 Die Schönstatt-Kapelle in Mulgoa, Australien, am 4. Januar, als Rauchwolken sie allmählich umhüllten. (c) kirchenzeitung

„Wind trieb Asche ins Haus“

 Die Schönstatt-Kapelle in Mulgoa, Australien, am 4. Januar, als Rauchwolken sie allmählich umhüllten.
Datum:
Mi. 22. Jan. 2020
Von:
VON ANJA WEIFFEN

Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

Bilder der Buschfeuer sind um die Welt gegangen. Schlagzeilen wie „Australien steht in Flammen“ beunruhigen. Im betroffenen Gebiet lebt Marilena Völler, Schönstätter Marienschwester und Abonnentin von „Glaube und Leben“.

Viel Zeit bleibt nicht, bis Veränderungen greifen

Kolleginnen erinnern sich an sie. Vor einigen Jahren war Schwester Marilena Völler zusammen mit einer Mitschwester in der Redaktion von „Glaube und Leben“ in Mainz. Zwei kleine Koala-Figuren hinterließ die treue Leserin der Bistumszeitung als kleine Aufmerksamkeit und Zeichen der Verbundenheit über Kontinente hinweg.
Marilena Völler lebt im Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern in Mulgoa, in der Nähe von Sydney an der australischen Ostküste. 63 Jahre lang ist Australien schon ihr Zuhause „und ich bin mit meinen 90 Jahren noch aktive Schneiderin für alle Belange unserer Gemeinschaft“, schreibt sie. Auf unsere Anfrage per E-Mail, wie sie gerade die Situation in Australien erlebt, antwortet sie ausführlich.

„Man kann leicht in der Falle sitzen“

„Ich habe die Brände in unserer unmittelbaren Umgebung seit Ende Oktober bis zum ersten Regen seit vielen Monaten am 16. Januar verfolgt. Die Lage unseres Schönstatt-Zentrums am Fuß der Blue Mountains ist wohl landschaftlich sehr schön, aber bei Brandgefahr unsicher. Unsere sechs Kilometer lange Straße hat keine Fluchtwege und endet im ,Busch‘ an einem Kliff etwa 150 Meter über einem Fluss entlang der Blue Mountains. Man kann leicht in der Falle sitzen, wenn uns die Zufahrt zur nächsten größeren Straße versperrt ist, wie es zwei Tage vor Weihnachten geschah, als ein Feuer unterhalb unseres Zentrums bei 46 Grad Hitze ausbrach und einen Stromausfall für vier Stunden verursachte. Die Feuerwehr war sogleich zur Stelle und konnte das Feuer noch rechtzeitig löschen.“
Seit Oktober war die Gemeinschaft von gewaltigen Bränden nördlich, westlich und südlich des Zentrums bedroht, die sich je nach Windrichtung näherten. „Tagelang waren wir in dichten Rauch gehüllt“, schreibt die Ordensfrau. „Der Wind trieb Asche in unser Haus. Und als die Temperaturen bis 48 Grad stiegen mit 50 Stundenkilometer Wind Geschwindigkeit, wurden wir vor glühender Asche gewarnt, die im Nu die total ausgetrocknete Natur um uns herum entzünden könne.“ Sie schildert dieses Ereignis genau: „An dem Tag hatten wir fünf unserer ältesten Schwestern – ich war auch dabei – in einem sicheren Haus in der Nähe des Meeres unterbringen können. Wegen der bedrohlichen Feuergefahr waren wir alle in ständiger Alarmbereitschaft, hatten unseren Evakuierungsplan bereit und eine Tasche mit wichtigen Papieren und dem Allernotwendigsten gepackt. Nicht viel kann man mitnehmen, wenn man dem Feuer entrinnen will.“

Trotz aller Gefahren die Hilfe Gottes erlebt

Bilder großer Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander gingen durch die Medien. Marilena Völler erzählt von ihren Erfahrungen: „Wir haben des Öfteren erlebt, dass Leute bei uns anriefen, sich nach unserem Befinden erkundigten, uns im Fall einer Evakuierung ihr Haus anboten und zu jeglicher Hilfe bereit waren.“ Die Arbeitsgemeinschaft religiöser Gemeinschaften habe zu einer Hilfsaktion von Geldspenden zur Unterstützung der Menschen in den Trockengebieten des Landes aufgerufen, schreibt sie.
„Die Angestellten unseres Hauses haben auf gegenseitige Geschenke an Weihnachten verzichtet und machten Päckchen für Frauen in den von Dürre betroffenen Gebieten, um ihnen und ihren Familien vor allem in der Weihnachtszeit eine kleine Freude zu bereiten. Es war erstaunlich, mit welch großem Eifer sich alle, auch wir, an dieser Paketaktion beteiligt hatten.“ Auf die Fragen, ob sie sich Sorgen macht, ob sie Hoffnung hat, schreibt Schwester Marilena: „Trotz aller Gefahren erlebt man in Australien die Nähe und Hilfe Gottes und so viel Schönes und Gutes durch die Menschen. Wo menschliche Hilfe bei der Weite und Größe und Vielfältigkeit des Landes unzulänglich ist, spürt man das Wirken Gottes und den Schutz der Gottesmutter. Das ist meine Erfahrung, die Ursache meiner Freude und Dankbarkeit in meinem Leben in Australien.“

Den Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 26. Januar

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