Ketteler war Kaffeetrinker

Farbe für die Füße: Bei der Ausstellung in der Mainzer Ketteler-Schule Anfang des Jahres präsentierte Schulleiter Rolf Müller-Calleja die Strümpfe des Bischofs. (c) Karin Weber / Kirchenzeitung

Persönliche Gegenstände des Mainzer Sozialbischofs waren in katholischer Schule zu sehen

Von Karin Weber

Herausragende Gestalten der Geschichte sind auch Privatpersonen. Bischof Ketteler zum Beispiel - bekannt durch sein besonderes Engagement für die Rechte der Arbeiter - hatte gern warme Füße...

Zwei hohe Vitrinen sind in der Raummitte platziert. Gut beleuchtet bieten sie dem Betrachter einen ungehinderten Blick auf die Exponate. Zum 200. Geburtstag des Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877) zeigt die Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Schule in Mainz eine Ausstellung. Blickfang sind persönliche Gegenstände des Bischofs aus dem Ordensarchiv der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung. Der Orden ist von Ketteler gegründet worden. Essbesteck mit eingestanztem Wappen Außer üblichen Gegenständen wie einen Messkelch, ein Gebetbuch, einen Rosenkranz und Gebetsvorlagen findet man auch Außergewöhnliches: etwa die Schuhe des Bischofs, die von der Mutter handgestrickten Socken, seine golden verzierte Kaffeetasse, Essbesteck mit dem eingestanzten Wappen und seine chinesisch anmutende Schnupftabakdose.

„Mein ganzer Stolz sind ein Stempel mit der Unterschrift und einer mit dem Wappen des Bischofs", erläutert Rolf Müller-Calleja. Der Leiter der berufsbildenden Schule konzipierte die Ausstellung zu Beginn des Jubiläumsjahrs 2011 für den Tag der offenen Tür seiner Bildungsstätte. Ein Rundgang durch die Sammlung beginnt mit Informationen zum Orden der Schwestern - Träger der Ketteler-Schule. Provinzoberin Schwester Liberata Ricker hat die Tafeln zur  Dokumentation der Geschichte des Ordens sowie des Lebens und Wirkens des Bischofs zur Verfügung gestellt.

In einer Ecke des Raums wird ein Film über den Ordensgründer gezeigt, es folgen persönliche Fotos und Tafeln mit Lebensstationen des Freiherrn. Auf orangefarbenen Fahnen sind inhaltliche Schwerpunkte geschrieben, die der Orden in der Tradition Kettelers heute noch als wichtig erachtet. „Dies sind aktuelle Übersetzungen der Originalzitate von Ketteler", erläutert Müller-Calleja. An der Station „Hotline zu Gott" können Schüler und Besucher der Ausstellung ihre Gebetsanliegen notieren, die die Schwestern in ihre Gebete aufnehmen. Zudem besteht die Möglichkeit, die wichtigste These des Bischofs (siehe „Zitiert") mit einem Faksimile seiner Unterschrift zu stempeln und mitzunehmen.

„Mir ist der interaktive Charakter dieser Ausstellung wichtig. Jeder Besucher sollte am Ende die Kernaussage Kettelers selbst besiegeln und mitnehmen können", sagt Müller-Calleja und ergänzt: „Das Ganze ist einmalig in dieser Präsentation und wurde nur möglich durch den guten Kontakt zu Schwester Claudia Vongehr, der Leiterin des Ordensarchivs in Mainz-Finthen."

Dieser Beitrag war auch in der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" Nr. 6 vom 6. Februar 2011 zu lesen. Die Ausstellung ist inzwischen wieder aufgelöst, die Erinnerung an den "Menschen Ketteler" bleibt aber erhalten.