Das Mittelmeer ein Friedhof?

Innenstadtgemeinden engagieren sich für Flüchtlinge

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Datum:
Mi. 26. Nov. 2014
Von:
Siegfried Kirsch
Soll das Mittelmeer ein großer Friedhof werden? Mit dieser nicht nur bildlich gemeinten Frage rüttelte Papst Franziskus am 25. November die in Straßburg versammelten Europaparlamentarier und die Öffentlichkeit auf, um auf das Los der Flüchtlinge hinzuweisen.

In Mainz ist der Exil-Iraner Behrouz Asadi inzwischen ein bekannter Mann. Umtriebig und umsichtig, redegewandt und engagiert widmet sich weitgereiste, seit Jahrzehnten in Mainz beheimatete Mann als zuständiger Referent der Malteser seiner Aufgabe: der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen. Zur Berichterstattung eingeladen hatte ihn der „Arbeitskreis Innenstadt", dem die katholischen Gemeinden von Dom und Quintin, St. Ignaz, St. Peter und St. Stephan sowie die portugiesische Gemeinde angehören.

Asadi beeindruckte mit Sachkenntnis und Engagement für die Nöte hunderter von Flüchtlingen, die in Mainz eine evtl. vorläufige neue und sichere Heimat gefunden haben und denen es trotzdem oft am Elementarsten fehlt. Traumatisiert von Flucht, Krieg und Verfolgung, der hiesigen Sprache und Lebensweise unkundig, krank oder schwanger leben sie in fünf oft behelfsmäßigen städtischen Gemeinschaftsunterkünften, sofern sie in keiner Wohnung untergebracht werden konnten. Unterstützt werden sie dabei von hauptamtlichen Sozialarbeitern, für die neuerdings der Personalschlüssel von 100 Flüchtlingen auf einen gilt sowie von einer großen Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter.

Große Hilfsbereitschaft und trotzdem...

Die Hauptaufgabe Asadis und aller Sozialarbeiter besteht darin, die aus vielen Ländern (vor allem Syrien) stammenden und allen Religionen und Ethnien angehörenden Menschen untereinander auf engem Raum zu integrieren und gleichzeitig Brücken nach draußen in die deutsche Gesellschaft zu bauen.
Asadi zeigte sich dankbar für die große Hilfsbereitschaft der Einwohner, ob Kirchengemeinden, Vereinen oder Einzelpersonen. Und trotzdem bleibe noch sehr viel zu tun.
Vorrangig sei die Unterbringung in einer Wohnung, wo Nachbarn, Schule, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Behörden erreichbar seien. Er bat die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und die anwesenden Pfarrer, dabei behilflich zu sein. Wer eine Wohnung vermieten könne, erhalte sofort und direkt von der Stadt zwei Monatsmieten als Kaution und die Miete selbst, für eine Person 360 € kalt, für zwei Personen 460 €, hinzu kämen die Nebenkosten. Weiterhin bräuchten viele hier Gelandete vor allem Hygiene-Artikel, Fahrräder, Kinderwagen und Fernseher.

Neue Unterkunft: Wormser Straße

Noch vor Weihnachten möchten die Gemeindevertreter in ihren Kirchen zu einer Sammelaktion aufrufen und sich schwerpunktmäßig ab Mitte Januar der Unterkunft in der Wormser Straße widmen, die z. Zt. noch erweitert wird. Um Sachspenden und Zeitspenden, d.h. Begleitung in verschiedenster Weise, wird dann wieder geworben werden. Denn für das nächste und übernächste Jahr werden jeweils 600 neue Flüchtlinge in Mainz erwartet.