Was darf man sagen – und was bleibt tabu?
© Bistum Mainz/Julia Hoffmann
Michel Friedmann, Bischof Peter Kohlgraf, Mo Asumang, Ronen Steinke
Datum:
25. Juni 2025
Moderator und Publizist Michel Friedman hatte zum SWR Demokratieforum aufs Hambacher Schloss geladen. Seine Gäste waren am 17. Juni der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, die Filmemacherin Mo Asumang und der Rechtswissenschaftler und Journalist Ronen Steinke. Im Mittelpunkt standen Fragen rund um das Thema „Tabu“: Wo gibt es heute noch Tabus? Sind diese grundsätzlich zu brechen oder können Tabus auch schützen?
Die Sendung entwickelte eine Diskussion über gesellschaftliche Tabus, Sprachverbote und die Kraft des offenen Dialogs, über Grenzüberschreitungen, gesellschaftliche Verantwortung und den Mut, Dinge beim Namen zu nennen.
Bischof Kohlgraf antwortete auf die Frage, ob er lieber über Tabus spreche oder Tabus breche, dass dies auf das Thema ankomme. Aber als jemand, der predigt, der bestimmte Themen anspricht, breche er zuweilen Tabus, die in der Gesellschaft bestehen. „Ich spreche über Tod. Ich spreche über Auferstehung. Ich spreche über Menschenrechte.“ Er spreche über diese Themen vielleicht manchmal auf eine andere Art als ein Politiker oder Journalist, aber das sei manchmal auch sein Beruf „nicht zu provozieren und Tabus zu brechen, aber Tabus zu benennen“.
Ein Tabu-Thema für Kirche sei Homosexualität, sprach Friedman an. Bischof Kohlgraf betonte im Gespräch, dass man die Textstellen aus der Heiligen Schrift zu Homosexualität immer vor ihrem Zeithintergrund verstehen müsse: „Ich nehme nicht einen Halbsatz aus der Bibel und sage: Das ist jetzt der Halbsatz, der unhinterfragt für alle gilt.“ Aus Bibelstellen zur Homosexualität könne man „nicht einfach zeitlos gültige, ewige Wahrheiten ableiten". Vielmehr müssten immer auch die heutigen Erkenntnisse der Humanwissenschaften berücksichtigt werden. Als studierter Theologe gehe er mit biblischen Texten anders um, „als sie nur als Steinbruch zu nutzen für meine eigene persönliche Meinung oder für eine kirchliche Lehrmeinung“.
Viele weitere Themen wurden gestreift und diskutiert – etwa Rassismus, Missbrauch, Macht. Wie steht es um die Aufarbeitung des Nationalsozialismus? Hat die Kirche ihre Rolle aufgearbeitet? Ein großes Thema war der Rechtsextremismus in der Gesellschaft. Wie kann Demokratie gelebt werden? Welche Auswirkungen können Tabubrüche haben? (red)
Die gesamte Sendung der Diskussionsrunde kann man in der ARD Mediathek abrufen: