Fast zehn Jahre lang gibt es den Bundesfreiwilligendienst. Auch für Erwachsene. 27+ heißt das bei Ute Friedrich, die sich bei der Caritas im Bistum um die Stellen für „Ältere“ kümmert. Wie wird der Dienst genutzt? Und warum?
Vom Umdenken wird gerade viel gesprochen. Die Auszeit der Coronakrise nutzen. Die Pandemie hat Menschen, Unternehmen, ganzen Staaten durch das Herunterfahren der Wirtschaft gezwungenermaßen eine Auszeit beschert.
Für sich persönlich träumen viele Menschen davon, mal aus dem Alltagstrott auszusteigen, was Neues zu machen, sich beruflich und existenziell zu orientieren. Aber es ist etwas anderes, das Ruder selbst in der Hand zu haben, als plötzlich vor dem Nichts zu stehen. Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) bietet Ersteres. Die Chance, Zeit ein paar Monate lang anders zu nutzen als sonst und dabei etwas Sinnvolles zu tun, das gesellschaftlich anerkannt ist. Auch Älteren steht der BFD offen im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das für junge Menschen gedacht ist.
Ute Friedrich kümmert sich beim Diözesancaritasverband in Mainz um die BFD’ler, die älter als 27 Jahre sind. Die Zahl der BFD-Stellen vergibt das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben – ehemals Bundesamt für Zivildienst – an die jeweiligen Wohlfahrtsverbände pro Bundesland, erläutert die Caritasmitarbeiterin. „Wir können 100 mal zwölf Monate im Jahr vergeben. Pro Jahr treten bei uns insgesamt 85 bis 90 Personen einen BFD an.“ Im Durchschnitt sei ein Drittel davon über 27 Jahre alt. „Derzeit haben wir rund 20 Freiwillige über dieser Altersgrenze“, sagt Ute Friedrich. „Fünf davon unter 30, drei über 30, vier über 40, sieben über 50 und zwei über 60 Jahre alt.“ Was auffällt ist, dass sich viele von ihnen in der Altenhilfe engagieren. „Aktuell leisten zehn von den 23 BFDlern 27+ einen Dienst in der Altenhilfe“, sagt Ute Friedrich. Aber auch in der Kinder- und Jugendhilfe, im Bischöflichen Jugendamt, in einem Caritaszentrum, in einer Kita, in zwei Pfarreien und in einem Kloster sind BFD’ler im Bistum Mainz aktiv.
Dass Freiwilligendienstler nach ihrem Dienst in einen Beruf der Altenhilfe oder als Erzieherin einsteigen, sei nicht selten, berichtet Ute Friedrich. Gerade die Jüngeren nutzten den BFD für eine berufliche Perspektive. Auch Menschen aus dem Ausland setzen auf den BFD. Sie können in diesem Zeitraum Deutsch lernen und sich zugleich auf einen Beruf vorbereiten. „Wir haben zum Beispiel viele Freiwilligendienstler aus Südamerika, die Ärzte werden wollen“, sagt die Caritasmitarbeiterin. Insgesamt seien die Zugänge zum BFD aber sehr unterschiedlich.
Und den BFD als Überbrückung in einer Krise nutzen? Wie etwa aktuell? „Das gibt es tatsächlich, kommt aber nicht so oft vor. Zudem muss man sich diese Auszeit leisten können.“ Denn neben der Verpflegungskostenpauschale gibt es nur ein Taschengeld. Friedrich: „Wäre eine kostenlose Unterkunft im Dienst inbegriffen, käme man mit so einem Betrag besser über die Runden.“
Diesen Bericht und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 16 .August 2020. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de