Martina Patenge ist Exerzitienbegleiterin im Bistum Mainz. (c) privat

Von der rechten Sorge

Martina Patenge ist Exerzitienbegleiterin im Bistum Mainz.
Datum:
Mi. 29. Apr. 2020
Von:
Fragen: Anja Weiffen

Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

Von der rechten und der falschen Sorge“: So lautet eine Überschrift in der Einheitsübersetzung der Bibel (Matthäus 6, 19 – 34). Wie gelingt die rechte Sorge in Krisenzeiten wie diesen? Antworten von Martina Patenge.

 

Nicht nur die Corona-Krise zeigt uns, wie zerbrechlich Leben, Wohlstand und Versorgung sein können. Auch die Sorge um den Klimawandel erschüttert Gewissheiten. Wie kann die Bibelstelle im Licht von Notzeiten gedeutet werden? Zu Jesu Zeiten gab es Notzeiten ja sicher auch.

Schon damals haben die Leute über Jesus und seine Bergpredigt den Kopf geschüttelt. „Macht euch keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?“ (Matthäus 6,31) sagt Jesus zu Menschen, von denen viele arm sind. Sich keine Sorgen machen – das klingt fast zynisch gegenüber Menschen, die ohnehin nicht viel haben. Aber Jesus will ihren Blick weiten: Beschäftigt euch nicht ausschließlich mit euch selbst. Seht zu, dass ihr in der alltäglichen Sorge Gott nicht aus dem Blick verliert!

Und wie können wir heute diese Rede verstehen?

Es ist eine große Rede vom Umdenken: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Matthäus 6,21) Das sagt alles! Spätestens die Corona-Krise zeigt, dass unsere menschliche Vorsorge nur bedingt funktioniert. Sie wirkt wie frühere (und aktuelle) Kriege – denn sie zerstört vieles, was bisher sicher schien. Wir Menschen haben nicht alles im Griff. Dagegen steht: „Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Sucht also zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Matthäus 6,33). Es geht um ein großes Umdenken: mehr Gottvertrauen statt dem ausschließlichen Vertrauen in die eigenen Kräfte.

Wie kann aus geistlicher Sicht unterschieden werden zwischen ängstlicher Sorge und vernünftiger Vorsorge?

Leichtsinn ist keine geistliche Haltung! Überängstlichkeit aber auch nicht! Unser Leben und unsre Schöpfung sind uns anvertraut, damit wir sie pflegen und erhalten. Bei allem, was ich tue oder unterlasse, sollte ich immer die Frage stellen: Führt das, was ich jetzt vorhabe, wirklich zu mehr Leben, Hoffnung und Glauben? Oder, anders gesprochen: Führt es mich zu Gott?

Was können Jesu Worte aus Matthäus 6, 19-34 uns gesamtgesellschaftlich lehren? Die Menschen horten ja viele Schätze. Und wer reich ist, scheint dafür belohnt zu werden …

Jesus gibt darauf eine klare Antwort: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6,24). Wo alles nur noch auf Geld, noch mehr Geld, Genuss und immer noch mehr Wachstum ausgerichtet ist, leidet das Leben – und leidet diese Erde. Tragische und vor allem zerstörerische Folgen sind die Umweltkrise und die Armutskrisen dieser Erde. Als Christin kann ich das nicht ignorieren.

Wie sieht es aus mit der Sorge um meine Mitmenschen, meinen Nächsten? Ist aus geistlicher Sicht da ebenfalls von einer Unterscheidung zwischen rechter und falscher Sorge zu sprechen?

Das kann tatsächlich etwas knifflig sein. Denn es ist wichtig, genau zu unterscheiden: Kinder können zum Beispiel wirklich nicht für sich sorgen. Also müssen andere selbstverständlich die Sorge übernehmen. Solange jemand aber nicht derart hilfsbedürftig ist, möchte ich die Selbstbestimmung dieser Person achten und ihr auch nicht abnehmen, was sie selbst für sich tun kann. Im besten Fall kann ich Hilfe zur Selbsthilfe anbieten.

 

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