Das Ketteler-Grab in der Marienkapelle des Mainzer Doms

Das Ketteler-Grab in der Marienkapelle des Mainzer Doms

15. Sep. 2011

Domdekan Heinz Heckwolf erklärt die Bedeutung von und Besonderheiten in der Marienkapelle des Mainzer Domes, in der sich auch das Grab des "Sozialbischofs" Wilhelm Emmanuel von Ketteler befindet.

Die Botschaft von Bischof Ketteler lebendig halten!

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19. Nov. 2011

Interview mit Provinzoberin Sr. Liberata Ricker/ Schwestern von der Göttlichen Vorsehung über das Vermächtnis von Bischof Ketteler für heute.

Dokumentarspiel über Bischof Ketteler aus dem Jahr 1969

Mitte April 1969 wurden im Mainzer Dom Fernsehaufnahmen für ein Dokumentarspiel über den Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877) gemacht, der von 1850 bis 1877 Bischof von Mainz war. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) hat das neunzigminütige Dokumentarspiel „Bischof Ketteler" am Samstag, 1. November 1969, um 20.00 Uhr ausgestrahlt. Gedreht wurde das „Dokumentarspiel in Farbe" an Originalschauplätzen unter anderem auf der Liebfrauenheide, in Apsis, Mittelschiff und Kreuzgang des Mainzer Domes sowie in einer Berliner Kirche und in Kneipen und Plätzen in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Spandau. In Berlin war Ketteler 1849 zum Propst an St. Hedwig berufen worden. Die Hauptrolle hatte der Schauspieler Hans Caninenberg (1913-2008) übernommen, Regie führte Hans Dieter Schwarze. Das Drehbuch stammt von Bernd Grote und Hermann Kugelstadt.

Günter Schenk, der den letzten Drehtag im Mainzer Dom begleitete, beschreibt in der Deutschen Tagespost vom 25. April 1969 unter der Überschrift „Mit Schnauzbart und Radmantel" einige Szenen der Dreharbeiten mit rund 100 Komparsen. Über das Bemühen von Drehbuchautor und Regisseur, den Film möglichst authentisch und detailgetreu zu gestalten, heißt es: „So überreichten denn zwei Patres aus dem Mainzer Oblatenkloster - in prunkvollen Bischofsgewändern, wie anno 1850, Freiherr von Kettler alias Hans Caninenberg - den Bischofsstab, den man zu diesem Zweck eigens aus dem Dommuseum entliehen hatte. Währenddessen sammelte Dompräbendat Dr. Duffrer, der die historische Authentizität der kirchlichen Handlungen wahren sollte, die ausgeteilten Tedeum-Texte eilends wieder ein. Hatte man doch in der Filmproduktionen eigenen Gründlichkeit das ‚falsche' Tedeum verteilt."

Den Hauptdarsteller Caninenberg schildert Schenk mit folgenden Worten: „Faustischer Arbeitseifer und asketische Schlichtheit zeichnen den profilierten Schauspieler aus, der bereits als Pius XII. in Rolf Hochhuths umstrittenem Stück ‚Der Stellvertreter' eine kirchliche Persönlichkeit darstellte. So war es auch weniger die geschichtliche Gestalt des großen Mainzer Bischofs, sondern die ‚Requisiten', die Caninenberg vor Aufgaben und Probleme stellten." Dann wird Caninenberg wörtlich zitiert: „Ich habe eine gewisse Ehrfurcht vor Symbolen der Geschichte. Wenn mir als gegenwärtiger, kleiner Mitbürger der Bischofsstab Kettelers überreicht wird, so ist das zunächst erschreckend. Dies muss ich überwinden, um in meine Rolle zu finden. Das ist beim Theater einfacher. Dort ist gar nicht die Ambition vorhanden, einen Originalstab zu überreichen."

Im Mittelpunkt des Films stünden „Kettelers soziale Bemühungen und sein Einsatz für die Freiheit der Kirche". Und weiter schreibt Schenk: „Dass Kettelers Bemühungen um soziale Reformen nicht den Erfolg hatten, den er sich insgeheim erhoffte, lag nicht nur an der Institution Kirche, sondern auch an Ketteler selbst. Das Bewusstsein um die Würde des Amtes, aber auch um seine Herkunft - er stammte aus dem westfälischen Landadel - haben Kettelers Reformen ungemein erschwert, wenn nicht sogar teilweise scheitern lassen. ‚Ketteler war weder ein strahlender Heros der Amtskirche, noch des progressiven Kirchenteils', so Regisseur Schwarze, sondern ein einfacher, von einer Idee besessener Mann."

(MBN)

Hinweis:

Der Film eignet sich (in Ausschnitten) als Grundlage, um nach wie vor aktuelle Fragen zu diskutieren:

  1. Wer muss soziale Verantwortung übernehmen: Kirche, Staat oder die Wirtschaft?
  2. Wie ist das Verhältnis von Kirche und Staat?
  3. Thema Mindestlöhne
  4. Wie politisch dürfen/müssen Kirche und ihre Amtsträger sein?

Der TV-Film von 1969: Bischof Ketteler (88 Minuten Laufzeit) kann im Bildungswerk der Diözese Mainz ausgeliehen werden.