4F-Bingen
Churches for Future, Bingen
Datum:
20. Jan. 2023
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Lützerath ist zum Symbol für harten Widerstand gegen Kohleabbau geworden. Aktivisten wie Fridays for Future fordern konsequenten Klimaschutz. Wie steht Churches for Future (Kirchen für die Zukunft) in Bingen zu der Debatte? Die Kirchenzeitung berichtet darüber in der aktuellen Ausgabe.

Was darf Klima-Protest? Diese Frage steht in der medialen Debatte über Lützerath oder Aktionen der „Letzten Generation“ oft ganz oben. Doch Martin Grüger von Churches for Future (C4F) in Bingen findet: „Wir beschäftigen uns viel zu sehr mit den Methoden der Proteste. Dabei gerät aus dem Blick, wie gefährlich gerade die Klima-Situation ist und wie schlecht die Zukunftsaussichten für junge Menschen sind.“ „Ein moralisches Armutszeugnis“ Martin Grüger ist Ingenieur, hat beruflich mit Energie und Photovoltaik zu tun, engagiert sich als Christ im Bündnis Churches for Future. Zudem gehört er zu den Scientists for Future (Wissenschaftler für die Zukunft). Bei einem Treffen in der vergangenen Woche haben die Mitglieder von Churches for Future in Bingen sich über die Geschehnisse in Lützerath verständigt. Der Jugend fühlt sich die Binger Gruppe, die vor allem aus Engagierten über 50 Jahren besteht, sehr verbunden, auch wenn C4F selbst weniger aktivistisch auftritt. „Wir haben selbst mitbekommen, wie viele Jugendliche verzweifeln, weil sie sehen, wie wenig Wirkung ihr Protest zeigt, dass die Temperaturen unaufhaltsam weiter steigen und immer mehr Arten sterben“, schreiben die Mitglieder der Gruppe in einem Statement. „Die Jungen sehen gegenwärtig deutlich, wie die Generation ihrer Eltern und Großeltern ihre eigene Zukunft verfrühstückt.“ Lützerath sei zum Symbol geworden gegen diejenigen, die „auf dem Highway zur Klimahölle sind, mit dem Fuß auf dem Gaspedal“, wie die Binger Mitglieder UN-Generalsekretär António Guterres zitieren. Was für Lützerath zwischen der dortigen Landesregierung und dem Energiekonzern RWE „rechtlich verbindlich ausgehandelt wurde, ist gleichzeitig ein moralisches Armutszeugnis, dass man gemeinsam Jahrzehnte zu spät angefangen hat, umzusteigen“, so C4F. C4F Bingen will 2023 „durchstarten“ Zum Engagement in Bingen berichtet Martin Grüger, dass Churches for Future in diesem Jahr „durchstarten“ möchte. 2019 hatte sich das Bündnis gegründet und wurde durch die Pandemie ausgebremst. Für 2023 kooperiert es mit der Volkshochschule Bingen und hat eine Reihe von Veranstaltungen geplant, wie etwa zur „Gemeinwohlökonomie“ oder zum „Verpackungsfasten“. Auch eine Führung durch das Frankfurter Senckenbergmuseum „Auf den Spuren des Klimawandels“ steht für das zweite Halbjahr auf dem Programm. Highlight soll ein Fest am Pfingstmontag sein, mit Gottesdienst, Vorträgen und Musik. „Wir wollen als Kirchen öffentlich in Erscheinung treten, und diese Mischung aus Fest und Inhalten kommt gut rüber und bindet auch die Jugend mit ein“, sagt Grüger. In der Fastenzeit veranstaltet Churches for Future Bingen fünf Vortragsabende in der Stadtbücherei Bingen, den ersten am 28. Februar zu „global fasten – regional einkaufen“ mit Steffen Bischof, Genußgarten, Bingen- Kempten, von 19.30 bis 21 Uhr.
Mehr auf: www.churches-forfuture- bingen.de

Zur Sache

Das Bündnis

Churches for Future Bingen ist ein ökumenisches Bündnis christlicher Gemeinden in Bingen, das sich vor Ort und in den einzelnen Kirchengemeinden für Klima- und Umweltschutz einsetzt. Dazu gehören die katholische Pfarrgruppe Bingen sowie drei weitere Gemeinden von evangelischer und freikirchlicher Seite. Churches for Future Bingen kooperiert mit lokalen Initiativen, wie etwa anderen for-Future- Gruppen. Die Gruppe informiert, organisiert Veranstaltungen, setzt sich im bundesweiten Kirchenbündnis ein und nimmt an Kampagnen teil. (Quelle: www.churchesfor- future-bingen.de)

 

 

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